Welche Rolle spielt das Ehrenamt in Zukunft?
Insgesamt 50 Teilnehmer besuchten den Kongress im Liborianum und tauschten sich darüber aus, wie die Gremienstruktur zukunftsfähig umgestaltet werden muss. (Fotos: Patrick Kleibold)
Wo kommt das Ehrenamt an seine Grenzen? In einem Modellprojekt wurde untersucht, inwiefern Ehrenamtliche in Gemeinden Mitverantwortung übernehmen können. Am vergangenen Wochenende fand der Abschlusskongress statt. Wie geht es jetzt weiter?
Paderborn (HEL/KLEI). Fehlende Priester und mangelnde hauptamtliche Mitarbeiter – die Bedeutung der Ehrenamtlichen wächst. Am vergangenen Wochenende fand im Liborianum der Abschlusskongress statt, bei dem die Ergebnisse der drei erprobten Modelle (siehe Infokasten) des Projektes diskutiert wurden. 53 Menschen nahmen teil und die Interessierten kamen hierfür nicht nur aus dem Erzbistum Paderborn. „Hildesheim, Münster, Fulda, Berlin, Rothenburg-Stuttgart, Köln und Aachen waren dabei“, berichtet Oliver Reis. „Das Thema brennt überall“, fügt der Professor für Katholische Theologie an der Universität Paderborn hinzu, der das Projekt mitbegleitet.
Der Priestermangel wirft in allen Diözesen folgende Fragen auf: Wie geht man mit Situationen um, die sich nicht so einfach mit dem Kirchenrecht vereinbaren lassen? Und wie kann man trotz der rechtlichen Grenzen das Ehrenamt stärken?
Anhand eines Planspieles, bei dem es um Konflikte zwischen Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen, zwischen Kirchenrecht und Handlungsdruck ging, arbeiteten die Teilnehmer des Kongresses in acht Kleingruppen die Bedürfnisse der Akteure, das Problem und verschiedene Lösungsansätze heraus. Die Ansichten variieren, doch es gibt überall einen entscheidenden Faktor: die Rolle des Erzbischöflichen Generalvikariates (EGV).
Das EGV – ein Problem für das Ehrenamt?
Während einige Gruppen zu dem Schluss kamen, dass das Mitwirken Ehrenamtlicher erst zum Problem werde, wenn das EGV sich einschaltet, behaupten andere das Gegenteil. So sagt Pfarrer Georg Schröder zum Beispiel: „Ich glaube nicht, dass das EGV ein Problem darstellt.“ Und auch Alexander Schlüter, Leiter der Abteilung Kirchenrecht im Erzbistum, stimmt ihm zu: „Probleme gibt es auch vor Ort.“ In einer anderen Gruppe wird dem EGV die Rolle eines Beratungsdienstes zugeteilt.
Eine wichtigere Rolle als das EGV spielen das Kirchenrecht und die Bischofskonferenz für die Umsetzung. Ein Verfechter der institutionellen Kirche ist Oliver Reis. „Das Recht zeigt die Grenzen auf“, ist er überzeugt. Die Rechtsstruktur der Kirche sehe er als Teil der katholischen Identität. Unter den Teilnehmenden melden sich aber auch andere Stimmen, die eine Umgehung nicht ganz so gravierend finden wie der Theologieprofessor. Annegret Meyer, Leiterin der Abteilung Glauben und Dialog im Erzbistum, spricht sich für konzentrierte Zentren aus, das gehe aber nur mit eigenständig organisierten Gruppen.
Hoher Leidensdruck
Diese eigenständige Organisation würde dann in den Gemeinden liegen. Doch welches Gemeindebild haben wir bzw. welche Aufgaben und Strukturen teilen wir ihr zu? Und was braucht es für eine Gemeinde? 50 Personen würden bereits reichen, sagt Reis. Andere sind der Meinung, dass auch zwei oder drei ausreichen würden und beziehen sich damit auf den Satz „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“.
Bei der Ausbildung von Ehrenamtlichen kommt die Idee auf, Ausbildungen zusammenzuführen, sodass die Leute verschiedene Rollen übernehmen können.
Im Laufe der Besprechungen kristallisieren sich zwei Themen raus, bei denen sich alle einig sind. Es braucht mehr Kommunikation und mehr Wertschätzung. „Ehrenamt passiert dort, wo ich mich für etwas engagiere. Für das Amt braucht es nicht nur mehr Wertschätzung, sondern auch eine andere Wahrnehmung“, so Dorothee Holzapfel, stellvertretende Leiterin für Katholische Erwachsenen- und Familienbildung Südwestfalen.
Während des Kongresses sind zudem die Problematik und der Leidensdruck deutlich geworden. „Wir haben keine Zeit mehr“, drängt Diözesanadministrator Bredeck und gleichzeitig appelliert er an das EGV, nicht zu schnell in die Geschehnisse vor Ort einzugreifen. Im Folgenden sei nun ein dreijähriges Projekt für die Hauptamtlichen geplant, erzählt Reis. Bis zur Pfarrgemeinderatswahl 2025 sei es nun jedoch erst mal das konkrete Ziel, ein Statut vorzubereiten, dass die Modelle wählbar sind. „Wir wollen uns dafür starkmachen, dass alle drei Modelle hinzu kommen und die Gemeinden eine Wahl treffen können.“
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