15.02.2018

Wenn der Heilige Geist weht

Sichtbare Ökumene auch in der ersten Reihe des Seitenschiffes (von links): Erzbischof Hans-Josef Becker, Präses Annette Kurschus sowie für die ACK Bielefeld Superintendentin Regine Burg, Dechant Klaus Fussy und Ursula Hagemann. Foto: EKvW

Bielefeld. Die in den vergangenen Jahren gewachsene ökumenische Gemeinschaft hat Erzbischof Hans-Josef Becker gelobt. Bei einem ökumenischen Vespergottesdienst in der evangelisch-lutherischen Neustädter Marienkirche in Bielefeld sagte er, Gottes Wort führe die Kirchen zusammen. „Der Heilige Geist hat in den letzten Jahrzehnten in unvorstellbarer Weise geweht. Seien wir dafür auch gemeinsam dankbar.“

In der Vesper, zu der das Erzbistum Paderborn, die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) eingeladen hatten, betonte Erzbischof Becker in seiner Predigt, der gemeinsame Gottesdienst sei ein Zeichen des guten überkonfessionellen Miteinanders in Westfalen.

Dass Christen gemeinsam Gottesdienst feiern, werde mehr und mehr selbstverständlich, freute sich Annette Kurschus, Präses der Evangelilschen Kirche von Westfalen. Denn eigentlich sollte gelten: „Wenn zwischen Christen verschiedener Konfessionen überhaupt etwas der Erklärung bedarf, dann nicht das, was wir gemeinsam tun, sondern das, was wir nicht oder noch nicht gemeinsam tun können.“ Schließlich seien Christen „von niemand anderem als dem Herrn der Kirche“ zum Eins-Sein im Gebet und zur gemeinsamen Ausrichtung auf Gott berufen und begabt. Der ökumenische Vespergottesdienst pflege und stärke „die langen und guten ökumenischen Beziehungen zwischen den ACK-Mitgliedskirchen und ganz besonders zwischen der Evangelischen Kirche von Westfalen und dem Erzbistum Paderborn“.

Die leitende Theologin der westfälischen Landeskirche erinnerte an die am 29. September 2017 gemeinsam mit der Lippischen Landeskirche unterzeichnete Erklärung „Ökumenisch Zukunft gestalten“, in der sich Protestanten und Katholiken zu konkreten Schritten ökumenischer Zusammenarbeit verpflichteten. „Ein solcher Schritt ist dieser Gottesdienst“, sagte Kurschus.

In seiner Predigt, die unter dem Leitwort „Verbum Domini manet in aeternum“ (Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit / 1 Petrus 1,25) stand, griff Erzbischof Hans-Josef ­Becker die ökumenischen Fortschritte des letzten Jahres auf: „Im Gedenken an die Reformation und die Neubesinnung auf das Wort Gottes und damit auf das Vertrauen auf Christus allein haben wir als evangelische und katholische Christen zahlreiche Gottesdienste miteinander gefeiert. Dank und Schuldbekenntnis für das einander zugefügte Leid hatten darin ihren notwendigen Platz.“ Gemeinsam, so Erzbischof Becker, wolle man über die konfessionellen Grenzen hinweg unter dem Wort Gottes bleiben. Auch für ihn ist der Aufruf „Ökumenisch Zukunft gestalten“ ein wichtiger Schritt, der den Christen in unseren Kirchen verdeutlichen und sie dazu ermuntern wolle, „im Vertrauen auf das Wort Gottes, das uns immer mehr zusammenführt, Christus und seine Botschaft – wo möglich – gemeinsam zu bekennen und in den Strukturen unserer Kirchen und Gemeinden noch erfahrbarer zu machen“. Diesem Ziel gelte auch das Kooperationsabkommen für den Religionsunterricht in allen Schulformen in Nordrhein-Westfalen, das neben der „Ermöglichung des Religionsunterrichtes in Diaspora-Situationen“ eben auch die Gelegenheit der „Erfahrung von Ökumene im Originalton“ gebe.

Mit Blick auf die Zukunft sagte Erzbischof Becker: „Wir wollen zunehmend unseren Glauben auch in der Öffentlichkeit bezeugen. Insbesondere durch die Feier ökumenischer Gottesdienste und gemeinsame missionarische Projekte.“

Kirchenmusikalisch gestaltet wurde der ökumenische Vespergottesdienst von der Choralschola der katholischen Pfarrgemeinde St. Jodokus (Bielefeld) unter der Leitung von Kantor Georg Gusia sowie dem Jugendvokalensemble „VokalTotal“ mit Bernd Wilden (Orgel). Die Gesamtleitung hatte Kirchenmusikdirektorin Ruth M. Seiler vom Evangelischen Stadtkantorat.

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