Wenn ein Elternteil ausfällt
Brilon. Es gibt Zeiten, da braucht es eine helfende Hand im Leben, etwa wenn Vater oder Mutter ausfällt. Krankheit, Kur, Geburt oder auch der Tod sind Bruchstellen im Familienleben, an denen der Alltag aus dem Takt gerät. „Dann werden wir gerufen“, sagt Rita Kowalski.
Sie gehört zum Team der Familienpflegerinnen des Caritasverbandes Brilon, einem Dienst, den es bereits seit 1954 gibt und von dem allein seit 2002 über 500 Familien betreut wurden. Mehr als 60 Jahre nach der Gründung hat sich jedoch die Art der Familienbande geändert.
„Früher kannten viele die Familienpflege nicht, weil die mehrere Generationen umfassende Großfamilie Ausnahmesituationen aufgefangen hat“, sagt die Familienpflegerin: „Heute ist das anders. Heute gehen die Omas selbst arbeiten.“ Oder die Generationen wohnen weit voneinander entfernt. Dann springt, wenn die Versorgung der Kinder nicht mehr gewährleistet ist, die Familienpflege ein.
Rita Kowalski nennt ein konkretes Beispiel: „Wenn die Mutter krank ist und der Mann beispielsweise im Schichtdienst arbeitet, dann kollidiert das schnell mit den Schul- und Kindergartenzeiten.“ Damit der Tagesablauf für die Kinder dennoch gewahrt wird, sind die Mitarbeiterinnen der Familienpflege extrem flexibel. Frühmorgens wecken sie die Kinder, richten das Frühstück, schauen, dass es pünktlich zur Schule oder in den Kindergarten geht. „Immer öfter haben wir aber auch spätnachmittags oder abends unsere Familieneinsätze“, erzählt die 55-Jährige, die seit 20 Jahren als Fachkraft in der Familienpflege tätig ist, mit Blick auf die Ganztagsschule. In den Jahren hat sich die Freude an ihrer Berufswahl nicht verringert. Ganz im Gegenteil: „Ich helfe gerne. Außerdem komme ich mit ganz unterschiedlichen Menschen in Kontakt. Familie kann heutzutage sehr facettenreich sein und ich finde es sehr interessant, wie Eltern und Kinder ihr Leben auf unterschiedlichen Wegen gemeinsam gestalten.“ Einigen Elternpaaren und Alleinerziehenden gibt Rita Kowalski, die als staatlich anerkannte Fachkraft Qualifikationen in hauswirtschaftlichen, pädagogischen und pflegerischen Bereichen besitzt, bei Bedarf auch praktische Alltagstipps mit auf den Weg und übt Routinearbeiten und Abläufe ein. Die Familienpflegerin besitzt eine Zusatzausbildung als „HOT-Trainerin“. „HOT“ steht als Kürzel für „Haushaltsorganisationstraining“. „Und das hilft dabei, dass der Haushalt Struktur bekommt und behält.“