Wenn man nicht mehr weiter weiß
Andrea Domke und Norman Tix sind Vereinsberater beim Sozialdienst katholischer Frauen und Männer im Kreis Gütersloh. Ehrenamtlich rechtliche Betreuer finden bei ihnen Unterstützung bei ihrer Aufgabe als Betreuer von Angehörigen, aber auch von fremden Personen. Es ist ein Ehrenamt, das mit ganz viel Dankbarkeit und einer großen Sinnhaftigkeit belohnt wird. Foto: Leskovsek
Rheda-Wiedenbrück. Noch immer haben viele Menschen Angst davor, „entmündigt“ zu werden. Doch die Entmündigung wurde mit der Betreuungsrechtsreform schon 1992 abgeschafft und durch eine rechtliche Betreuung ersetzt. Diese steht Menschen zur Seite, die ihre eigenen Angelegenheiten ganz oder teilweise nicht mehr selbst besorgen können. In diesem sozialen Arbeitsfeld ist der Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SKFM) für den Kreis Gütersloh intensiv engagiert.
Als eine sinnvolle Aufgabe, die oftmals mit sehr viel Dankbarkeit bezahlt wird, bezeichnen Norman Tix und Andrea Domke die Arbeit eines ehrenamtlichen rechtlichen Betreuers. Die beiden sind Vereinsberater beim SKFM für den Kreis Gütersloh, unterstützen ehrenamtliche Betreuer, betreuen aber auch selbst zusammen mit fünf weiteren Kollegen hauptamtlich zahlreiche Menschen. Psychische Erkrankungen, geistige oder körperliche Behinderungen, Sucht erkrankungen und Altersverwirrtheit sind Krankheitsbilder, die im fortgeschrittenen Stadium dazu führen können, dass Betroffene ihre eigenen Angelegenheiten ganz oder teilweise nicht mehr selbst besorgen können.
Sucht oder psychische Erkrankungen
In diesen und ähnlichen Situationen kann das Betreuungsgericht beim Amtsgericht auf Antrag einen Betreuer bestellen, der unter weitestgehender Selbstbestimmung des betroffenen Menschen die erforderlichen Entscheidungen trifft und Handlungen vornimmt. Den Antrag kann die kranke oder behinderte Person selbst stellen. Nur wenn mit ihr eine Verständigung über die Notwendigkeit der rechtlichen Betreuung nicht möglich ist, wird die Betreuung von Amts wegen durch das Betreuungsgericht angeordnet.
Oftmals wird diese Betreuertätigkeit durch Familienangehörige übernommen, weil das immer noch die beste Lösung ist. Eine gute Vertrauensbasis ist dabei sehr wichtig und Grundvo raussetzung, weil man als Betreuer die Vorstellung des Lebens eines zu Betreuenden weiterführen muss und seine Wünsche berücksichtigen sollte. Der SKFM unterstützt die ehrenamtlichen Betreuer, die vom Amtsgericht eingesetzt sind und eine rechtliche Betreuung führen, durch eine intensive Beratung, Informationen und Vorträge.
Freiwillige gesucht
Gerade für Menschen, die in ihrem Berufsleben wenig mit Behördengängen und Anträgen zu tun haben, sei es manchmal zu Beginn schwierig, den Verwaltungspart korrekt auszuüben, betont Andrea Domke. „Wir nehmen hier die Betreuer an die Hand und helfen ihnen.“ Sie ist beim SKFM für die Querschnittsaufgaben zuständig, koordiniert und vermittelt. Zum Glück gibt es auch häufig Menschen, die sich freiwillig melden, um eine ehrenamtliche Betreuung auszuüben, auch bei ihnen bislang fremden Personen. Freiwillige werden stets gesucht, weil der Bedarf nach rechtlicher Betreuung eher steigt und es oftmals keine in der Nähe wohnenden Verwandten oder Bekannten gibt, die sich diese Aufgabe zutrauen.
Rund 180 Personen werden derzeit allein beim SKFM im Kreis Gütersloh betreut. Bei einer Betreuertätigkeit geht es nicht darum, den zu Betreuenden zu pflegen oder seine Wohnung zu reinigen. Es geht vielmehr um das Ausfüllen von Anträgen, Hilfe bei Behördengängen, oftmals auch die Vermögenssorge, Wohnungsangelegenheiten, Gesundheitssorge und viele andere Dinge. „Die meisten Betreuten sind einfach unglaublich dankbar, dass ihnen die oft belastende Aufgabe des Schriftverkehrs abgenommen wird und sich jemand vertrauensvoll kümmert“, erklärt Norman Tix.
Aufwandspauschale
Für die ehrenamtlichen Betreuer gibt es eine jährliche Aufwandspauschale in Höhe von 399 Euro. Das Land finanziert und fördert diese Tätigkeit. Beim SKFM finden regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen statt, etwa der Erfahrungsaustausch mit anderen ehrenamtlichen Betreuern, Fortbildungen zur Bestattungsvorsorge, zur Vorsorgevollmacht und zu vielen anderen Themen.
In diesem Jahr musste bedingt durch Corona einiges ausfallen. Deshalb wurden auch die meisten Beratungen am Telefon durchgeführt. „Das war so manches Mal keine einfache Aufgabe, weil wir auch Betreuer haben, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind und Fragen am Telefon oft schwer zu regeln sind“, erzählt Domke. Der so sehr geschätzte kleine Dienstweg war einfach für einige Wochen blockiert. Doch so nach und nach kommt die Normalität zurück in das Büro des Sozialdienstes mit Sitz in der Lütkestraße 10 in Rheda- Wiedenbrück.