Wenn Menschen einsam werden
Mal allein zu sein kann ja auch ganz schön sein. Doch auf Dauer ist Einsamkeit bedrückend und belastend – ein zunehmendes Problem in unserer Gesellschaft. (Foto: Pixabay)
Es ist ein immer drängenderes Problem in der Gesellschaft: Einsamkeit. Damit setzte sich der Seniorenbeirat der Stadt Winterberg gemeinsam mit Caritas-Konferenzen und anderen Interessierten intensiv auseinander. Im Bildungshaus St. Bonifatius gab es dazu auch pastorale Hinweise.
Winterberg/Elkeringhausen. Im vergangenen Jahr hatte sich der Seniorenbeirat der Stadt Winterberg in verschiedenen Gesprächsrunden gemeinsam auch mit Vertreterinnen der örtlichen Caritas-Konferenzen des Problems der Einsamkeit angenommen. In der Folge lud der Winterberger Seniorenbeirat Interessierte ins Bildungs- und Exerzitienhaus St. Bonifatius in Elkeringhausen ein. Das Problem sei nicht zu unterschätzen, betont der Vorsitzende des Seniorenbeirates, Walter Hoffmann, denn in Nordrhein-Westfalen fühlten sich laut aktuellen Erhebungen etwa 15 Prozent der Menschen einsam.
„Einsamkeit kann Auswirkungen auf die mentale und körperliche Gesundheit der Betroffenen haben“, sagt Hoffmann. „Die soziale Isolation nimmt zu und wird plötzlich zu einem Problem, aber nicht nur bei der älteren Generation. Was ist, wenn keiner zum Reden da ist? Wenn keine Freizeitgestaltung oder regelmäßige Tätigkeit mehr möglich ist? So reduziert sich schleichend der Kreis der Kontakte, auch durch Krankheits- oder Mobilitätseinschränkungen.“
Alles, was die Kirche tut, soll der Gemeinschaft dienen
Der Direktor der Bildungsstätte, Pastor Andreas Rohde, beleuchtete das Thema Einsamkeit aus pastoraler Sicht: Entdeckt auch die Kirche dieses Thema als pastoral relevant? Und wenn ja, was kann sie aktiv beitragen? Pastor Rohde stellte an vier Grundvollzügen der Kirche dar, wo sich Kirche realisiert, nämlich in der Bezeugung des Glaubens in Wort und Tat (Martyria), im konkreten Dienst am Nächsten (Diakonia), beim Gottesdienst (Liturgia) und eben auch in der Gemeinschaft (Koinonia). „Daraus ergibt sich ihr pastorales Handeln, denn alles, was die Kirche tut, soll der Gemeinschaft dienen“, erklärte Pastor Rohde. „Dies scheint mir beim Thema Einsamkeit einer dringenden Erinnerung wert. Pastorale Arbeit vor Ort darf sich nicht in der Einseitigkeit eines kirchlichen Grundvollzuges, etwa der Liturgie, erschöpfen.“
Im Klartext bedeute dies: Die Hinwendung zum Nächsten sei Gottesdienst, weil man im Anderen Gott begegne. Daraus erwachsen dann auch die „Werke der Barmherzigkeit“: „Du gehörst dazu, ich höre dir zu, ich teile mit dir, ich besuche dich – das sind für mich die Grundlagen für eine zeitgemäße und dem Menschen zugewandte Pastoral, die uns auch bei den Überlegungen leiten kann, was die Kirche gegen Einsamkeit unter anderem tun kann“, betonte Pastor Andreas Rohde.
Kirche muss eine Pastoral des Willkommens aufbauen
Sein Fazit: „Wir müssen wieder eine Willkommenspastoral aufbauen, eine Anlaufstelle mit offenen Gesprächsangeboten.“ Die Kirche müsse generationsübergreifende Angebote schaffen, mit den Vereinen im pastoralen Raum, die dann der Einzelne annehmen könne.
Im Angebot müsse vor allem die Einladung sein, in dieses Netz an Beziehungen hineinzugehören, egal, welcher Konfession oder Religion man angehöre. „Das Ziel ist eine ganzheitliche Teilhabe, die sich an den Bedürfnissen des Menschen ausrichtet“, sagt Rohde.
In einer Diskussionsrunde wurden weitere unterschiedliche Möglichkeiten des Eingreifens bei einsamen Menschen und bei der „Behandlung“ von Einsamkeit besprochen. Zum Abschluss des Austausches richtete Walter Hoffmann als Vorsitzender des Seniorenbeirates der Stadt Winterberg einen dringenden Appell an die interessierten Zuhörer, das gesellschaftlich relevante Thema Einsamkeit in allen Gemeinschaften vor Ort anzusprechen.
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