Wenn Schranken abgebaut werden
In der Pizzeria hat Silvia Gau (2. v. r.) keine Probleme beim Bestellen, weil das Personal sie kennt. Für Menschen wie sie möchte das Projekt „Sokoor“ die Stadt Olsberg in Sachen Kommunikation zugänglicher machen.Foto: Mario Polzer
Olsberg. Zum Friseur gehen, eine Pizza bestellen, Brötchen kaufen, nach dem Weg fragen: Viele Menschen machen das im Alltag ganz selbstverständlich. Menschen, die wegen einer Behinderung in ihrer Kommunikation beeinträchtigt sind, stoßen dagegen oft an Grenzen. Zum Beispiel, wenn ihr Gegenüber sie einfach nicht versteht.
Das erfährt zum Beispiel Silvia Gau regelmäßig. Wegen einer sprachlichen Beeinträchtigung ist sie schwer zu verstehen. Wenn sie mit Freunden in der Pizzeria in Bigge essen geht, kommt sie inzwischen recht gut klar. Das Personal kennt sie und weiß, was sie gerne isst. „Schwieriger wird es beim Friseur, wenn ich mal etwas Neues ausprobieren möchte“, berichtet sie. „Das Risiko ist groß, dass das Ergebnis nicht meinen Vorstellungen entspricht, wenn ich nicht richtig verstanden werde.“ Dann wird dieses Nicht-Verstanden-Werden für Silvia Gau genauso zu einer Barriere wie für sie als Rollstuhlfahrerin eine Bordsteinkante oder Treppenstufen.
„Auch bei der Kommunikation können Barrieren abgebaut werden“, sagt Leonie Köpp. Sie leitet im Josefsheim das neue Projekt „Sokoor“ – das ist die Abkürzung für „Im Sozialraum kommunikativ und orientiert dabei“. Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren und wird von der Aktion Mensch finanziell gefördert. „Kommunikation ermöglicht es, Wünsche und Bedürfnisse, aber auch Unmut kundzutun sowie zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Kurz gesagt: Sie ermöglicht Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.“ Das Projekt richtet sich an Menschen mit sprachlichen, kognitiven und komplexen Behinderungen. Und natürlich richtet es sich an Gewerbetreibende, Vereine, Institutionen und öffentliche Stellen in Olsberg, die mit Unterstützung des Projektteams Barrieren bei der Kommunikation abbauen möchten.
„Wir kennen das aus dem Urlaub im Ausland: In vielen Restaurants in Touristenregionen sind Speisekarten schon lange bebildert, damit fehlende Sprachkenntnisse nicht dazu führen, dass Kunden nichts bestellen“, sagt Projektleiterin Leonie Köpp. Für die Pizzeria in Bigge kann das eine mögliche Lösung sein, Sprachbarrieren für Gäste mit Behinderung abzubauen. Das Antragsformular beim Bürgerservice ist da schon komplizierter. Hier kann die sogenannte Leichte Sprache helfen. Kurze Sätze und einfache Wörter machen Kompliziertes verständlich. Piktogramme helfen auch Menschen, die nicht oder nur eingeschränkt lesen und schreiben können. In diesem Zusammenhang ist auch die Stadt Olsberg als Projektpartner dabei.
Das Projekt „Sokoor“ möchte aber auch die Menschen mit Behinderung befähigen, sich mithilfe von sogenannter Unterstützter Kommunikation sicher in ihrem persönlichen Umfeld zu bewegen. „Das beginnt mit der Beratung und geht bis hin zu Hilfsmitteln“, erläutert Leonie Köpp. Zwei Beispiele: Menschen mit Kommunikationsschwierigkeiten können Bildkarten mit sich führen, die sie in einem Geschäft zeigen. Oder sie nutzen einen Talker, einen Computer, der eingegebene Texte als Sprache ausgibt.