Wer wird denn jetzt neuer Bischof?
Der Bischofssitz von Paderborn ist derzeit vakant. (Foto: Patrick Kleibold)
„Und, wer wird denn jetzt neuer Bischof?“ Das wird unsereins dieser Tage oft gefragt. Klar, als katholisches Magazin steht man natürlich unter einem gewissen Kompetenzverdacht, in vielen Fragen auch zu Recht, aber hier leider nicht. Denn vermutlich bzw. hoffentlich gibt es derzeit niemanden auf der ganzen Welt, der weiß, wer es wird. Spekuliert wird natürlich viel, das macht ja auch echt Spaß! Die Paderborner Lokalpresse zitiert bereits einen „Insider“, der gesetzte Kandidaten zu kennen glaubt, aber in der Kirche wirken nun mal andere Mechanismen als in der Politik. Es gibt keine gesetzten Kandidaten, dafür sind zu viele Unbekannte im Spiel.
Und so ist es auch nicht zwingend, dass Dr. Michael Bredeck, den das Domkapitel zum Diözesanadministrator gewählt hat, neuer Erzbischof wird. Zwar hat es im Erzbistum Paderborn eine gewisse Tradition, dass der Administrator auch Erzbischof wird, aber es hatte auch eine gewisse Tradition, dass ein Weihbischof Administrator wurde. Und das ist Bredeck nicht.
Legitim ist es aber sicher, seine Wahl als eine klare Unterstützung des Domkapitels für den Synodalen Weg und für das Zielbild 2030+, also den diözesanen Zukunftsweg, zu deuten. Letzteres ist eine Fortschreibung des Zukunftsbildes, das seine Handschrift trägt. In beiden Papieren geht es um eine deutliche Neuaufstellung der Kirche von Paderborn und dies mit einem klaren Blick für die zukünftige Rolle der Kirche in unserer Gesellschaft. Vom „ehrlich machen“ spricht Bredeck immer wieder, soll heißen: Wir werden unbedeutender, daher müssen wir uns als Kirche in gewisser Weise neu erfinden. Denn die fromme Stube, deren Drinsitzende immer alles korrekt machen, ist nicht der natürliche Lebensraum einer Kirche, die sich vom Herrn in die Welt gesandt weiß, um den Menschen das Reich Gottes zu verkünden.
„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute“
Bredeck hat zum „Aggiornamento“, der Leitidee des Zweiten Vatikanischen Konzil, promoviert. Dessen – sicher nicht zufällig – meistzitierter Satz lautet immer noch: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.“ Der Kirche also muss es um den Menschen gehen, daran kann man nicht oft genug erinnern.
Mit Bredecks Wahl sendet das Domkapitel nun ein zweites Signal wider den Mehltau, der sich über die Kirche gelegt hat. Das erste war die Einbeziehung von Gläubigen bei der Wahl des neuen Erzbischofs. Darauf wird man außerhalb des Erzbistums gelegentlich erstaunt angesprochen, im Sinne von: Ach guck an, so was in Paderborn?
Na ja, aber zurück zur Eingangsfrage: Wer wird denn jetzt neuer Erzbischof von Paderborn? Keine Ahnung, aber eins ist wohl ziemlich sicher: ich nicht!
Ihre
Claudia Auffenberg