25.01.2017

Wer’s glaubt, wird selig – eben!

Kann man sich das trauen? Loslassen? Ja, kann man!Foto: Mr. Nico/photocase

Die Seligpreisungen Jesu laden ein, auf die verändernde Kraft des Glaubens zu vertrauen.

von Monika Porrmann

Die Bergpredigt, quasi die Summenformel der Botschaft Jesu, beginnt nicht mit moralischen Forderungen, sondern mit den paradox anmutenden Seligpreisungen. Worin lag und liegt die gute, Hoffnung spendende, Leben bereichernde Botschaft dieser zentralen Sätze Jesu?

Die Vorgeschichte ist schnell zusammengefasst: Nach Stammbaum, dramatischer Geburtssituation und Ankündigung durch Johannes berichtet Matthäus vom ersten Auftreten Jesu. Mit wenigen Sätzen wird seine Sendung deutlich: die Botschaft vom Reich Gottes; Worte des Trostes und der Hoffnung, ­tatkräftig bestätigt durch konkrete Heilungen. Menschenmassen folgen ihm – ein
Ma­gnet für die Suchenden, Leidenden, Kranken, die auf Erlösung, Veränderung hoffen. Er wendet sich den vielen Menschen zu; nimmt sich Zeit; und sorgt dafür, dass jeder ihn gut verstehen kann. Und beginnt mit der Vision von gelingendem Leben. Er verspricht Menschen, die vom Leben gebeutelt sind, „Seligkeit“, Synonym für Glück, „Heil-Sein“, „Erlöst-Sein“ von allem Widerständigen. Heute klingt dieser Begriff fast kitschig an: Wer’s glaubt, wird selig. Eben!

Jesu Zusage meint die Veränderung aller Leidsituationen – nicht durch Aufstand, durch Kampf und all die seit Jahrhunderten praktizierten Versuche, mit Gewalt die Verhältnisse zu verändern. Sondern dadurch, dass man in der vermeintlich unerträglichen Situation die darin verborgene Sprengkraft zur Veränderung erkennt. Es geht um Grundhaltungen zum Leben, die auf den ersten Blick im Widerspruch zu allgemein anerkannten Lebenszielen stehen. Welcher Reichtum in der Haltung der Armut steckt; welche verändernde Kraft aus der Trauer, dem Verlust dessen, was für mein Leben so wichtig erscheint, entspringt; wie stark der Gewaltlose die Welt verändern kann. Wer diese Einstellung konkret lebt, denen verspricht Jesus das Himmelreich; die Verbindung mit, die Nähe zu Gott. Sie werden Gott schauen. Das heißt doch: jenseits unserer auf materielle Ziele verkürzten Weltsicht, jenseits jeder Not und erlebter Ungerechtigkeit, den Sinn des Lebens finden, selig sein, am Ziel sein.

Alles wird gut – nicht als Vertröstung, sondern als Ausdruck realer Hoffnung für die Menschen, die sich nicht auf die Selbsterlösung durch Macht, Gewalt und Vorteilssuche verlassen, sondern auf die Zusage Gottes. Er ermuntert uns, innerweltliche Glücksvorstellungen loszulassen, stattdessen die Grundhaltungen von Barmherzigkeit, Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Reinheit des Herzens zu leben.

Trauen Sie sich das? Loszulassen vom allseits propagierten Vorteilsstreben und naiv das Gute zu sehen? Erinnern Sie sich an die Reaktionen, wenn Sie sich gegen jede Erwartung barmherzig und Frieden stiftend verhalten haben? Oder selbst Barmherzigkeit, Geborgenheit, unverdiente liebevolle Zuwendung erfahren haben? Wie ist das mit unserem Hunger nach Gerechtigkeit – im persönlichen Umfeld wie auch angesichts struktureller und skrupelloser Gewaltstrukturen?

Die Bergpredigt beginnt mit dieser Zusage der Seligkeit, der Geborgenheit in Gott. Christus zeigt uns den Weg zum Reich Gottes, das mit ihm begonnen hat und das nur real wird, wenn wir uns zutrauen, die ganz anderen Wertmaßstäbe Gottes in unserer Welt umzusetzen. Und das ohne Selbst­überforderung, sondern nach unserem jeweiligen Vermögen. Papst Franziskus und so viele Menschen guten Willens trauen sich schon!

Zur Autorin: Monika Porrmann ist Diplom-­Theologin und stellvertretende Direktorin der Katholischen Landvolkshochschule „Anton Heinen“, Hardehausen.

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen