Wie eine Kirchenführung per Video Kinder begeistert
Gertrud Meyer erklärt bei der Kirchenführung die Altarbilder und die Figuren der Heiligen. Nikolas Geurten filmt sie dabei. Foto: Leskovsek
Rheda-Wiedenbrück. Eine normale Kommunionvorbereitung kann in Zeiten der Pandemie nicht stattfinden. Die Gemeinde St. Vitus in Rheda- Wiedenbrück hat aber einen anderen Weg gefunden, wie sie die Kommunionkinder erreichen kann – auch dank des Engagements von Kirchenführerin Gertrud Meyer und Pfarrgemeinderatsmitglied Nikolas Geurten.
Jesus hatte einen Opa
Gerne erzählt Kirchenführerin Gertrud Meyer Kindern die Geschichte vom heiligen Joachim, der als Figur in der St.-Vitus- Kirche in Rheda- Wiedenbrück hängt. Am liebsten erzählt sie es aber den Kommunionkindern im Rahmen einer persönlichen Führung. Sie staunen nämlich nicht schlecht, wenn sie hören, dass Joachim der Opa von Jesus ist. Dass Jesus genau wie sie auch einen Opa hatte, das hätten sie nicht gedacht.
Für die Kommunionkinder ist die Erforschung des Kirchenraumes sehr wichtig, weil sie durch die erzählten Geschichten und die dabei lebendig gewordenen Heiligen vieles abspeichern. „Das verbindet die Mädchen und Jungen mit ihrer Heimatgemeinde über lange Zeit“, ist sich die 84-Jährige sicher. Sie hat nie versucht, die Besucher mit Zahlen und Daten zu belasten, sondern vielmehr mit den kleinen Geschichten, die hinter den Figuren und Bildern stecken.
Kirchenführung als Film
Doch diese Führungen sowie Gruppenstunden, Weggottesdienste und Ausflüge, die sonst ganz selbstverständlich zur Kommunionvorbereitung gehörten, können zurzeit nicht stattfinden. Gemeindereferentin Claudia Becker hat lange überlegt, wie man diese Lücken am besten füllen kann. Regelmäßig bekommen die Kinder Taschen mit Arbeitsmaterial von ihr. Doch so ganz zufrieden ist sie damit nicht, weil es ihr zu unpersönlich wirkt.
Weil Nikolas Geurten im Pfarrgemeinderat aktiv und fit an der Videokamera ist, entstand die Idee, die Kirchenführung für die Kinder statt persönlich ersatzweise als kleines Filmchen zu gestalten. Der Film wird in diesen Tagen auf der Homepage eingestellt (der Link ist dann unter http://stvit.de/pgr/kirche zu finden). Die Kommunionkinder bekommen sofort Bescheid, wenn sie sich ihre virtuelle Kirchenführung anschauen können.
Auf Anfrage in die Kirche
Claudia Becker ist froh, dass ihre Idee so gut umgesetzt werden konnte und dass die Kinder diese kleine Kirchenführung nun zusammen mit ihren Eltern zu Hause erleben können. Sie hat passend zum Video Arbeitszettel erarbeitet. Wer mag, kann auf Anfrage auch in die Kirche gehen, um die angesprochenen Dinge direkt und live noch einmal anzuschauen. Becker kann sich gut vorstellen, dass der kurzweilige Film ihr auch später im Religionsunterricht noch hilfreich sein kann.
Zur Kirchenführung gehört die Geschichte der Kirche, wann sie gebaut wurde und warum sie erst 1913 einen Turm bekam. Vorher stand vor dem Eingang eine drei Stockwerke hohe Linde, in der Glocken angebracht waren. Deshalb ist die Linde auch bis heute das Wahrzeichen der Pfarrgemeinde geblieben und taucht auf Fahnen, Schildern und in Illustrationen auf. Auch auf dem Rasen vor der Südseite des Kirchenschiffes ist heute noch eine üppige Linde zu sehen.
Eltern zur Hand gehen
Gertrud Meyer erklärt auch die Geschichte des heiligen Vitus, der zu Tode gefoltert worden sein soll, was auch auf dem Gemälde im Altar zu sehen ist. Auf dem Bild hat Jesus einen Winkelmesser in der Hand. „Das soll uns nichts anderes sagen, als dass wir damals wie heute den Eltern zur Hand gehen müssen“, erklärt Gertrud Meyer. Dabei sagt sie den Kindern gerne, dass sie auch mal den Müll rausbringen können, beim Gemüseputzen oder mal im Garten helfen können. Obgleich Gertrud Meyer schon ein stolzes Alter erreicht hat, nimmt sie diese Aufgabe gerne wahr. „Das hält mich körperlich und geistig fit“, sagt sie. Die Kinder sind von ihr und ihrer Art zu erzählen auf jeden Fall angetan.
Vitus-Gebet auf Plattdeutsch
Besonders wenn sie am Ende noch das Vitus- Gebet auf Plattdeutsch spricht, sind die Kinder erfahrungsgemäß begeistert. Daraus ist auch schon einmal mehr entstanden. Vor zwei Jahren wollten einige Kinder unbedingt Plattdeutsch lernen und gründeten gemeinsam mit Gertrud Meyer eine Theatergruppe. Leider kam es aufgrund der Pandemie nicht mehr zur geplanten Aufführung.