02.06.2021

Wohin geht die Reise?

Studio-Gruppenbild in Elsen: Jan Hilkenbach (1.v.l.) und Nadine Mersch (2.v.l.) vom Vorstand des Diözesankomitees begrüßten Professor Hans Hobelsberger (3.v.l.) und Karin Kortmann als Referenten zum Synodalen Weg. Geschäftsführer Christian Föller (r.) organisierte unter anderem die Zuschauervoten über das Internet.Foto: Auffenberg

Paderborn-Elsen. Kameras und Computer statt direkter Begegnung: Im zweiten Jahr der Pandemie ist das fast der Normalfall. Für den Pfingstempfang des Diözesankomitees im Erzbistum Paderborn war es aber doch eine Premiere. Denn nach der kurzfristigen Absage des Treffens im vergangenen Jahr fand nun der erste Empfang unter Corona-Bedingungen statt. Live übertragen aus einem Studio in Paderborn-Elsen, zu sehen über Youtube mit einer entsprechenden digitalen Beteiligungsmöglichkeit – viel virtuelle Routine, trotzdem auch reichlich Spannung. Dafür sorgten Thema und Protagonisten: Karin Kortmann und Professor Hans Hobelsberger zogen eine Zwischenbilanz des Synodalen Wegs.

von Andreas Wiedenhaus

Karin Kortmann, Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und Mitglied des Synodalpräsidiums, mit der Insidersicht, Professor Hobelsberger als Pastoraltheologe und Rektor der KatHO Paderborn mit dem Blick des kritischen Wissenschaftlers auf den Synodalen Weg: zwei deutlich unterschiedliche Perspektiven, die zusätzlich dadurch interessant werden, dass beide ein Ehepaar sind.

Wenn Professor Hobelsberger in einer ersten Stellungnahme zur aktuellen Situation des synodalen Prozesses von der „Quadratur des Kreises“ sprach und Karin Kortmann „Vertrauen und Zuversicht“ betonte, war die Distanz klar. Der Pastoraltheologe sieht das Kirchenrecht als großes Hindernis: Hier seien Probleme wie die Tatsache, dass Beschlüsse der Synodalversammlung kirchenrechtlich nicht bindend seien, ungeklärt. „Wie gehen wir mit der Frustration um, wenn es letztlich daran scheitert?“ Für Hobelsberger „eine Falle“, den Erfolg oder Misserfolg des Synodalprozesses an der kirchenrechtlichen Umsetzung festzumachen. „Der Synodale Weg überschreitet die kirchenrechtlichen Rahmenbedingungen, die einer Synode gegeben sind“, lautet der Hauptkritikpunkt des Pastoraltheologen an der Struktur.

Prinzipiell pessimistisch will der Wissenschaftler aber trotzdem nicht sein. Denn die Kirche sei unabhängig von rechtlichen Rahmenbedingungen in ihrem Wesen „synodal“: „Die Bischöfe verfügen nicht über eine höhere Erkenntnisfähigkeit als das Gottesvolk.“ Hobelsbergers Appell in diesem Zusammenhang: die Chancen des Synodalen Wegs jenseits einer „kirchenrechtlichen Andockung“ zu entdecken und zu einer Verkündigung des Evangeliums an die „aktuelle Vorstellungswelt“ zu kommen. Eine solche zeitgemäße Form ist für Hobelsberger das Gesetz aller Evangelisierung.

Ein Punkt, den Karin Kortmann gern aufgriff. Sie betonte die „hierarchiefreien Räume“, die bisher die Diskussionen geprägt hätten. Es gehe auch nicht um den von einigen gefürchteten „deutschen Sonderweg“, sondern um eine Kirche, die in der Gesellschaft stehe und nicht in einem Refugium ein Schattendasein führe. Ihr Optimismus für den weiteren Verlauf des Synodalen Wegs, so die ZdK-Vizepräsidentin, begründe sich – unabhängig von „Problemthemen“ wie Frauenweihe oder Zölibat – in Entwicklungen, die der synodale Prozess sicherlich mit angestoßen habe: „Bei den Segnungsgottesdiensten für Liebende, die kürzlich stattgefunden haben, haben wir etwas erlebt, was niemand steuern konnte!“ Beispielhaft sei darin deutlich geworden, wie groß die Diskrepanz zwischen Lebenswirklichkeit und kirchlicher Moral mittlerweile sei. Wenn der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf öffentlich die Frage stelle, ob die theologischen Diskussionen wirklich noch die Themen der Menschen seien, stimme sie das ebenfalls optimistisch.

Solche Schritte sind für Professor Hobelsberger unabdingbar, wenn die Kirche aus ihrer Krise wieder herauskommen will. Definitiv gelinge das auch nicht, wenn sich die Verantwortlichen in einer Nische einrichteten, in der sie sich nur mit „Kirchenthemen“ befassten. Hobelsberger sieht die Kirche aktuell in einer „binären Falle“, gekennzeichnet durch zwei gegensätzliche Positionen: ein Lager, das die Rolle des Papstes als „Machtzentrum gegen Relativierung“, betont, und das andere, das sich genau gegen diese Zentralisierung wendet.

Eine zentrale Aufgabe des Synodalen Weges ist es für Hobelsberger deshalb, daran mitzuwirken, um einen „dritten Ort“ zu finden, an dem die beiden gegensätzlichen Positionen überwunden werden.

Eine Alternative gebe es angesichts der Tatsache, dass die Kirche aufgrund des Missbrauchsskandals einen Großteil ihrer Glaubwürdigkeit verspielt habe, nicht. Darin herrschte Einigkeit zwischen Karin Kortmann und ihrem Ehemann.

Weitere Infos unter: www.dk-paderborn.de

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