Wozu sind Sie da, Angelika Popp?
Blumen bringen Freude und Lebendigkeit in den Alltag. Das stelle ich jeden Tag aufs Neue fest. Wenn unsere Kundinnen und Kunden mit einem schönen Blumenstrauß unser Geschäft verlassen, so sehe ich überwiegend lächelnde und strahlende Gesichter. Das ich mit meiner Kreativität die Herzenswünsche anderer erfüllen kann, macht mich glücklich und zufrieden. Auch nach fast 40 Jahren als Floristin kann ich mir für mich keinen schöneren Beruf als diesen vorstellen. Was gibt es denn Besseres, als anderen Menschen mit Blumen eine Freude zu machen?
Besonders reizt es mich, gemeinsam mit den Kunden Konzepte für ihre ganz besonderen Feste und Anlässe zu erarbeiten, egal, ob es eine Hochzeit, eine Firmenfeier, eine Erstkommunionfeier oder ein Geburtstag ist. Das Leben ist spannend und noch spannender ist es, wenn man mit Rat, Tat und der eigenen Kreativität dazu beitragen darf, einem Fest einen besonderen Rahmen zu verleihen. Insbesondere für den schönsten Tag im Leben hat ein Brautpaar meistens ganz genaue Vorstellungen – auch, was die Dekoration mit Blumen angeht. Gerade dann zeigt sich, wie wichtig Blumen für die Stimmung einer Veranstaltung sind und welche Freude sie uns Menschen bereiten.
Doch hin und wieder erlebe ich leider auch traurige Situationen. Da wir Blumen nicht nur für schöne und festliche Feiern, sondern auch für Beerdigungen machen, können Freud und Leid sehr nah beieinander liegen. Dann gibt es auch schon mal sehr emotionale Momente. Ich erinnere mich noch sehr genau an den Tod eines achtjährigen Jungen, für dessen Beerdigung ich die Grabgestecke angefertigt habe. Das war schrecklich und hat mich sehr berührt. Das sind dann leider solche seltenen Momente, in denen auch Blumen kein Lächeln in ein Gesicht zaubern können. Doch auch in diesen schrecklichen Momenten haben Blumen, Trauersträuße oder Trauerkränze eine enorme Bedeutung. Sie spiegeln die Gefühle der Trauer wider, wenn jemand einen geliebten Menschen verloren hat.
Angelika Popp: „Jeder sollte sich an schönen Blumen erfreuen können.“
Und genau das ist es, was ich an den Blumen so sehr mag. Sie geben verschiedenen Situationen einen würdigen oder einen fröhlichen Rahmen und sie transportieren Emotionen. Wenn jemand einem anderen eine Blume schenkt, so ist das ein Ausdruck von Liebe, von Dankbarkeit oder von Wertschätzung. Dabei behilflich zu sein, das macht den Beruf der Floristin eben aus.
Ganz wichtig ist mir dabei, den Kunden aufmerksam zuzuhören, um zu verstehen, was sie sich konkret wünschen, denn die Auswahl an Blumen und die Möglichkeiten zur Dekoration sind in den vergangenen Jahren so viel größer geworden. Die Natur, die Floristik und die unterschiedlichen Menschen bieten heute so vielseitige Möglichkeiten, dass es wohl nie langweilig werden wird in meinem Beruf und dafür bin ich dankbar. Solange ich diesen Job machen werde – wenn es meine Gesundheit zulässt, dann gerne auch über das Rentenalter hinaus –, möchte ich, dass jeder meiner Kunden bei uns etwas Individuelles und Schönes bekommt, unabhängig davon, ob er viel Geld oder eher weniger zur Verfügung hat. Jeder sollte sich an schönen Blumen erfreuen können.
Zur Person
Angelika Popp (56) ist seit 38 Jahren Floristin. Seit zehn Jahren arbeitet sie im Blumengeschäft Cornielje an der Balhornstraße in Paderborn. Sie berät u. a. bei der Wahl von Brautsträußen, Autoschmuck sowie Saal- und Kirchendekoration und setzt ganz persönliche Wünsche bis ins Detail um.
Aufgezeichnet und fotografiert von Patrick Kleibold
Unsere Reihe Menschen im Erzbistum
Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der emeritierte Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten.