Wozu sind Sie da, Herr Maier?
Aufgezeichnet und fotografiert von Martin Schmid
Wozu sind Sie da, Herr Maier?
Ich bin dazu da, um Menschen zusammenzubringen und ihnen aufzuzeigen, wie sie selbst wirksam werden können, um Neues entstehen zu lassen.
Das zieht sich so wie ein roter Faden durch und gilt auch jetzt für meine Tätigkeit als Missio-Diözesanreferent. Das katholische Hilfswerk missio fördert weltweit Projekte u.a. zum Thema Menschenrechte und Religionsfreiheit. Ich bringe diese Themen dann hier in die Bildungsarbeit ein. Wir machen Aktionen wie den Klimapilgerweg, werben für das Lieferkettengesetz und bieten Bildungsveranstaltungen zum Beispiel in Zusammenarbeit mit der kefb.
Politik war schon früh ein Thema
Ich bin schon lange ein politischer Mensch. In der Schule haben wir Solidaritätsdemos organisiert, als 1991 die rassistischen Ausschreitungen in Hoyerswerda und anderswo in Deutschland waren. Katholisch sein und der Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit gehört für mich zusammen.
In meiner Heimatstadt Memmingen im Allgäu war ich Messdiener und bei der Landjugend (KLJB) aktiv. Aus diesem Hintergrund heraus habe ich soziale Arbeit und Religionspädagogik in Benediktbeuern in Oberbayern studiert, wo ich meine Frau kennenlernte.
Raus aus der Komfortzone
Danach ging es für mich raus aus der Komfortzone. Das Leuchten in den Augen meiner Kommiliton*innen, die vor dem Studium von einem Freiwilligendienst im globalen Süden zurückkehrten, hat mich angefixt. So bin ich nach dem Abschluss für 18 Monate als Missionar auf Zeit nach Bangladesch.
Diese weltkirchliche, interkulturelle und interreligiöse Lernerfahrung hat meinen Blick auf die globalen Zusammenhänge geweitet, mir neue Begegnungsräume eröffnet und meine berufliche und persönliche Entwicklung maßgeblich beeinflusst.
Viele Umzüge in wenigen Jahren
Und so blieb es weiter bewegt. Nach Stationen in Birmingham/England und Sankt Augustin arbeitete ich einige Jahre als Referent für weltkirchliche Partnerschaften im Bistum Limburg. Der Wunsch nach gelebter Solidarität im globalen Süden, nach Leben und Glauben im Alltag teilen, führte meine Frau und mich mit unseren Kindern dann für fünf Jahre in die Philippinen.
Als integrierte Berater*innen waren wir im Rahmen der personellen Entwicklungszusammenarbeit in der abgelegenen Bergregion im Norden der Philippinen tätig. Wir unterstützen das Bistum Bontoc-Lagawe die Familienpastoral neu auszugestalten. Zusammen mit den lokalen Referentinnen entwickelten wir ein Training für ehrenamtliche Familienbegleiter*innen. Mit dem zusätzlichen Angebot wurden Ehrenamtliche in den kirchlichen Basisgemeinden gestärkt, sich für junge Familien einzusetzen und Alleinerziehende zu unterstützen.
Wertvolle Erfahrung
Ohne meine vielen beruflichen Stationen wäre ich heute nicht da, wo ich bin. Ich liebe es, Menschen auf ihrem Weg zu begleiten. Jeder und jede ist berufen, sich mit dem was er oder sie mitbringt in Kirche und Gesellschaft einzubringen. Das macht uns Christ*innen aus.
Ich habe viele Formen von Glauben, Kirche und viele verschiedene Menschen kennengelernt. Ich kann nur sagen, dass ich keine Angst vor Veränderung habe. Gott ist mit uns unterwegs und wir sind eine pilgernde Kirche. Eine andere, eine partizipative Kirche ist möglich!
Zur Person
Christian Maier (45) ist Religionspädagoge und arbeitet seit 2018 im Erzbischöflichen Generalvikariat, mittlerweile als missio-Diözesanreferent im Team „Weltmission-Entwicklung-Frieden“ und als Dekanatsreferent. Mit seiner Frau und seinen fünf Kindern wohnt er nach internationalen Stationen heute in der Nähe von Warburg.
Christian Maier