Wozu sind Sie da, Christian Schmidt?

Ein Imker hat mit Bienen und Honig zu tun – mehr wissen viele Menschen nicht. Das ist sehr schade, denn dieser Beruf ist nicht nur ausgesprochen vielseitig und interessant, sondern erfordert auch verschiedene Talente. Mich hat die Leidenschaft vor ungefähr 13 Jahren gepackt. Es gab zwei Auslöser: Einer waren die spannenden und teils skurrilen Geschichten meines Vaters über meinen Großvater, der ebenfalls leidenschaftlicher Imker war. Hinzu kam dann noch, dass die Medien intensiv über das Bienensterben weltweit berichteten. Mein erster Gedanke war: Jetzt muss ich aktiv werden, etwas für die Natur machen und meinen Teil dazu beitragen, die Artenvielfalt zu schützen. Mittlerweile ist die Imkerei für mich das schönste Hobby der Welt und ich bin froh, dass ich mit meiner Liebhaberei einen kleinen Teil zur Arterhaltung der Bienen in unserer Region beitragen kann.

Doch der Weg dahin war nicht immer einfach. Ich musste mir, gerade in den ersten Jahren, viel Wissen aneignen. Wichtig sind auch etwas handwerkliches Geschick und technisches Verständnis, denn ich muss mich nicht nur um die Bienen selbst, sondern auch um ihre Behausungen kümmern, sie instand halten und bei Bedarf reparieren. Dabei gibt es viel zu beachten: Wenn einem Imker grobe Fehler unterlaufen, so kann das Bienenvolk sterben. Damit das nicht geschieht, muss ich meine Bienen im Auge haben und unverzüglich Schutzmaßnahmen einleiten. Dasselbe gilt für den Fall, wenn die Nahrung der Bienen knapp wird oder eines der Bienenvölker zu stark oder zu schwach zu werden droht. Schnelles Handeln ist auch gefragt, wenn die Bienen Vorbereitungen zum Schwärmen treffen. Das passiert insbesondere in den Monaten Mai und Juni. Wenn ich dann nicht rechtzeitig agiere, verlassen die Bienen ihren Stock und suchen sich einen neuen. Um das zu verhindern, züchte ich von schwarmträgen Bienenvölkern Jungköniginnen.

Christian Schmidt: „Ohne die Arbeit der Imker könnten viele Bienenarten nicht überleben.“

Und dann gibt es auch noch das Umweltthema. Vieles verändert sich, beispielsweise klimatische Einflüsse oder Schädlinge, die die Bienen bedrohen. Ich denke da unter anderem an die aus Asien stammende Varroa­milbe. Diese Milbenart breitet sich in der Brut aus. An den Folgeinfektionen können ganze Bienenvölker eingehen. Um rechtzeitig gegen die Milbe zu behandeln, bedarf es konkreten Fachwissens. Daher ist es für uns Imker so wichtig, dass wir uns regelmäßig untereinander austauschen. In Paderborn gibt es dafür den Imkerverein, in dem ich als zweiter Vorsitzender aktiv bin. Zudem bin ich Bienensachverständiger und berate bei Fragen zur Bienengesundheit. In dieser Funktion erlebe ich immer häufiger, dass unsere Bienen massiv bedroht sind. Ohne die Arbeit der Imker könnten viele Bienenarten nicht überleben.

Doch für mich ist das nicht nur Arbeit, für mich ist es ein großartiges Hobby. Was gibt es Schöneres, als im Garten zu sitzen und das laute Summen und Brummen der Bienen zu hören und sie bei ihrer Arbeit zu beobachten? Und was gibt es Leckeres zum Frühstück als ein Glas mit köstlichem Honig, den wir den Bienen zu verdanken haben?

Christian Schmidt (41) ist gelernter Fliesenleger und arbeitet in der metallverarbeitenden Branche.

Zur Person

Christian Schmidt (41) ist gelernter Fliesenleger und arbeitet in der metallverarbeitenden Branche. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit seiner Familie in Paderborn-­Benhausen. Als Bienensachverständiger beschäftigt er sich mit unterschiedlichen Formen von Bienenkrankheiten und ist zugleich zweiter Vorsitzender des 1899 gegründeten Imkervereins Paderborn, der 97 Mitglieder zählt.

Aufgezeichnet und fotografiert von Patrick Kleibold

Unsere Reihe Menschen im Erzbistum

Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der emeritierte Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten.

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