Wozu sind Sie da, Christoph Quasten?
Christoph Quasten (62) leitet seit 1992 das Medienzentrum im Erzbistum Paderborn. (Foto: Besim Mazhiqi)
Seit 1992 leite ich das Medienzentrum im Erzbistum Paderborn. Für mich ist es die schönste berufliche Tätigkeit, die ich mir vorstellen kann. Das Medienzentrum umfasst eine öffentliche Bibliothek für alle Interessierten, den Verleih von Bildungsmedien für Religionslehrkräfte und katechetisch Tätige sowie eine Büchereifachstelle, die die über 200 Katholischen öffentlichen Büchereien im Erzbistum Paderborn betreut.
Christoph Quarsten: „Lesen erschließt die Welt und fördert die Persönlichkeitsentwicklung.“
Lesen und Lesekompetenz sind auch und gerade im Zeitalter des Internets Fähigkeiten, die unabdingbar sind für das Weiterkommen in Schule und Beruf. Lesen erschließt die Welt und fördert die Persönlichkeitsentwicklung. Ich freue mich, dazu mit meinen engagierten Kolleginnen und Kollegen einen Beitrag zu leisten.
So haben wir im Medienzentrum im letzten Jahr fast 100 000 Medien ausgeliehen. Ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass Bücher und Lesen nicht von gestern sind, sondern beides aktuell bleibt, unbeschadet einer scheinbaren Dominanz des Internets. Dessen Fähigkeiten nutzen wir mit großem Erfolg, wenn es gilt, Medien für die Bildungsarbeit zur Verfügung zu stellen. Versendeten wir bis in die Neunzigerjahre noch 16-mm-Filme, später Videokassetten und dann DVDs, so bieten wir heute unsere Inhalte im Download an, einfacher und effektiver geht es nicht.
Christoph Quarsten: „Einen besonderen Boom haben unsere Veranstaltungen zur Leseförderung für Kinder erlebt.“
Einen besonderen Boom haben unsere Veranstaltungen zur Leseförderung für Kinder erlebt. Bilderbuchkinos und Kamishibai-Vorlesenachmittage sind so ausgebucht, dass wir unsere Angebote verdoppeln mussten. Vielen Eltern ist klar: So fördern wir die Fantasie und Erzählkompetenz unserer Kinder bereits im Vorschulalter.
Diese Ansätze greifen die mehr als 200 Katholischen öffentlichen Büchereien mit ihren fast 1 700 Ehrenamtlichen auf und setzen sie in ihrem Bereich um, unterstützt von den hauptamtlichen Kolleginnen der Büchereifachstelle im Medienzentrum.
Privat habe ich mich in den letzten 25 Jahren kommunalpolitisch engagiert im Kreistag und im Rat der Stadt Paderborn. Mir lag hier besonders die Entwicklung meines Heimatortsteiles Neuenbeken am Herzen. Ich habe versucht, die Interessen des Ortsteiles und seiner Menschen zu vertreten, immer an der Lebensrealität orientiert und nie über die Köpfe der Menschen hinweg. Hier sehe ich mich im besten Sinn als Lobbyist. Ob es mir gelungen ist, mögen andere beurteilen.
Vor einiger Zeit stieß ich auf eine Textstelle im Alten Testament: „Suchet der Stadt Bestes.“ Diesen Satz rief der Prophet Jeremia den Israeliten in der babylonischen Gefangenschaft zu. Wenn schon die Unterdrückten und Entrechteten sich um das Wohl der Stadt sorgen sollen, um wie viel mehr gilt dann dieser Satz uns, die wir unsere Heimat lieben. Hört nicht auf die falschen Propheten, die im vermeintlich so guten Gestern das Heil sehen und flieht nicht in die Illusion einer vermeintlich besseren Zukunft, sondern packt die Themen beherzt an, die jetzt zu lösen und zu entscheiden sind. „Suchet der Stadt Bestes.“ Das bleibt eine immerwährende Herausforderung.
Zur Person
Christoph Quasten (62) leitet seit 1992 das Medienzentrum im Erzbistum Paderborn. Er ist seit 1988 mit seiner Ehefrau Ursula verheiratet, das Paar hat drei mittlerweile erwachsene Kinder. Beide haben nach ihrem Umzug aus dem Rheinland im ostwestfälischen Paderborn eine neue Heimat gefunden.
Fotografiert von Besim Mazhiqi
Unsere Reihe Menschen im Erzbistum
Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der emeritierte Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten.