Wozu sind Sie da, Claudia Hefer?
Claudia Hefer (Foto: Patrick Kleibold)
Wir alle sollten uns immer wieder aufs Neue die Frage stellen, wie wir gesellschaftlich zusammenleben und miteinander umgehen wollen. Um diese Frage beantworten zu können, ist die eigene Grundhaltung das Allerwichtigste im Leben. Ich persönlich möchte Teil einer Gesellschaft sein, die sich weit mehr als jetzt und aus einer gelebten Selbstverständlichkeit heraus für Menschen mit einer Behinderung einsetzt. Daher arbeite ich beim „Familien unterstützenden Dienst“ (FuD Königstraße). Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen möchte ich dazu beitragen, dass Inklusion in unserer Gesellschaft nicht nur gefordert, sondern auch tatsächlich gelebt wird.
Konkret sieht das bei uns so aus, dass wir als ambulanter Fachdienst unterschiedliche Formen von Unterstützung für Menschen mit Behinderung und deren Familien und Angehörige anbieten. Wir begleiten beispielsweise Kinder und Jugendliche während des kompletten Schulalltags, auch während der Betreuungszeiten am Nachmittag. Wir möchten so jedem Kind mit seinen sehr individuellen Einschränkungen die bestmögliche Teilhabe an Bildung ermöglichen. Gleichzeitig schaffen wir durch unsere Angebote Entlastung für die Familienangehörigen, indem wir u. a. Freizeitbegleitungen für die Kinder organisieren. Im Kreis Paderborn begleiten wir knapp 450 Familien. Gerade für die Eltern ist das enorm wichtig, damit sie auch mal Zeit für sich haben, abschalten können und auch, um sich als Paar nicht aus den Augen zu verlieren.
Claudia Hefer: „Herausforderungen und Gesellschaft haben sich grundlegend verändert“
Unser Angebot setzt voraus, dass wir im täglichen Umgang mit Wertschätzung und entsprechender Haltung auf andere Menschen zugehen. Dabei ist es egal, welche Herkunft diese Menschen haben oder welche individuellen Voraussetzungen sie mitbringen. Das gilt gleichermaßen für die Menschen, die uns anvertraut sind, für Familien, für Mitarbeitende und für alle, die uns in irgendeiner Weise hier begegnen. Das treibt mich an, daher tue ich das jeden Tag.
Doch die Herausforderungen und unsere Gesellschaft haben sich in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Als ich vor 21 Jahren beim FuD Königstraße anfing, waren wir ein Team bestehend aus zwei Personen. Heute beschäftigen wir neun pädagogische Mitarbeiterinnen und mehrere Mitarbeiterinnen in der Verwaltung. Das gesellschaftliche, berufliche und familiäre Umfeld verändert sich stetig, sodass sich auch die Unterstützungsbedarfe für Familien mit behinderten Kindern verändern. Die Nachfrage nach Beratung und Unterstützung wird immer größer. Auch die Schulen sind davon betroffen. Teilweise wurden Förderschulen geschlossen und die Kinder gehen nun ins Gemeinsame Lernen zur Regelschule. Die Schulen brauchen daher mehr personelle Unterstützung, um allen Schülerinnen und Schülern gerecht zu werden und Inklusion umsetzen zu können.
Inklusion ist für mich daher ein zentrales Thema, denn eine Gesellschaft, die Inklusion lebt, schafft eine Welt für alle Menschen. Daher sehe ich meine Aufgabe darin, ein Puzzleteil in diesem gesellschaftlichen Gefüge und in diesem Fachdienst zu sein, um Inklusion auf allen gesellschaftlichen Ebenen ein Stück voranzubringen. Dafür brenne ich. Dafür bin ich da. Da werde ich nicht müde.
Zur Person
Claudia Hefer (53) ist ausgebildete Krankenschwester und studierte Diplom-Pädagogin. Sie arbeitet seit 21 Jahren beim „Familien unterstützenden Dienst“ (FuD) in Paderborn, mittlerweile in der Funktion als Fachdienstleiterin. Hefer hat einen Sohn und kommt gebürtig aus Marsberg.
Aufgezeichnet und fotografiert von Patrick Kleibold
Unsere Reihe Menschen im Erzbistum
Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der emeritierte Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten.