Wozu sind Sie da, Frau Schmidt?
Helena Schmidt studiert Soziale Arbeit an der KatHO in Paderborn
Wozu sind Sie da, Frau Schmidt?
Aufgezeichnet und fotografiert von Andreas Wiedenhaus
So viele Gedanken habe ich mir zu dieser Frage direkt noch gar nicht gemacht. Zu einem Gutteil sicherlich, um meine Begeisterung für den Glauben und die Kirche an andere junge Menschen weiterzugeben! Aktuell durch meine Arbeit in der Paderborner Hochschulgemeinde (KHG), ab Mitte August dann als Diözesanseelsorgerin beim BDKJ.
Die Arbeit bei der KHG macht wirklich viel Freude, weil diejenigen, die unsere Angebote wahrnehmen, sehr offen sind, interessiert oder auf der Suche, und man auf diese Weise ganz verschiedene Ideen und Projekte in die Tat umsetzen kann. Die Studierenden kommen aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen, und diese Vielfalt trägt sehr dazu bei, dass es bei unseren Treffen immer einen intensiven Austausch gibt. Das ist ja im kirchlichen Umfeld nicht immer selbstverständlich.
„Heile-Welt-Idylle nimmt einem niemand mehr ab“
„Wir müssen einiges richtig machen, sonst würden nicht so viele zu uns kommen“, hat jemand aus dem KHG-Team einmal festgestellt. Das klingt im ersten Moment vielleicht etwas nach Eigenlob, aber auf jeden Fall macht es klar, worauf es ankommt, wenn man junge Menschen mit kirchlichen Angeboten in Kontakt bringen will: Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gibt es keine Verpflichtungen, und mensch muss auch nicht katholisch sein! Wichtig ist, dass bei allen Themen, um die es geht, nichts unter den Teppich gekehrt wird. Heile-Welt-Idylle nimmt einem niemand mehr ab. Gerade im Moment kommt es darauf an, dass alle, die Kirche repräsentieren, glaubwürdig und authentisch sind. Dann werden auch wieder mehr junge Menschen feststellen, dass es guttut, in der Kirche zu sein.
Für mich selbst stand das eigentlich nie infrage: Religion und Spiritualität haben in meinem Leben immer eine große Rolle gespielt: Ich habe eine Klosterschule besucht und bin in der Kolpingjugend aktiv. Nach dem Abitur stand ein Freiwilliges Soziales Jahr im Bildungshaus St.Bonifatius in Winterberg-Elkeringhausen an. Von da an wusste ich, was ich tun wollte. Als ich das Studium der Sozialen Arbeit aufgenommen habe, hatte ich die Kirche als Arbeitgeber dabei schon im Blick. Und das hat ja auch geklappt!
„Kirche darf meiner Meinung nach mehr politisch sein“
Die vielen positiven Erfahrungen in und mit der Kirche haben sicherlich dazu beigetragen, dass ich mich traue, im August etwas ganz Neues anzufangen. Da ich ein sehr optimistischer Mensch bin, bin ich zwar gespannt, aber ich bin mir auch ziemlich sicher, dass es gut werden wird! Ein wenig lasse ich mich überraschen, wie die Arbeit als Diözesanseelsorgerin des BDKJ genau aussehen wird. Die Amtszeit beträgt erst einmal drei Jahre. Für alle wird es auf jeden Fall spannend, weil jetzt kein Priester mehr das Amt innehat.
Unabhängig davon war für mich der politische Aspekt der BDKJ-Arbeit ein entscheidender Punkt, neben der KHG in der Jugendverbandsarbeit zu wirken: Kirche darf meiner Meinung nach mehr politisch sein, und in den BDKJ-Mitgliedsverbänden ist sie das ganz besonders! Die Statements und Forderungen der kirchlichen Jugendverbände drücken genau das aus, worum es jetzt geht: vom Klimaschutz bis zum Wahlrecht mit 16 Jahren. Abgesehen davon werden die kritischen Stimmen der Jugendlichen aktuell auch innerkirchlich wirklich gebraucht, damit die Kirche eine Zukunft hat. Für die Interessenvertretung nach außen wie nach innen werde ich mich in den kommenden drei Jahren einsetzen!
Zur Person
Helena Schmidt ist 25 Jahre alt und kommt gebürtig aus Winterberg-Siedlinghausen. Seit 2015 wohnt sie in Paderborn, wo sie bis 2018 an der KatHO Paderborn Soziale Arbeit studiert hat. Gerade absolviert sie den Master „Christentum in Kultur und Gesellschaft“ in Münster.