Wozu sind Sie da, Friedrich Regener?
Friedrich Regener (27) schließt gerade sein Theologiestudium ab und bewirbt sich dann für den zweijährigen Pastoralkurs, der letzten Phase der Priesterausbildung.
Zu dieser Frage fällt mir eine Präfation ein, die ich seit einigen Jahren zu schätzen gelernt habe. Da heißt es: „Du bedarfst nicht unseres Lobes, es ist ein Geschenk deiner Gnade, dass wir dir danken.“ Das könnte man ja schnell so deuten, dass es auf mich nicht ankommt. Aber das würde ich nicht sagen; auch nicht, dass es egal ist, ob ich da bin oder nicht. Klar: Gott ist so groß, er bräuchte mich nicht. Aber er will mich und liebt mich so, wie ich bin. Das ist das Entscheidende.
Bei meiner Erstkommunion war ich Lektor und habe damals die Berufung des Propheten Samuel vorgelesen. Der wird eines Nachts dreimal von Gott gerufen, aber er erkennt nicht, wer ihn da ruft. Immer fragt er den alten Priester Eli, der erkennt beim dritten Mal, was los ist. Im Priesterseminar habe ich verstanden, dass diese Erzählung etwas mit meinem Leben zu tun hat. Mehrere Menschen hatten mir gesagt: Du könntest doch Priester werden! Nach einiger Zeit konnte ich mich darauf einlassen und bin zu einer Informationsveranstaltung in das Priesterseminar gefahren. Das war für mich eine fremde Welt. Und trotzdem habe ich sehr nebulös gespürt: Hier bin ich richtig.
Damals habe ich gerade eine Banklehre gemacht. Ich war gern dort und habe viel gelernt, dafür bin ich dankbar. Das Interessanteste war: Wie gehe ich mit Menschen – vor allem mit schwierigen Menschen am Schalter – um? Ich hätte bei der Bank bleiben können, aber ich habe gespürt: Dort bin ich nicht mit letzter Begeisterung. Also habe ich mich auf das Wagnis eingelassen, es mit Gott zu versuchen und habe mich im Priesterseminar beworben.
Friedrich Regener: „Diözesanpriester brauchen die Gläubigen“
Während der Praktika im Laufe des Studiums habe ich erlebt, dass es bei allen, besonders aber bei jungen Leuten, ein großes Interesse am Glauben gibt. Weniger im Sinne von: Wie glaube ich richtig? Sondern: Was glaubt man, wenn man Christ ist? Mich freut das, denn die Diözesanpriester brauchen die Gläubigen. Sie brauchen Menschen, die interessiert oder neugierig sind. Manchmal heißt es – etwas spöttisch –, dass viele Leute heute eine Patchworkreligion haben, sich also aus verschiedenen Religionen ihren Glauben zusammenbasteln. Das sehe ich als Chance, ihnen zu sagen und zu zeigen: Es gibt im Christentum Elemente, die dafür sehr geeignet sind, aber guck dir unbedingt auch den Rest an!
Also, wozu bin ich da? Ich möchte es so sagen: um im Rahmen dessen, was mir möglich, was mir von Gott an Talenten und Fähigkeiten geschenkt ist und was mir meine Eltern beigebracht haben, Gott zu den Menschen zu bringen – und ein gutes Leben zu führen.
Zur Person
Friedrich Regener (27) schließt gerade sein Theologiestudium ab und bewirbt sich dann für den zweijährigen Pastoralkurs, der letzten Phase der Priesterausbildung. Er ist auch Vorsitzender des AStA an der Theologischen Fakultät, ein Ehrenamt, das er wegen der Erfahrungen der Teamarbeit im Vorstand großartig findet.
Fotografiert und aufgezeichnet von Claudia Auffenberg
Unsere Reihe Menschen im Erzbistum
Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der emeritierte Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten.