Wozu sind Sie da, Herr Brieden?
Andreas Brieden aus Medebach im Sauerlanfd ist seit 2019 zertifizierter Pilgerbegleiter des Erzbistums Paderborn. (Foto: Schmid)
Aufgezeichnet und fotografiert von Martin Schmid
Wozu sind Sie da, Herr Brieden?
Wozu ich da bin, das kann man nicht so einfach auf einen Nenner bringen. Es kommt auf den Kontext an. Als Chef meiner Haustechnikfirma bin ich dazu da, meinen Kunden ein schönes Eigenheim zu schaffen oder einen funktionierenden Arbeitsplatz. Das kann ein neues Bad sein oder die Kühlanlage für eine Restaurantküche.
In der Familie bin ich für meine Frau und meine beiden Töchter da. Die Vereine in Medebach unterstütze ich, so gut ich kann. Für ein Ehrenamt reicht meine Zeit nicht. Aber ich habe als Ansprechpartner immer ein offenes Ohr für Probleme der Vereine und helfe dann nach Möglichkeit auch. Mir ist wichtig, dass ich mit mir im Reinen bin und in der Lage zu reflektieren. Dazu gehört, dass mein Beruf zu mir passt. Ich könnte nicht auf Dauer etwas nur für Geld tun.
Zeit auf dem Jakobsweg
Zu meinem 50. Geburtstag bin ich einen Teil des Jakobsweges gelaufen. Ich wollte mir bewusst Gelegenheit dazu geben, mein Leben zu überprüfen. Und ich wollte ein Gefühl von Freiheit wiederentdecken, welches ich als Jugendlicher kannte. Es ist ein Gefühl, wie an den letzten beiden Schultagen vor den Sommerferien. Man weiß, es stehen sechs Wochen vor einem, frei von Zwängen und Verpflichtungen. Und im Gegensatz zu Urlauben im Heute waren Schulferien früher nicht vorab mit Plänen und Erwartungen gefüllt. Ich konnte einfach frei in das eintauchen, was kommt. So war es auch nach einer gewissen Zeit auf dem Jakobsweg. Man läuft sich den Kopf buchstäblich leer. Und dann entsteht Raum für Neues. Der Mensch ist kreativ, wenn er nichts zu tun hat.
Nach meiner Pilgerreise stieß ich auf die Aktion „Orte verbinden“ des Erzbistums und dass dafür Pilgerbegleiter ausgebildet werden. Diese Ausbildung habe ich dann 2019 absolviert. Ich liebe es, mich mit anderen Menschen auszutauschen. Als Pilgerbegleiter kann ich meine Erfahrungen teilen, etwas Gutes tun für andere Menschen und selbst Neues entdecken.
„Das Bildungs- und Exerzitienhaus in Elkeringhausen ist mein Ankerpunkt“
Spirituell ist das Bildungs- und Exerzitienhaus in Elkeringhausen mein Ankerpunkt. Durch meine Arbeit habe ich diesen Ort entdeckt. Seit Jahren fahre ich für den Gottesdienst in der Zeltkirche dorthin. Mittlerweile gehöre ich zu einem Kreis von acht Leuten, die in Elkeringhausen einmal monatlich ein Taizé-Gebet organisieren. Bei dieser Art des Gebetes kann ich abschalten. Es passt einfach zu mir.
Mein Gottesbild ist heute anders als früher. Ich denke, Gott hat keine Fleißkärtchen und schickt uns in die Hölle, wenn nicht genügend Einträge da sind. Er nimmt uns an, wie wir sind. Ich vergleiche das mit meinen Kindern. Ich werde sie immer lieben, sollten sie mich auch noch so enttäuschen. Ich leide höchstens mit und an ihnen.
Ich bin ein harmoniebedürftiger Mensch. Das heißt nicht, dass es keine Konflikte gibt. Doch diese müssen fair ausgetragen werden und jeder muss bereit sein, zu seinen Fehlern zu stehen. Bei uns in der Firma wird nicht gebrüllt. Und das erwarte ich auch von meinen Kunden gegenüber meinen Angestellten. Sollte das auf der Baustelle passieren, haben meine Mitarbeiter die Order einzupacken und die Arbeit dort zu beenden.
Zur Person
Andreas Brieden (55) wohnt in Medebach im Sauerland. Dort betreibt er zusammen mit seiner Frau die Firma Brieden Haustechnik. Im Zusammenhang mit seiner Selbstständigkeit hat er mittlerweile vier Meistertitel erworben. Seit 2019 ist er zertifizierter Pilgerbegleiter des Erzbistums Paderborn. Über die Webseite www.orte-verbinden.de kann man einen Pilgerbegleiter buchen.
Andreas Brieden