Wozu sind Sie da, Herr Deppe?

Mein Traumberuf war eigentlich Bäcker. Direkt nach der Schule habe ich eine Lehre angefangen. Aufgrund einer Allergie musste ich diese allerdings abbrechen und bin dann 2012 über den Bundesfreiwilligendienst zu den Jugendverbänden gekommen. Noch heute backe ich leidenschaftlich gerne für Freunde und Familie, in einem Büro arbeiten wollte ich hingegen nie. Heute, einige Jahre später, bewerte ich das anders. 

Als Sachbearbeiter beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) prüfe und bearbeite ich Anträge auf Fördermittel für Ferienfreizeiten und Bildungsmaßnahmen. Ich kümmere mich darum, dass Landesmittel vernünftig und ordentlich verteilt und eingesetzt werden. Zudem bin ich für die Buchhaltung der Stiftung Jugendhilfe des BDKJ zuständig. Es macht mir Spaß, mit Zahlen umzugehen, und ich habe eine Faszination für Exceltabellen und deren Strukturen. Man baut eine Logikkette auf und am Ende funktioniert das. Privat mache ich unter anderem Hip Hop Beats. Dies funktioniert ebenfalls eher nach Logikregeln und weniger nach Musiktheorie und Noten. Heutzutage kann man mit wenigen logischen Regeln so ziemlich jedes Instrument „spielen“. Auch bei Computerspielen bevorzuge ich Logikkreisläufe mehr als Action. Die Tätigkeit, die ich hier ausführe, ist branchenunabhängig, aber nicht überall wäre ich so glücklich. Wir als BDKJ wollen die Welt ein Stück besser machen und tun dies auch. Besonders in dem Bereich Kinderrechte und soziale Gerechtigkeit unternehmen wir einiges. Es ist ein Job mit Sinn, und das ist so viel wert.

Christian Deppe: „Als weißer Mann bin ich in der heutigen Gesellschaft sehr privilegiert.“

Der Sinn meiner Tätigkeit als Sachbearbeiter ist es, dass Kinder und Jugendliche auf Ferienfreizeiten Spaß haben können oder interessantes Wissen vermittelt bekommen, ohne dass sie, ihre Eltern und die Ehrenamtlichen sich Sorgen um das Finanzielle machen müssen. Ich finde es wichtig, dass Kinder raus aus ihrem Alltag kommen, neue Dinge über sich erfahren oder einfach nur eine unbeschwerte Zeit haben. Schwierig ist manchmal der Balanceakt zwischen inhaltlich tollen Maßnahmen und der dazugehörigen Bürokratie sowie den Förderrichtlinien. Schließlich ist es nicht unser Geld, sondern die Mittel werden uns vom Land zur Verfügung gestellt.

Was ich bei der Arbeit in Jugendverbänden sehr schätze, ist der Zusammenhalt. Hierzu habe ich ein Beispiel: Als ich auf einer Diözesankonferenz der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) war, hat jemand bei der Abreise aus Versehen meinen Koffer mitgenommen. Innerhalb von 15 Minuten war dann geklärt, wo mein Koffer war und wie ich ihn wiederbekomme. Der war schon auf der Autobahn unterwegs.

Durch die Arbeit beim BDKJ beschäftigen mich andere Themen mehr als früher. Klimawandel, Gendern und soziale Gerechtigkeit sind präsenter. Als weißer Mann bin ich in der heutigen Gesellschaft sehr privilegiert. Das ist mir heute bewusst.

Es ist mir wichtig, zusammen mit dem BDKJ die Welt ein Stück besser machen zu können. Ich würde sage, ich bin dazu da, dass Ehrenamtliche ihr Ehrenamt ausüben, Jugendverbände ihre Arbeit machen und Kinder und Jugendliche Spaß haben können, ohne sich dabei Sorgen um das Finanzielle zu machen, Landesmittel dabei aber richtlinienkonform ausgeschüttet werden.

Christian Deppe

Zur Person

Christian Deppe, 1987 in Wiesbaden geboren, arbeitet seit sechs Jahren als Sachbearbeiter beim BDKJ. Seine Ausbildung machte er bei dem Diözesanverband der Katholischen jungen Gemeinde, wo er zuvor seinen Bundesfreiwilligendienst absolviert hat. Deppe lebt zusammen mit seiner Frau in in Göttingen.

Aufgezeichnet und fotografiert von Helena Mälck

Unsere Reihe Menschen im Erzbistum

Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der emeritierte Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten.

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