Wozu sind Sie da, Herr Deppe?
Caspar David Deppe (33) ist am kommenden Sonntag in Paderborn-Schloß Neuhaus als Wahlhelfer im Einsatz. Er ist verheiratet, zur Familie gehören zwei Kinder.
Am kommenden Sonntag bin ich zum zweiten Mal als Wahlhelfer im Einsatz. Bei der Kommunalwahl vor zwei Jahren habe ich die Wahlbriefe ausgezählt und als danach die Frage kam, ob ich vielleicht auch bei anderen Wahlen helfen könnte, habe ich gedacht: Ja, das könnte doch auch ganz interessant sein. Jetzt werde ich also im Wahllokal sein.
Ich habe damit überhaupt angefangen, weil ich dachte, das könnte doch mal eine sinnvolle Sonntagsbeschäftigung sein. Das ist ein Ehrenamt und mal ganz ehrlich: Hätten wir das Ehrenamt nicht, würde doch das ganze System nicht funktionieren. Das Ehrenamt muss einfach gelebt werden, sei es in Parteien oder beim Roten Kreuz oder bei der AWO, wie meine Oma das immer noch macht. Das Ehrenamt darf nicht aussterben.
Ich bin hier bei uns noch in der freiwilligen Feuerwehr. Das ist irgendwie so ein Familiending. Schon als Kind wurde ich manchmal zur Betriebsfeuerwehr mitgenommen. Das hat mir super gefallen, deswegen bin ich da bis heute hängengeblieben. Wir haben sehr verschiedene Einsätze, wenn zum Beispiel im Altenheim die Brandmeldeanlage Alarm schlägt. Oder als Westfleisch in Paderborn abgebrannt ist, war ich dabei. Einen „krassen“ Toten hatte ich zum Glück noch nicht, aber ich muss natürlich darauf gefasst sein. Trotzdem macht das total Spaß. Und man hat eben das Gefühl, was Sinnvolles zu tun.
Außerdem bin ich Mitglied einer Partei und habe bei der Kommunalwahl 2020 kandidiert. Leider hat es nicht geklappt, aber bei den Gesprächen vorm Supermarkt habe ich den Leuten immer gesagt: Ihr könnt meinetwegen auch vier Kreuze machen oder Halleluja draufschreiben, das ist alles egal, Hauptsache, ihr geht wählen!
Selbst kandidiert habe ich, weil ich dachte: Wenn man was verändern will, dann muss man gucken, wo man das selbst kann. Ich tu das ja auch für mich. Mich nervt nämlich auch, wenn der ÖPNV nicht attraktiv ist. Deswegen habe ich geguckt, wo ich mich einbringen kann. Bundestag oder Landtag waren mir eine Nummer zu groß, aber Stadtrat, das traue ich mir zu. Was aber echt ziemlich ungewohnt war, dass ich hier im Ort an jeder Laterne hing. Ich hatte noch gar nicht mitbekommen, dass die Plakate schon hingen, als mich eine Bekannte anrief: Ich hab dich gesehen! Als ich mich dann das erste Mal selbst gesehen habe, dachte ich nur: Oha!
Also, wozu bin ich da? Ich würde mal sagen: um Sachen am Laufen zu halten.
Zur Person
Caspar David Deppe (33) ist am kommenden Sonntag in Paderborn-Schloß Neuhaus als Wahlhelfer im Einsatz. Er ist verheiratet, zur Familie gehören zwei Kinder. Als er sich entschlossen hat, in eine Partei einzutreten, hat er sich über mehrere Parteien informiert und wurde schließlich Mitglied der FDP. Deppe ist Kfz-Techniker-Meister und arbeitet in einer Autowerkstatt, ehrenamtlich engagiert er sich – je nach Lage – bis zu acht Stunden pro Woche.
aufgezeichnet von Claudia Auffenberg, fotografiert von Patrick Kleibold
Unsere Reihe Menschen im Erzbistum
Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten. Wir fragen nach, heute bei: Caspar David Deppe