Wozu sind Sie da, Herr Gamm?
Niels Gamm
Ich hatte seinerzeit das Glück, mein Hobby sozusagen zum Beruf machen zu können. Da ich durch meine Gesangsausbildung von der Bühne komme, habe ich eine ganz andere Sichtweise, und das ist gut so. Ich verstehe mich als Kultur-Möglich-Macher. So biete ich den Menschen gerade jetzt in der schwierigen Zeit, in der uns Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg beschäftigen, die Gelegenheit, hier bei uns im Theater für eine gewisse Zeit abschalten zu können.
Kultur ist sehr, sehr wichtig für unsere Gesellschaft, da sie das ist, was uns zusammenhält. Deshalb sehe ich das Theater auch als einen Ort der sozialen Begegnung. Bei uns ist jeder willkommen, der auf der einen Seite kulturelle Unterhaltung, aber auf der anderen Seite Denkanstöße sucht – denn die liefern schließlich viele unserer Inszenierungen. Außerdem lädt das Theater zum gemeinsamen Genießen ein.
Das Parktheater Iserlohn ist ein Leuchtturm für die Stadt und hat darüber hinaus einen renommierten Ruf. Wir vom Theater stoßen mit den Aufführungen verschiedene Themen an und bringen sie so in die Stadtgesellschaft hinein. Dabei sollte das Theater eine gute Mischung an leichterer und schwerer Kost offerieren, um alle anzusprechen.
Mir persönlich gefällt es sehr gut, dass wir in Iserlohn nicht auf Oper, Schauspiel, Tanz oder Musik festgelegt sind, sondern stattdessen ein breit gefächertes Angebot haben. Insbesondere diese Abwechslung macht Theater und Kultur schließlich aus. Bei uns können die Menschen lachen, aber auch weinen – unter anderem auch vor Freude. Viele Momente bleiben in Erinnerung, selbst wenn der Vorhang längst gefallen ist. Es ist schön, wenn sich die Zuschauer bedanken und uns loben – dann wissen wir, dass wir alles richtig gemacht und sie gut unterhalten haben.
Nach den ersten Iserlohner Tanztagen beispielsweise kamen die Besucher auf mich zu und waren schlichtweg begeistert. Wir haben ihnen gezeigt, dass Tanz ein weiterer Aspekt von Kultur ist. So etwas, wie es dann bei uns auf die Bühne gebracht wurde, hatten die Zuschauer hier noch nicht gesehen und auch nicht erwartet.
Es ist schön, wenn mein Team und ich mit dem zusammengestellten Spielplan die Zuschauer berühren. Das ist ja letztendlich auch unser Anliegen – wir wollen berühren und unterhalten.
Zur Person
Niels Gamm stammt gebürtig aus Freiburg im Breisgau. Mittlerweile lebt er in Iserlohn, wo er seit einem Jahr Leiter des Parktheaters ist. Parallel zum Lehramtsstudium absolvierte er eine Gesangsausbildung und wechselte dann zur Oper. Nach dem Studium absolvierte er in England den Master in Kulturmanagement. Zum Ausgleich geht es für den verheirateten 49-Jährigen, für den der Beruf eine Berufung ist und der Kultur auch im Privatleben schätzt, zum Spazieren und Durchatmen in den Wald.
Aufgezeichnet und fotografiert von Annabell Jatzke