Wozu sind Sie da, Herr Keller?
Manuel Keller (36) ist Metzgermeister und bewirtschaftet mit drei weiteren Jägern ein etwa 440 Hektar großes Jagdgebiet.
Als Jäger ist es meine Aufgabe, mich um die heimischen Wildtiere zu kümmern, den natürlichen und gesunden Tierbestand zu bewahren und waidmännisch zu bejagen. Dafür verbringe ich wöchentlich zwischen 6 und 20 Stunden im Jagdrevier. Ich schaue, ob es den Tieren gut geht und ob die Natur in Takt ist. Wenn es von einer Tierart zu viele gibt, so ist es die Aufgabe des Jägers, diese der Natur zu entnehmen. Für Tierschützer klingt das sicherlich grausam. Ich schieße jedoch niemals ein Tier, um einfach nur zu schießen. Ich gehe nicht auf Trophäenjagd. Wenn ich schieße, dann habe ich mir das reiflich überlegt und dann möchte ich das Tier auch verwerten. Dabei hat der Bestandschutz die höchste Priorität. Ich kenne fast jedes Tier in meinem Revier und selektiere sehr genau.
Doch ein Jäger macht weit mehr, als nur auf den Hochsitz zu gehen und zu schießen. Zu den Aufgaben zählen verschiedene Hege- und Pflegemaßnahmen. Im Frühjahr bin ich regelmäßig unterwegs und suche die Wiesen ab, damit keine Rehkitze totgemäht werden. Ich kümmere mich um die Instandhaltung der Hochsitze, damit diese jagdtauglich sind und dass Privatpersonen – die diese trotz der Verbotsschilder nutzen – sich nicht verletzen können. Was mich derzeit stark beschäftigt, ist der Uferschutz der Alme. Regelmäßig unterwühlen Nutrias und Bisamratten die Ufer. Auch die Bekämpfung von Neozoen, also nicht heimischen Tierarten, ist eine wichtige Aufgabe. Waschbären gehören auch dazu. Sie wurden eingeschleppt und bedrohen teils unseren Naturraum.
Und dann gibt es noch die Füchse. Jäger und Landwirte streiten seit Jahren darüber, ob sie schädlich sind und geschossen werden sollten. Ich tue das nicht, da ich – neben den Neozoeen – nur das schieße, wofür ich auch eine Verwendung habe. Am liebsten aber gehe ich der anspruchsvollen Jagd auf Wildschweine nach, da ihr Wildbret sehr hochwertig und geschmackvoll ist. Hinzu kommt, dass die Landwirte in großer Sorge sind, dass die Afrikanische Schweinepest bei uns ankommen könnte und dadurch die heimischen Schweine gefährden würde. Dies ist noch einer der Gründe, warum Wildschweine bejagt werden.
Und dann gibt es noch den Aspekt der Ernährung: Derzeit erleben wir den Trend, dass immer mehr junge Menschen und vor allem auch Frauen Interesse daran haben, einen Jagdschein zu machen. Ihr Antrieb ist es, gesundes regionales Fleisch zu essen. Ich sehe das genauso, auch wenn mir der gesellschaftliche Spagat sehr wohl bewusst ist.
Eine der unangenehmen Aufgaben des Jägers ist es, überfahrene Tiere zu entsorgen und ordnungsgemäß zu vergraben. Das kommt bei uns zum Glück nur selten vor.
Jäger zu sein ist ein verantwortungsvolles Handwerk, das dem Naturschutz dient und zu meiner großen Leidenschaft geworden ist. Ich muss mich mit Wildtierkunde, Waffenkunde, der Rechtslage und mit Krankheiten und Hygiene von Tieren auskennen. Und ich liebe es, Zeit in der Natur zu verbringen und die Tiere vom Hochsitz aus zu beobachten. Das beruhigt und entschleunigt vom Alltagsstress und der ständigen Erreichbarkeit.
Zur Person
Manuel Keller (36) ist Metzgermeister und hat eine Leidenschaft für hochwertige Fleischprodukte. Er lebt mit seiner Ehefrau in Büren-Weine und bewirtschaftet mit drei weiteren Jägern ein etwa 440 Hektar großes Jagdgebiet.
Aufgezeichnet und fotografiert von Patrick Kleibold
Unsere Reihe Menschen im Erzbistum
Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der emeritierte Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten.