Wozu sind Sie da, Herr Lauck?
Klaus Lauck (69) ist Diplom-Betriebswirt und lebt in Salzkotten. Vor seinem Renteneintritt war er Verwaltungsleiter der InVia Akademie und des Meinwerk-Instituts in Paderborn. (Foto: Patrick Kleibold)
Ich wünsche mir eine Kirche, die befreiend wirkt, die nicht zwischen Frauen und Männern in irgendeiner Weise trennt, die finanziell arm ist und keine große Verwaltung hat, die sich als fehlbar sieht, die synodal aufgebaut ist und die wirklich für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung nicht nur betet, sondern alle Mittel und Tatkraft dafür einsetzt. Das alles finde ich persönlich in der altkatholischen Kirche mehr verwirklicht. Jahrelang habe ich an der römischkatholischen Kirche gelitten. Um diesem Leiden ein Ende zu machen, bin ich ausgetreten und altkatholisch geworden. Diese Gewissensentscheidung hat mit meinem Glauben und meiner Beziehung mit Jesus Christus zu tun. Ziel der Kirche sollte es sein, Menschen fähig zu machen, Gott und die Menschen zu lieben.
Auf der Spur des hl. Philipp Neri
Aus dieser Überzeugung heraus engagiere ich mich auch für bedürftige Menschen in Südafrika. Angefangen hat alles 2006, als ein befreundeter katholischer Priester starb. Sein Engagement für die Friedensbewegung pax christi hat mich auf die Spur des hl. Philipp Neri geführt. Zwei Jahre später wurde ich assoziiertes Mitglied, wieder zwei Jahre später lernte ich die beiden Oratorianer aus Südafrika, Pater David und Pater Leon, kennen. In Deutschland hatte ich bereits von ihnen gehört: von ihrem Ausstieg aus dem bürgerlichen und gesicherten Oratorium in Oudtshoorn mit dem Ziel, ins Armenviertel zu gehen, um sich dort ohne jede existenzielle Sicherung um die Kinder und Jugendlichen im Township zu sorgen. Die prekäre Situation der Kinder und deren Familien hat mich sehr berührt und nicht mehr losgelassen. Gemeinsam mit Freunden und Bekannten haben wir daher im Oktober 2012 einen eigenen Förderverein in der Vikarie St. Philippus Neri in Salzkotten-Holsen gegründet.
Begegnung mit Jesus Christus
Zurzeit stehen vor allem Notsituationen – seien es Naturkatastrophen oder dieser fürchterliche Krieg in der Ukraine – im Fokus der Medien. Aber das Wissen, dass die Not der Menschen in anderen Ländern dadurch nicht kleiner wird, ist im öffentlichen Bewusstsein oft nicht präsent. Wir alle sind aufgerufen, an der Frage der Gerechtigkeit zu arbeiten. Mit Blick auf unsere Hilfe in Südafrika erlebe ich, dass es oftmals nicht die gutsituierten, sondern die jungen Menschen sind, die sich von Leid und Not berühren lassen und die ein freiwilliges Jahr investieren, um zu helfen.
Als Gesellschaft müssen wir wieder lernen, dass wir viele Möglichkeiten haben uns zu engagieren. Zu helfen ergibt einen Sinn und ist eine großartige Lebenserfahrung. Das Gefühl und die Lebensfreude, aus dem christlichen Glauben heraus für andere zu sorgen und einen Beitrag für die Gerechtigkeit geleistet zu haben, kann einem kein großes Auto, keine Villa und keine Jacht vermitteln. Und eine Begegnung mit Jesus Christus schon gar nicht. Mir ist dies wichtig und ich bin fest davon überzeugt, dass er mir ganz besonders in armen Menschen begegnet.
Zur Person
Klaus Lauck (69) ist Diplom-Betriebswirt und lebt in Salzkotten. Vor seinem Renteneintritt war er Verwaltungsleiter der InVia Akademie und des Meinwerk-Instituts in Paderborn. Seit 2010 ist Lauck assoziiertes Mitglied der deutschen Föderation des Oratoriums des heiligen Philipp Neri. Im Oktober 2012 gründete er mit Freunden und Bekannten in Salzkotten-Holsen den gemeinnützigen Förderverein Oratorium des hl. Philipp Neri in Oudtshoorn/Südafrika, abgekürzt FOPOS e.V., dessen Logo auf seinem T-Shirt zu sehen ist.
Aufgezeichnet und fotografiert von Patrick Kleibold
Unsere Reihe Menschen im Erzbistum
Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten. Wir fragen nach, heute bei: Klaus Lauck