Wozu sind Sie da, Julia Ures?

Julia Ures (41) kommt gebürtig aus Willebadessen.

Wenn ich mich an meine Kindheit zurückerinnere, so war der Journalismus bei uns zu Hause immer schon sehr präsent. Meine Eltern waren beide Journalisten bei der Tageszeitung, daher ist es sicher nicht verwunderlich, dass dieser Beruf auch auf mich eine große Anziehung hatte. Ich war neugierig und konnte schon früh recht gut schreiben. Da meine Eltern aber die mit ihrem Beruf verbundenen Arbeitszeiten und die geringe Planbarkeit oft als familien- und als sozialunfreundlich empfanden, rieten sie mir damals davon ab, ebenfalls Journalistin zu werden: „Mach doch vielleicht was anderes.“ Das hatte zur Folge, dass ich anfing, Innenarchitektur zu studieren. Zwar habe ich das nie bereut, doch ich merkte schnell, dass meine Leidenschaft woanders liegt. Während des Studiums hatte ich ein kleines Zimmer direkt gegenüber der Redaktion von Radio Lippe, was mich zu einem Praktikum dort inspirierte. Sofort fühlte ich mich heimisch und suchte bald nach einem Volontariat, das ich bei Radio Gütersloh absolvierte. Und so bin ich dann doch noch in der Medienbranche gelandet.

Meine eigentliche Heimat habe ich später in der Moderation gefunden, und seit dem Jahr 2016 ist das mein berufliches Standbein. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, denn ich bin gerne mit vielen so unterschiedlichen Menschen zusammen. Jede Veranstaltung bringt neue Begegnungen. Als Moderatorin treffe ich nicht nur Menschen, die ich ansonsten nicht treffen würde, ich werde auch teils mit Themen konfrontiert, mit denen ich mich ansonsten nicht so intensiv auseinandersetzen würde. Das macht nicht nur Spaß, es fordert auch immer wieder auf eine neue und sehr spannende Art und Weise heraus.

Julia Ures: „Als Moderatorin sehe ich […] als eine Vermittlerin.“

Auch wenn ich meine berufliche Leidenschaft gut kenne, ist es doch nicht ganz einfach zu beantworten, wozu ich eigentlich da bin. Ich versuche es mal so: Als Moderatorin sehe ich mich nicht als eine Unterhalterin oder die Hauptperson auf der Bühne, vielmehr sehe ich mich als eine Vermittlerin, die Menschen miteinander in einen Dialog bringt. Ich möchte sie dazu ermutigen und darin unterstützen, sich mit dem, was sie machen, was sie können, vor allem aber, mit dem, was sie SIND – zu präsentieren und das, ohne dass sie absolute Perfektion von sich verlangen. Häufig gibt es den Irrglauben, wer sich vor anderen präsentiert, sollte perfekt agieren. Wenn Menschen auf der Bühne versuchen, perfekt zu sein oder sich verstellen, dann wirkt das nicht authentisch, oft sogar gekünstelt. Ich möchte meine Gesprächspartner auf der Bühne dabei unterstützen, dass sie sich gut und möglichst frei fühlen.

Und das gilt auch für mich. Ich darf mich nicht in eine Form zwängen, die nicht zu mir passt. Der oberste Anspruch muss die Authentizität sein. Das gilt bei allem, was ich tue – sei es die Moderation, Medientrainings, die ich geben darf oder auch mein kulturelles Engagement. Die Frage, die ich mir stelle, ist die: Was ist mein Antrieb, was ist meine innere Natur? Eine allumfassende Antwort gibt es sicherlich nicht. Echt zu sein ist jedoch eine Antwort, die ich in allen Bereichen des Lebens für wichtig erachte.

Julia Ures (41) kommt gebürtig aus Willebadessen.

Zur Person

Julia Ures (41) kommt gebürtig aus Willebadessen. Für ihre Verdienste als Moderatorin, Netzwerkerin, Kulturvermittlerin und als eine der Initiatorinnen des Paderborner Kultursoli wurde ihr im Jahr 2022 die Paderborner Kulturnadel verliehen. Sie ist eine der Initiatorinnen des Netzwerkes „0525.1fallsreich“, das Künstler und Kulturschaffende aus Paderborn und Umgebung miteinander verbindet.

Aufgezeichnet von Patrick Kleibold
Fotografiert von Michael Kirchner

Unsere Reihe Menschen im Erzbistum

Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der emeritierte Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten.

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