Wozu sind Sie da, Katharina Fröhling?

In der Pflege sollte das Wohl der Klienten immer an erster Stelle stehen. Das heißt: Jeder Pflegebedürftige soll die Pflege erhalten, die er benötigt und die seinen Willen und seine Bedürfnisse berücksichtigt. Dazu brauchen wir engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich wohlfühlen und gerne zur Arbeit gehen. Als ­Pflegedienstleiterin bin ich dafür da, die nötigen ­Rahmen- und Arbeitsbedingungen dafür zu schaffen.

Zu meinen Aufgaben gehören u. a. die Personal-, Pflege- und Finanzplanung sowie die Qualitätssicherung der Pflege. Doch als Pflegedienstleiterin bin auch ich nur ein kleiner Teil eines großen Teams. Nur wenn wir in diesem Team vertrauensvoll zusammenarbeiten, können wir die bestmögliche Pflege anbieten. Ich sehe mich daher auch als Vermittlerin, egal, ob mit Blick auf die Mitarbeiter, die Klienten, die Verwaltung oder den Vorstand. Ich möchte ein offenes Ohr haben und transparent und wertschätzend kommunizieren, um das Team noch enger zusammenzuführen. Jede Pflegekraft erlebt mental belastende Situationen, die sich nur im kollegialen Austausch bewältigen lassen. Genau dann braucht es ein Team, in dem jeder den anderen trägt und hilft, erlebte Schicksale zu verarbeiten.

Es jedem im Pflegebereich recht zu machen ist jedoch eine Kunst, die keiner kann. Der Pflegebedarf in der Gesellschaft steigt rasant, aber unsere Ressourcen sind aufgrund des Fachkräftemangels begrenzt. Ich sehe die Fürsorgepflicht für unsere Klienten und zugleich die Fürsorgepflicht für unser Pflegepersonal. Beide Seiten miteinander in Einklang zu bringen ist nicht immer einfach, schließlich möchte ich nicht die Fürsorgepflicht für eine Gruppe über die Bedürfnisse der anderen Gruppe stellen. Da braucht es viel Fingerspitzengefühl, denn ich verstehe, dass unsere Mitarbeiter ein Anrecht auf Erholung und ihre persönlichen Bedürfnisse haben; ich sehe aber auch den pflegebedürftigen Menschen, den wir aufgrund des Fachkräftemangels nicht betreuen können.

Katharina Fröhling: „Der Pflegeberuf steht vor großen Herausforderungen“

Das Beispiel zeigt, dass der Pflegeberuf vor großen Herausforderungen steht, aber wir dürfen auch nicht in ein Jammertal fallen. Sätze wie „Die Pflege ist unterbezahlt und wird nicht wertgeschätzt“ kennen wir alle. Doch mit Blick auf den Fachkräftemangel müssen wir uns umorientieren. Es ist nicht mehr wie früher: Nicht die jungen Menschen bewerben sich bei uns, vielmehr müssen wir uns bei ihnen bewerben. Dazu möchte ich beitragen und wir haben auch gute Argumente dafür.

Die Aufgabe, mit Menschen zu arbeiten und ihnen zu helfen, ist für mich nur ein Anreiz. Dieser Beruf ist abwechslungsreich durch die Menschen selbst, durch ihre Vielfältigkeit, durch die Patienten und Klienten und durch die Kollegen. Und auch nach 20 Jahren empfinde ich diesen Beruf noch als sinnstiftend. Und dann ist da auch noch die Dankbarkeit der Pflegebedürftigen, die jeder Pflegekraft viel bedeutet. Kein Tag ist hier wie der andere, immer abwechslungsreich und immer wieder fordernd: Ist das nicht schön?

Katharina Fröhling

Zur Person

Katharina Fröhling (40) arbeitet seit dem Jahr 2021 als Pflegedienstleiterin im Caritasverband Paderborn. Nach einer dreijährigen Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin arbeitete sie 17 Jahre in einem Paderborner Krankenhaus. Berufsbegleitend hat sie ein Studium im Bereich Pflegemanagement absolviert.

Aufgezeichnet und fotografiert von Patrick Kleibold

Unsere Reihe Menschen im Erzbistum

Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der emeritierte Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten.

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