Wozu sind Sie da, Manfred Kisse?
Ich war noch klein – wie alt ich genau war, weiß ich nicht mehr –, aber ich erinnere mich noch gut, wie ich zu meinem Vater gesagt habe, dass ich später gern Dinge für Kinder zum Spielen aus Holz machen wollte. Wir haben damals bei gutem Wetter immer draußen gespielt und dabei immer irgendetwas gebaut oder gebastelt.
Bis ich den Traum in die Tat umsetzen konnte, dauerte es noch. Allerdings stimmte die Richtung, die ich nach der Schule einschlug: Ich absolvierte eine Tischler-Lehre. Die Arbeit machte Spaß, aber es fehlte etwas. 1989 habe ich dann einen „Versuchsballon“ gestartet. Mit einem Tapeziertisch und einigen selbst gefertigten Figuren hatte ich einen kleinen Stand auf dem „Hobbymarkt“ in unserem Nachbarort. Ich war gespannt und recht unsicher, was passieren würde. Aber um 11 Uhr war bereits alles ausverkauft! Also machte ich weiter.
Der Marktstand wurde größer, der Stress allerdings auch: Denn alles machte ich nach meiner regulären Arbeit. Meine vor fünf Jahren verstorbene Frau gab mir 1991 schließlich den entscheidenden Rat: „Mach es doch richtig!“ Das war der Anstoß für den Sprung in die Selbstständigkeit. Seitdem bin ich deutschlandweit zu Märkten und Messen unterwegs.
Mein Angebot ist umfangreicher geworden, aber das Spielzeug hat immer noch einen besonderen Stellenwert: Kinder sind sehr ehrlich und direkt. Mein Sohn war, als er noch klein war, der perfekte Tester für meine Spielzeug-Ideen – von der Konstruktion her genauso wie mit Blick auf ihre Haltbarkeit. Wir beide waren ein gutes Team. Ich glaube, ich habe mir bis heute meine Neugierde und eine Art kindlichen Blick auf die Welt bewahrt. Wenn ich etwas Interessantes sehe, stelle ich mir sofort die Frage, wie man das als Holzmodell umsetzen kann und worauf es ankommt, damit ein Kind wirklich damit spielen kann. Ein Bagger zum Beispiel muss auch beim harten Einsatz im Sandkasten funktionieren.
Manfred Kisse: „Den Kontakt mit den Menschen an meinem Stand möchte ich heute nicht mehr missen.“
Die Idee ist das eine, die Umsetzung das andere: Kinderspielzeug muss nicht nur robust sein und einiges aushalten, bei den Materialien muss ebenso alles passen: von der richtigen Holzart, die nicht splittern darf, bis hin zu den Farben, die natürlich speichelfest und absolut ungiftig sein müssen. Darauf lege ich größten Wert.
Bei meinen ersten Verkaufsversuchen war ich ziemlich schüchtern. Ich wusste nicht mal genau, was man verlangen sollte. Das hat sich mit den Jahren komplett gewandelt. Den Kontakt mit den Menschen an meinem Stand möchte ich heute nicht mehr missen. Er macht einen Großteil dessen aus, was mich trotz Sieben-Tage-Woche und langer Arbeitstage weiter für das begeistert, was ich tue. Meine Ware ohne direkten Kontakt nur über den Versand anzubieten, kann ich mir gar nicht vorstellen.
Der Pottmarkt zu Libori ist ein Höhepunkt in meinem Jahreskalender: Da wird es ein Wiedersehen mit vielen kleinen und großen Kunden geben. Die Stimmung ist immer gut. Auch wenn Leute an meinem Stand nur gucken oder an einer Figur ziehen, die sich dann bewegt: Sie gehen mit einem Lächeln weiter, und das freut mich auch! Vielleicht kommen sie ja noch einmal wieder! Oder der ein oder andere kleine Interessent hat vielleicht noch einen Tipp parat, was man besser machen könnte. Denn in Sachen Spielzeug lernt man nie aus!
Zur Person
Manfred Kisse wurde 1960 in Verl geboren. Mit seinem Holzspielzeug und Geschenkartikeln ist er bundesweit auf Märkten und Messen präsent.
Aufgezeichnet und fotografiert von Andreas Wiedenhaus
Unsere Reihe Menschen im Erzbistum
Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der emeritierte Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten.