Wozu sind Sie da, Marlies Wiese?

Seit 2008 betreut Marlies Wiese mit ihren Mitstreiterinnen Ingrid Rickert, Angelika Wiese, Toos Koevoets und Martina Sternberg den Bibelgarten der Kirche in Schmallenberg-Lenne.

In Zeiten, in denen in der Kirche wenig los ist, muss man sich was einfallen lassen. Einigen Frauen aus unserer Gemeinde und mir hat das Gelände neben unserer Kirche nicht mehr gefallen, da es sehr ungepflegt war. Ich wollte gern etwas Sinnvolles fürs Dorf tun. Wir überlegten, was wir aus dieser Anlage machen könnten. Wir hatten schon mal von einem Bibelgarten gehört, und da alles so nah bei der Kirche war, sind wir auf die Idee gekommen, auch bei uns einen Bibelgarten anzulegen. Das wäre doch was für uns!

Ein erstes Beet war auf dem Gelände schon im Rahmen der Firmvorbereitung 2001 angelegt worden. In der Kirche wird ja immer Blumenschmuck gebraucht, und so hatten wir die Idee für das Beet. Meine Tochter war damals dabei und es hat den Jugendlichen sehr viel Spaß gemacht. Weihbischof Algermissen hat das Beet nach dem Firmgottesdienst gesegnet. Die weitere Pflege ist natürlich an uns Müttern hängen geblieben.

So hatte ich Mitstreiterinnen gefunden. Uns allen liegt es am Herzen, etwas für die Allgemeinheit zu tun, deswegen machen wir das und haben nach und nach weitere Beete angelegt. Aber es sind nicht irgendwelche Pflanzen, die wir da einsetzen, sondern heimische Pflanzen, Sträucher und Blumen, die in der Bibel vorkommen. Wenn wir etwas Neues pflanzen, gucken wir im Internet nach, ob das in der Bibel vorkommt und an welcher Stelle. Denn hier stehen überall kleine Schiefertäfelchen mit den entsprechenden Bibelzitaten darauf.

Marlies Wiese: „Allein ist man nichts, in Gemeinschaft fühlt man sich wohler“

In der Mitte unseres Bibelgartens gibt es ein Rondell mit Sitzgelegenheiten und eine Wasserstelle, auch dazu finden sich in der Bibel passende Stellen. An der Quelle steht „Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Licht schauen wir das Licht“ (Psalm 36,10) und am Rondell steht „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (­Matth. 18,20). Das finde ich eine einprägsame Stelle: Allein ist man nichts, in Gemeinschaft fühlt man sich wohler.

Der Bibelgarten wird gut genutzt. Oft kommen Leute einfach dorthin und genießen es, da zu sitzen, die Vögel zu hören oder dem Uentropbach zu lauschen. Wir feiern Gottesdienste, es haben schon Leute im Bibelgarten geheiratet, wir hatten eine Bibellesung und haben das Pfarrfest unter den Bäumen gefeiert. Es wächst auch auf dieser Ebene, denn wir sind ein kleines Dorf mit 370 Einwohnern. Inzwischen haben wir unsere Kirche als Wander- und Radwegekirche deklariert. Man kann Wasser zapfen und E-Bikes aufladen. In der Zwischenzeit kann man sich in der Kirche oder im Bibelgarten einen QR-Code runterladen und sich die Geschichte von unserer Kirche und dem Bibelgarten anhören.

Zu Hause habe ich natürlich auch noch Arbeit: Haushalt, Familie und einen Garten, aber im Bibelgarten zu arbeiten, ist irgendwie etwas anderes. Hier machen wir das zusammen, anschließend trinken wir Kaffee und erzählen noch. Man hört was Neues oder kann sich auch mal was von der Seele reden. Ich mach das wirklich gern und das gilt für die anderen vier Frauen auch. Sonst wäre das hier nach zwei, drei Jahren auseinandergefallen. Aber es gilt eben: „Wo zwei oder drei…“, da gelingt was.

Seit 2008 betreut Marlies Wiese mit ihren Mitstreiterinnen Ingrid Rickert, Angelika Wiese, Toos Koevoets und Martina Sternberg den Bibelgarten der Kirche in Schmallenberg-Lenne.

Zur Person

Seit 2008 betreut Marlies Wiese mit ihren Mitstreiterinnen Ingrid Rickert, Angelika Wiese, Toos Koevoets und Martina Sternberg den Bibelgarten der Kirche in Schmallenberg-Lenne. Von März bis Oktober arbeiten sie jeden Mittwochnachmittag darin. Marlies Wiese ist verheiratet, Mutter von drei Kindern und sieben Enkelkindern.

Aufgezeichnet und fotografiert von Claudia Auffenberg

Unsere Reihe Menschen im Erzbistum

Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der emeritierte Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten.

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