Wozu sind Sie da, Herr Machalke?
Aufgezeichnet und fotografiert von Julia Hollwedel
Wozu sind Sie da, Herr Machalke?
Als Leser der Kirchenzeitung ist mir die Frage natürlich vertraut. An mich gestellt, möchte ich zunächst kurz und knapp antworten: „Um Menschen zu begegnen.“
Seit 2001 arbeite ich in den LWL-Einrichtungen Marsberg, seit 2005 im LWL-Wohnverbund Marsberg. Meine erste Station war das „Ambulant Betreute Wohnen“ für Menschen mit psychischen Erkrankungen sowie Abhängigkeitserkrankungen. Seit neun Jahren arbeite ich im Fachdienst unserer Einrichtung und bin für vier Wohnhäuser zuständig, in denen Menschen mit einer Behinderung leben. Meine Aufgaben sind vielfältig. Von organisatorischen Dingen bis hin zu Hilfeplangesprächen, Vorbereitung von Aufnahmen und Entlassungen, Begleitung der Teams und der Betreuung der bei uns lebenden Menschen.
Gespräche öffnen Türen
Mein Alltag ist randvoll mit Begegnungen, mit Gesprächen unterschiedlichster Art. Einzelgespräche sind ein wesentlicher Aspekt. Mir wird immer wieder bewusst, wie viel mir anvertraut wird – es bedeutet Einblick darin, was Menschen fühlen, hoffen, sehnen, leiden. In diesen Gesprächen öffnen sich Türen, die einen Blick in das Seelenleben eines Menschen geben. Das erfordert Sensibilität und eine hohe Flexibilität, das Zuhören können, Empathie und möglichst das rechte Wort zur rechten Zeit. Eine Prise Humor und eine positive Lebenseinstellung hilft dabei. Einfach ist das nicht immer. Wichtig ist es mir, mich in den Begegnungen mit meinen Fähigkeiten und Qualitäten so einzubringen, dass es für die Menschen um mich herum nützlich ist.
Begegnungen zeitweise reduzieren
Begegnungen sind mir auch im privaten Bereich wichtig. Das entlastet und bringt neue Energie. Dennoch ist es gut, Begegnungen zeitweise etwas zu reduzieren, um neue Kraft zu schöpfen. Das gelingt am besten im Urlaub auf der Nordseeinsel Amrum oder in den Bergen.
Wort-Gottes-Feiern als Ausgleich
Seit einigen Jahren bin ich an unterschiedlichen Stellen ehrenamtlich aktiv. Vor zwei Jahren erhielt ich die Beauftragung als Leiter von Wort-Gottes-Feiern in meiner Heimatgemeinde St. Dionysius in Buke. Es ist für mich der perfekte Ausgleich zum beruflichen Alltag. Seit dem ersten Lockdown findet jeden Abend, außer an Tagen, an denen Messfeier ist, bei uns ein Abendlob statt. In der Zeit, in der Begegnungen teilweise auf ein Minimum zurückgefahren wurden, haben wir einen kleinen Kreis neu entstehen lassen. Das Gebet, das wir immer als „stellvertretend“ verstanden haben für all jene, die nicht kommen können, hat uns durch die Zeit der Pandemie getragen.
Beruf und Ehrenamt verbinden
Ehrenamtliche Aufgaben und beruflicher Alltag waren bislang bei mir getrennt. Dies hat sich seit Oktober 2021 ein wenig verändert. Bis zum Dienstbeginn unseres neuen Seelsorgers habe ich vorübergehend in Marsberg eine kleine Aufgabe übernommen: die wöchentliche Vesper oder Wort-Gottes-Feier in der LWL-Kirche. Es war spannend, hier in einer völlig anderen Rolle mit anderen Inhalten aktiv zu werden. Auch hier ergaben sich bislang ganz neue, inhaltsreiche und wohltuende Begegnungen. Wozu bin ich da? Die Antwort, „um Menschen zu begegnen“, bringt es gut auf den Punkt, denke ich.
Zur Person
Michael Machalke lebt in Altenbeken-Buke. Nach Abschluss seines Studiums im Jahr 1999 an der Katholischen Fachhochschule war er zunächst in der Tagespflege „Haus Elisabeth“ in Geseke, dann in Rüthen tätig. Seit 2001 arbeitet er als Diplom-Sozialarbeiter in Marsberg im Sauerland.
Michael Machalke