Wozu sind Sie da, Pater Helmut?
Pater Helmut Simonowski (83) stammt gebürtig aus Steinheim. Als Missionar der Weissen Väter lebte er 54 Jahre in Kalemie im Kongo. (Foto: Patrick Kleibold)
Afrika hat mich schon immer fasziniert. Bereits während meines Theologiestudiums habe ich sehr intensiv Zeitschriften aus der Mission gelesen. Und je mehr ich mich damit beschäftigte, umso stärker ist meine Neugierde gewachsen, diesen Kontinent persönlich kennenzulernen. Als ich dann im Jahr 1968 die Möglichkeit bekam, als Afrikamissionar der Weissen Väter in den Kongo zu gehen, musste ich nicht lange nachdenken. In Kalemie, einer Stadt am Westufer des Tanganjikasees, habe ich dann schnell eine neue Heimat gefunden und 54 Jahre lang als Missionar gewirkt. Meine Berufung war es immer und wird es auch immer sein, Zeugnis für Jesus Christus zu geben und mich in den Dienst meiner Ordensgemeinschaft zu stellen, die sich weltweit für Gerechtigkeit, Frieden und Entwicklung einsetzt.
Als ich in Afrika ankam, war das natürlich eine riesige Umstellung, trotzdem habe ich mich schnell heimisch gefühlt. Sehr gut gefällt mir die Mentalität dort, auch wenn sie eine andere ist als hier in Europa. Die Menschen dort kapseln sich nicht voneinander ab. Wenn ich mein Haus verlassen habe, war ich direkt im Kontakt mit ihnen. Und es gibt weniger Berührungsängste, weshalb mir die pastorale Arbeit sehr viel Freude gemacht hat. Aber natürlich gibt es dort eine Menge an Problemen. Der Kongo ist zwar reich an Rohstoffen, doch nur wenige profitieren davon. Die finanziellen Sorgen der Menschen sind groß. Sie haben keine Arbeit, es gibt keine Rente, es gibt keine Krankenkasse, die Schule für die Kinder muss selbst bezahlt werden, es fehlt an Medikamenten und die Sterblichkeit ist dadurch sehr hoch. Den Menschen bleibt nichts anderes übrig, als sich irgendwie durchzuschlagen.
Pater Helmut: „Wichtigste Aufgabe für mich wa, das Evangelium zu den Menschen zu bringen.“
Vor diesem Hintergrund war es eine meiner Kernaufgaben, eine Krankenstation in Kalemie mitaufzubauen und zu betreuen. Möglich war dies nur durch die finanzielle Unterstützung der Stadt Steinheim und ihrer Bürgerinnen und Bürger. Im Jahr 1636 gelobten die Stadtväter nach dem Überstehen der Pest, dass sie sich in Zukunft für die Armen einsetzen werden, das hat bis heute Bestand. Zu meinen Aufgaben gehörte die seelsorgerische Begleitung der Patienten und der Mitarbeiter, die Organisation der Abläufe, das Akquirieren von Spendengeldern und die Ausbildung von Katecheten.
Zudem habe ich dafür Sorge getragen, dass das Geld in dem von Korruption geprägten Land nicht missbräuchlich verwendet wurde. Gerade dieser Aspekt stellt im Kongo eine enorme Herausforderung dar, denn Korruption und Diebstahl sind zutiefst in der Gesellschaft verankert. Das fängt an mit korrupten Politikern, das geht über die Wirtschaft bis hin zu den Menschen in den Dörfern. Leider habe ich sogar erlebt, dass auch die afrikanischen Priester nicht davor gefeit waren. Doch die wichtigste Aufgabe für mich war immer, durch einen einfachen Lebensstil – ganz in der Tradition der Weissen Väter – das Evangelium zu den Menschen zu bringen.
Meine Zeit in Afrika ist nun vorbei. Vor drei Monaten bin ich aus alters- und gesundheitlichen Gründen nach Deutschland zurückgekehrt. Und ich habe immer noch Tränen in den Augen. Es fällt mir schwer, mich hier einzugewöhnen. Wenn es mir gesundheitlich besser gehen würde, dann würde ich zurück nach Afrika gehen. Aber das geht nun mal nicht. Kalemie wird immer meine Heimat sein und daher werde ich nun im Rahmen meiner Möglichkeiten meine Schwestern und Brüder in Afrika von hier aus unterstützen.
Zur Person
Pater Helmut Simonowski (83) stammt gebürtig aus Steinheim. Als Missionar der Weissen Väter lebte er 54 Jahre in Kalemie im Kongo. Dort baute er eine Krankenstation auf und akquirierte 1,5 Millionen Euro zur Verbesserung der medizinischen Betreuung der Menschen.
Aufgezeichnet und fotografiert von Patrick Kleibold