Wozu sind Sie da, Stefan Beckmann?

Stefan Beckmann (51) ist selbstständiger Kfz-Meister.

Für mich ist unsere Kirchengemeinde wie ein kleines Familienunternehmen. Leider schrumpft es derzeit, genauso wie unsere gesamte Kirche. Ein Grund zu verzagen ist das für mich jedoch nicht. Ich engagiere mich seit 25 Jahren in dieser Gemeinde und ich werde mich auch zukünftig ehrenamtlich einbringen. Wenn keiner mehr etwas macht, dann fällt irgendwann alles hinten runter. Das möchte ich nicht zulassen. Ich bin dafür da, das Gemeindeleben vor Ort durch meinen Einsatz am Leben zu halten. Und das Schöne da­ran ist, die Arbeit macht mir viel Spaß.

In unserer Gemeinde haben wir schon seit Jahren keinen Priester mehr vor Ort. Wir Laien haben das akzeptiert und uns damit arrangiert. Und wir haben erkannt, dass wir uns mehr einbringen und die Verantwortung übernehmen müssen. Früher war es die Aufgabe des Pfarrgemeinderates, den Pastor zu beraten und zu unterstützen, heutzutage hat sich das ins Gegenteil verkehrt. Die Laien machen die Arbeit und der Pfarrer berät und kontrolliert. Ohne uns wäre hier nur die Hälfte los. Ich würde mir wünschen, dass die Führungsriege in Rom endlich aufwacht und merkt, was an der Basis los ist. Das ist das größte Problem. Vielleicht hat der ein oder andere in Rom erkannt, dass es ohne uns Laien nicht geht, aber an einer Bischofswahl wollen sie uns auch nicht beteiligen.

Stefan Beckmann: „In der Kirche gibt es derzeit sehr viel zu reparieren“

In der Kirche gibt es derzeit sehr viel zu reparieren. Und auch wenn es schwierig erscheint, so gibt es meistens doch eine Lösung. Das kenne ich nur zu gut aus meinem Beruf als Kfz-­Mechaniker. Da wurde in den vergangenen Jahren auch vieles komplizierter. Mittlerweile hat jedes verbaute Teil einen Stecker, wodurch die Fehlersuche und die anschließende Reparatur oftmals schwieriger ist. Fortschritt kann Fluch und Segen zugleich sein. Doch wenn man kreativ ist, dann findet man einen Weg, das müssen wir an vielen Stellen in unserer Kirche noch erkennen. Oftmals sind es schon die kleinen Dinge und Ideen, die eine Lösung bringen.

Mit Blick auf unsere Gemeinde denke ich da an den „Spirituellen Sommer“. Akteure aus Kultur, Gesellschaft und Kirche bringen sich ein, um gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Unter anderem feiern wir jährlich eine Werkstattmesse mit der ganzen Gemeinde in meiner Werkstatt. Das hat sich eher durch Zufall ergeben. Ich erzählte unserem damaligen Pfarrer, dass ich eine Werkstattmesse besucht habe. Er hatte das falsch verstanden und dachte, ich hätte einen Gottesdienst in einer Werkstatt besucht, dabei war es eine Messe für Autoersatzteile. Und schon war die Idee geboren, in meiner Werkstatt eine Messe zu feiern. Das ist eine schöne Sache, denn so kann man Menschen erreichen, die sonst nicht zur Kirche gehen. Und wenn ich dann das Lächeln der Besucher sehe und diese sich anschließend bedanken, dann gibt mir das ein gutes Gefühl. Durch meinen Einsatz möchte ich Menschen glücklich machen und wenn es auch nur für eine Stunde ist.

Zur Person

Stefan Beckmann (51) ist selbstständiger Kfz-­Meister. Der Vater eines Kindes kommt aus Schmallenberg-­Gleidorf und engagiert sich seit 25 Jahren ehrenamtlich im Pfarrgemeinderat.

Aufgezeichnet und fotografiert von Patrick Kleibold

Unsere Reihe Menschen im Erzbistum

Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der emeritierte Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten.

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