Würfel warnt vor Telefonbetrug

Merkhilfe gegen fiese Maschen: Dorothea Klute-­Huxol und Manfred Borchert stellen den Erinnerungswürfel vor, mit dem Senioren vor Telefonbetrug gewarnt werden sollen.(Foto: Andreas Wiedenhaus)

Telefonbetrüger haben mit Schockanrufen und Enkeltricks, trotz aller Warnungen, immer noch Erfolg. Manfred Borchert und Dorothea Klute-­Huxol haben einen Würfel aus Holz mit Handlungsanweisungen entwickelt, der Senioren vor diesen Tricks warnen soll. 

Frau Klute-­Huxol, wie ist die Idee zum Würfel entstanden?

Dorothea Klute-­Huxol: Ich habe in Paderborn im vergangenen Jahr die EFI-­Ausbildung, ein Weiterbildungsangebot für Menschen, die ehrenamtlich tätig werden wollen, absolviert. In meiner Gruppe entstand dabei die Idee, ein Projekt zu den sogenannten Schockanrufen zu realisieren. Wie das genau aussehen könnte, war uns da aber noch nicht klar, eine konkrete Idee hatte niemand. Während des Kurses im Libori-­Forum hatte ich den Dom-­Turm im Blick, und in diesem Zusammenhang kamen mir die Gebetswürfel in den Sinn. Da war der Weg dann nicht mehr weit.

Was steht auf den sechs Flächen?

Dorothea Klute-­Huxol: Über allem steht der – gerade den Älteren noch sehr präsente – Slogan „Vorsicht, Falle!“. Er soll daran erinnern, immer aufmerksam zu sein – nicht misstrauisch, aber wachsam. Dann gibt es drei Kernsätze, mit denen daran erinnert wird, was man nie tun sollte; zum Beispiel Daten von sich preisgeben oder Geldbeträge herausgeben. Dazu gehört auch, keine Unbekannten in die Wohnung zu lassen. Hinzu kommen zwei Hinweise für den Fall, dass man unsicher ist: eine Vertrauensperson hinzuziehen und die Polizei hinzuziehen.

Manfred Borchert: Die Sätze enden dreimal mit dem Wort „niemals“ und zweimal mit „immer“. Alles ist kurz und einprägsam gehalten.

Wo sollte der Würfel seinen Platz haben?

Dorothea Klute-­Huxol: Zum Beispiel auf einem Tisch, an dem man täglich Platz nimmt, etwa am Ess- oder Frühstückstisch. Auf jeden Fall sollte er präsent sein, und man sollte ihn auch täglich in die Hand nehmen – etwa als Handschmeichler. Durch seine Form liegt er angenehm in der Hand, darauf haben wir Wert gelegt. Als Würfel lädt er zum Spielen ein; das sollte dazu beitragen, sich die Sätze einzuprägen. Er kann auch beim Gedächtnis­training helfen; etwa in der Art, dass man sich die offenen Seiten anschaut und dann überlegt, welcher Merksatz verdeckt ist. So etwas kann man ja auch in der Gruppe machen, zum Beispiel als Spiel mit einem Punktesystem.

Also eine handfeste Sache, die helfen soll, sich diese Verhaltensregeln einzuprägen?

Dorothea Klute-­Huxol: Sie sollen einem möglichst in Fleisch und Blut übergehen, sodass man gar nicht erst überlegen muss, wenn die Situation eintritt. Wir alle haben im Leben Dinge gelernt, auf die wir uns anfangs konzen­trieren mussten, die dann aber irgendwann fast automatisch ablaufen; so wie das Binden einer Schleife. Das gilt auch für das Überqueren einer Straße. Wir haben unser Verhalten so verinnerlicht, dass wir ohne nachzudenken entsprechend handeln. So wünschen wir uns das für die Kernsätze unseres Würfels.

Manfred Borchert: Zur Entstehung dieses Würfels führte auch die Tatsache, dass es zu Schockanrufen jede Menge Informationen gibt – etwa durch Polizei und Medien. Das Thema ist überall präsent, jeder müsste eigentlich Bescheid wissen. Und trotzdem fallen Menschen darauf herein. Die Anrufe sind sehr emotional. Bei vielen Angerufenen führt das im Kopf zu einer Art Stillstand, das Denken wird quasi ausgeschaltet. Der Würfel soll durch die Möglichkeit der Wiederholung dafür sorgen, dass die Merksätze auch in einer solchen Ausnahmesituation präsent sind.

Sie haben gerade die Polizei angesprochen, gibt es da eine Zusammenarbeit?

Manfred Borchert: Auf offizieller Ebene leider nicht, aber mit einzelnen Beamten, insbesondere mit Randolf Latusek, einem Präventionsexperten von der Paderborner Polizei, gibt es einen guten Austausch. Er hat uns beraten und mit Informationen versorgt. Bei seinen Präventionsveranstaltungen sind wir normalerweise mit unserem Würfel auch präsent. Herr Latusek und auch sein Vorgesetzter sehen unser Projekt als gute Ergänzung zu ihren Angeboten.

Wie sehen denn sonst die ­Reaktionen aus, zum Beispiel auf diesen Präventionsveranstaltungen?

Dorothea Klute-­Huxol: Es gibt viel Inte­resse und überwiegend positive Resonanz. Die meisten verstehen, dass der Würfel gegenüber Broschüren vieles für sich hat. Abgesehen davon hat er wie gesagt diesen haptischen Vorteil und macht auch optisch etwas her. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar.

Manfred Borchert: Papier landet irgendwann im Abfall, aber wenn wieder über den Enkeltrick oder Schockanrufe berichtet wird, ist der Würfel präsent. Denn der kommt wegen seiner Wertigkeit sicher nicht in den Müll. 

Wie wird das Projekt finanziert?

Dorothea Klute-­Huxol: Es gibt Sponsoren, zum Beispiel Geldinstitute, die Bürgerstiftung und das Paderborner Seniorenbüro. Wir suchen allerdings noch weitere Unterstützer.

Manfred Borchert: Wir haben uns vorgenommen, das Würfel-­Projekt so lange fortzuführen, wie Bedarf da ist. Und den wird es weiterhin geben, denn die Kriminellen werden immer raffinierter, erfinden neue Tricks und Maschen und verfeinern die alten. Hinzu kommt in Zukunft die Möglichkeit, künstliche Intelligenz einzusetzen – etwa bei der Imitation von Stimmen. Deshalb machen wir weiter; natürlich im Rahmen unserer Kapazitäten, denn alles geschieht ehrenamtlich.

Wie viele Würfel sind schon im Umlauf?

Manfred Borchert: Die 500 haben wir überschritten, die nächsten 750 sind bestellt. Beim Start des Projektes haben wir überlegt, ob wir 100 oder 200 herstellen lassen sollen. Nachdem die Finanzierung gesichert war, konnten wir 500 ordern.

Wo bekommt man ihn?

Manfred Borchert: Die Würfel sind in kleinerer Zahl im ­Café der Paderborner Senioren­initiative „Das Tralala“ in der ­Riemekestraße 75, 33102 ­Paderborn, zu erhalten. Größere Mengen können auch gegen Rechnung ­erworben ­werden. Bitte im „­Tralala“ melden.

Haben Sie selbst schon mal ­einen Schockanruf erhalten?

Dorothea Klute-­Huxol: Vor Jahren hat mich einmal eine Frau ­angerufen und sich als eine ­Nichte ausgegeben. Damals war das alles noch nicht so ausgefeilt, deshalb habe ich das schnell durchschaut und abgebrochen.

Das Interview führte Andreas Wiedenhaus

Kontakt
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Kriminalkommissariat Kriminalprävention/Opferschutz, Bielefelder Str. 1, 33104 Paderborn, 
Telefon: 0 52 51/3 06-39 00, 
Fax: 0 52 51/3 06-39 99, 
E-Mail: Kriminalitaetsvorbeugung.­Paderborn@polizei.nrw.de

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