Zeugnis geben …?
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von Claudia Auffenberg
Ach, manno, es ist doch jedes Jahr dasselbe. Mitte Juli schwenkt unsereins emotional aufs Libori-Fest ein, bei dem man die Kirche in voller katholischer Pracht erleben kann bzw. wird: Bischöfe, Chor, Weihrauch, Kindersegnung, heiliges Schaudern beim Tusch und natürlich: rappelvoll! Doch kurz vorher kommt in schöner Regelmäßigkeit die Meldung, dass im Jahr zuvor wieder soundso viele Menschen aus der Kirche ausgetreten sind. 2018 waren es 30 Prozent mehr als 2017 (Der DOM berichtete). Wir werden immer weniger, das ist leider keine Neuigkeit, und wenn wir ehrlich sind: Auch zu Libori merkt man es inzwischen.
Was tun? Man könnte die beleidigte Leberwurst spielen und den Leuten sagen, dass auch die Karussells zu Libori und überhaupt viele schöne Dinge in ihrem Leben wie Karneval, der Sonntag oder die meisten Feiertage letztlich nur existieren, weil die Kirche sie erfunden hat. Aber, falls das überhaupt so stimmt, wer hat schon gern beleidigte Leberwürste um sich?
Ein anderer Weg, der oft gegangen und auch eingefordert wird, lautet: Zeugnis geben. Sprich: zu erzählen, wo einem der Glaube geholfen hat oder wie er es immer noch tut. Aber erstens redet man dann nur von sich, zweitens ist man es als Katholik, zumal in ostwestfälischer Prägung, auch nicht gewohnt, dies in Worte zu fassen, und gerät schnell in einen Plattitüdensumpf, aus dem man nicht so leicht wieder herausfindet. Und drittens: Warum soll einer sonntags zur Kirche gehen, weil andere das machen? Warum soll ich mir ein Tattoo stechen lassen, bloß weil andere es toll finden? Sollen sie doch! Was hab ich davon?
Na ja, und vielleicht ist das die Frage, über die man einmal nachsinnen könnte: Was haben eigentlich andere davon, dass ich katholisch bin? Bei welcher Gelegenheit war es für meine Nachbarn, meine Freunde, mein Umfeld relevant?
Ein interessantes Gedankenspiel. Probieren Sie es doch mal aus!