Zukunft mit dem vierten Weg
Pastor Ludger Eilebrecht (links) hatte mit Dr.Michael Bredeck einen herausragenden Gast bei der „Kirche am See“. Foto: Körtling
Möhnesee-Günne. Einen ganz besonderen Gottesdienst erlebten rund 100 Gläubige zuletzt im Rahmen der „Kirche am See“ am Heinrich-Lübke-Haus in Günne: Monsignore Dr.Michael Bredeck, bis 1.April Leiter der neuen Zentralabteilung Entwicklung– seitdem Leiter der Hauptabteilung Pastorale Dienste, war zu Gast. Er setzte sich unter dem Titel „3 Wege– ein gemeinsames Ziel: Das Reich Gottes wachsen lassen“ mit den aktuellen Veränderungen innerhalb der Kirche auseinander.
von Peter Körtling
Bei sommerlichem Wetter stimmte die Gruppe Yanomami die Besucher auf der Wiese positiv ein. Dann erläuterte Dr.Bredeck die drei (Zukunfts-)Wege: Der diözesane Weg im Erzbistum Paderborn, der Synodale Weg Deutschlands sowie der angekündigte weltweite Synodale Prozess sollen die Kirche von heute optimal auf die Zukunft ausrichten.
Der Monsignore ist bereits sehr lange mit der Zukunftsentwicklung im Erzbistum befasst. Zudem ist er seit 2012 Berater der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz und für die Zeitdauer des Synodalen Weges in Deutschland Ansprechperson für das Synodalbüro im Erzbistum Paderborn. Ein ungemein sachkundiger Mann zu den Zukunftsfragen war also an den Möhnesee gekommen.
Seine Prognose war nicht zum Jubeln geeignet: „Der ‚Diözesane Weg 2030+‘ richtet seine Weichenstellung an den zu erwartenden Entwicklungen aus“, so Dr.Bredeck. Zu dem Zeitpunkt werden die Katholiken in diesem Land eine Minderheit sein und die Zahl der Priester wird weiter abgenommen haben.
Die Körbecker Pfarrgemeinderatsvorsitzende Jutta Ebbert, die auch im Organisationsteam von „Kirche am See“ aktiv ist, beschrieb ihre Sorgen, wenn angesichts der Skandale innerhalb der Kirche sogar ehrenamtlich Aktive keine Perspektive mehr sähen und der Institution den Rücken kehrten. Dr.Bredeck unterstrich die oft verständliche Situation mit dem Bonmot: „Jesus verkündete das Reich Gottes und es kam die Kirche.“
Selbstwachsende Saat werden
Den negativen Tendenzen wolle die Kirche aber etwas entgegensetzen, was insbesondere im Zukunftsbild abgebildet werde, so Dr.Bredeck. „Nicht nur wir Hauptamtlichen, auch viele Ehrenamtler fragen sich, wie es weitergehen soll, was das Bistum tut“, rief er aus. Die Antwort sei die Förderung des vierten Weges, eines individuellen und persönlichen Weges jedes Einzelnen.
„Gerade jetzt ist es besonders wichtig, den eigenen Standpunkt innerhalb einer Kirche im Umbruch zu markieren“, so Dr.Bredeck. Er selbst habe gelernt, dass es oft anders komme, als man zunächst denke. Er wolle Vertrauensarbeit leisten, damit die Menschen ihren Weg überzeugt gehen und sich in den anderen Wegen aktiv einbringen.
Glaube, Hoffnung und Liebe müssten wieder ins Zentrum rücken. Wenn die Menschen miteinander ins Gespräch kämen, dann können sie ihre Erfahrungen, Hoffnungen und Sorgen artikulieren, um eine gemeinsame Basis zu finden. Er spüre es immer wieder selbst, dass auch hinter den Kulissen hart gekämpft werde.
Er kenne die Argumente aus allen Richtungen– umso wichtiger sei es, das Reich Gottes im Blick zu behalten. Jeder sei eingeladen, es mitzugestalten. Sein Reich sei da, wo die Liebe im Mittelpunkt stehe. Verdienst der Kirche sei es, dass das Bild von der Liebe Gottes überall präsent sei, auch wenn die Kirche oft anders dastehe. Doch Jesus selbst habe vom Reich Gottes als einem steten Prozess gesprochen.
Dieser werde erst am Ende vollendet. So sei es die Aufgabe des Erzbistums, gute Rahmenbedingungen zu setzen, damit sich der persönliche Glaube entfalten könne. Die Kirche müsse zu größerer Ehrlichkeit umkehren, um die schmerzenden Austritte zu vermeiden. Er glaube aber an die Kraft des Evangeliums und daran, dass mit etwas Pflege der Glaube zu einer selbst wachsenden Saat werde, die neu erblühe.
Info
Diesen Sonntag, 27.Juni, findet um 11.00 Uhr die nächste „Kirche am See“ wieder im Heinrich-Lübke-Haus in Günne statt. Weitere Informationen finden sich unter: www.kircheamsee.de