Zwischen Distanz und Nähe – Kunstausstellung in Sennestadt
Symptomatisch für die Ausstellung von Nina Koch unter dem Titel „Distanz und Nähe“ ist die Figur des heiligen Martin mit dem Bettler. (Foto: kfd)
Vor zwei Jahren ist die Thomas-Morus-Kirche in Sennestadt umfassend renoviert worden. Auch mit dem Ziel, kulturelle Veranstaltungen zu ermöglichen. Wegen Corona konnte nun erstmals eine Kunstausstellung in der Kirche realisiert werden. Gezeigt werden noch bis zum 19. Juni sakrale Skulpturen von Nina Koch.
Sennestadt (jon). 25 Skulpturen sind nun in der Kirche zu sehen – alle mit einem Bezug zum Glauben. Zu einer Vernissage zur Eröffnung der Ausstellung kamen mehr als 100 Besucher. Für viele war die Künstlerin Nina Koch aus Bielefeld eine Neuentdeckung. Dabei wurde sie bereits mit mehreren internationalen Preisen ausgezeichnet, u. a. für die Realisierung der Bronzeskulptur der Katharina von Bora für das Luthermuseum in Wittenberg.
Für die Ausstellung in der Sennestädter Kirche „entdeckt“ wurde die Künstlerin von der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd) in Sennestadt, zu der 70 Frauen gehören. Diese beteiligen sich am überregionalen kfdProjekt „himmlisch weiblich!“, zu der auch die Ausstellung Anknüpfungspunkte bietet. „Durch das Leben von Nina Koch zieht sich die Auseinandersetzung mit christlichen, biblischen Themen und der künstlerisch gestalteten menschlichen Figur“, erklärt Gisela Jistel-Brosig von der kfd Sennestadt. „So entstanden viele sakrale Skulpturen, sehr häufig Frauengestalten: kraftvoll, entschlossen, mutig.“
„Mein Thema ist der Mensch“
Die kfd entwickelte bereits 2020 gemeinsam mit Nina Koch einen fünf Kilometer langen „Skulpturenspaziergang“ durch die Bielefelder Innenstadt, von der Pauluskirche an der August-Bebel-Straße bis zur Piuskapelle in Gadderbaum. Dieser Weg ist in einem Flyer dokumentiert und kann allein begangen werden – oder auf Wunsch auch in Begleitung einer der Frauen der kfd.
„Nachdem wir diese Werke im öffentlichen Raum kennengelernt hatten, entstand die Idee, weitere Skulpturen auszustellen“, sagt Gisela Jistel-Brosig. Diese Idee wurde im Kulturkreis des Sennestadtvereines umgesetzt. Dessen Leiterin Beate Rasche-Schürmann freute sich, nun die vielen Besucherinnen und Besucher im Beisein der Künstlerin begrüßen zu können.
„Mein Thema ist der Mensch, nicht nur sein Aussehen, sondern zugleich auch sein innerer Widerspruch“, erklärt die Künstlerin Nina Koch. „Das aus den Fugen Geratene, die Brüche, der Zweifel, das Ringen um Balance – mit meinen Figuren gestalte ich mein Bild vom Menschen. Zweifel und Glaube, Hoffnung, Liebe und Trauer und viele andere Themen möchte ich mittels der Formensprache der Bildhauerei sichtbar machen.“
Verzicht auf übliche Symbole
Der Titel der Ausstellung in der Thomas-Morus-Kirche lautet „Distanz und Nähe“. Dieser lasse sich gut an der Statue St. Martin erklären, sagt Gisela Jistel-Brosig. Der Kontrast zwischen der Bedürftigkeit und Armut des Bettlers einerseits und der Zuwendung und des Reichtums Martins andererseits schaffe Distanz, das werde in der Darstellung deutlich und doch durch eine Nähe wieder aufgehoben, die sich aus dem Verzicht auf die üblichen Symbole Rüstung und Pferd ergibt und ein würdevolles Menschenbild zeichnet. Indem Martin den Bettler mit dem Mantel einhüllt, ihn umarmt und stützt, entsteht Nähe zwischen beiden.
Einen passenden Rahmen für die Ausstellung bietet die aus den Sechzigerjahren stammende Kirche Thomas Morus mit ihren Sichtachsen und Nischen in einem weiten Kirchenraum. Vor zwei Jahren wurde sie unter der Prämisse umgebaut und renoviert, aufbauend auf der vorhandenen Architektur einen sakralen Raum zur Begegnung mit Gott zu bieten – gleichzeitig aber auch die Möglichkeit für kulturelle Veranstaltungen an einem besonderen Ort zu schaffen.
Infos zur Kunstausstellung in Sennestadt
Der Katalog zur Ausstellung kann unter www.nina-koch.de für zehn Euro erworben werden. Der Flyer zum Skulpturenspaziergang in Bielefeld ist kostenlos erhältlich bei Beate Rasche-Schürmann, Tel.: 0 52 05/98 06 16.