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12.04.2025
Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz haben in den vergangenen Tagen zahlreiche Reaktionen auf den Bistumsprozess erreicht.
Foto / Quelle: Till Kupitz / Erzbistum Paderborn

„Da, wo das Leben pulst“

Online-Dialog zum Bistumsprozess stößt auf große Resonanz. Mitglieder der Bistumsleitung antworten auf Fragen ehrenamtlich engagierter Menschen.

Paderborn

Was bewegt die Menschen im Erzbistum Paderborn angesichts des anstehenden Bistumsprozesses? Diese Frage stand im Zentrum eines Online-Dialogs, zu dem zeitweise über 1.000 ehrenamtlich Engagierte zugeschaltet waren. Die Resonanz war groß, die Beteiligungsmöglichkeiten wurden rege genutzt. Mitglieder der Bistumsleitung stellten sich live den Fragen und Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Eingeladen hatte das Erzbistum insbesondere Engagierte aus Gremien sowie weitere Ehrenamtliche. Sie konnten ihre Fragen direkt über die Kommentarfunktion des Livestreams stellen. Auf dem Podium beantworteten Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, die Generalvikare Dr. Michael Bredeck und Thomas Dornseifer sowie Diözesan-Caritasdirektorin Esther van Bebber die Anliegen und Anregungen aus dem Erzbistum.

Rückmeldungen aus dem Erzbistum seit Dienstag

Zum Auftakt fragte Moderator Thomas Kuhr (Abteilung Kommunikation im Generalvikariat), welche Reaktionen die Podiumsgäste in den ersten Tagen nach der Veröffentlichung der neuen Etappe im Bistumsprozess erreicht hätten. Erzbischof Bentz nannte drei zentrale Eindrücke: die Zufriedenheit, dass der Prozess groß gedacht ist und nicht zu kurz greift, die Erleichterung, dass der Prozess kein fertiges Paket sei und Beteiligung möglich ist, aber auch die Rückmeldung von Ehrenamtlichen, dass man sich die neuen Seelsorgeräume noch nicht wirklich vorstellen könne. Dies griff auch Caritas-Direktorin Esther van Bebber auf: In den Strukturen des Caritas-Verbandes fragten sich gerade sehr viele Menschen, was die neue Etappe des Bistumsprozesses für sie bedeute. Sie nehme ein fragendes Suchen war, aber kein verängstigtes Suchen.

Generalvikar Thomas Dornseifer ermutigte die Ehrenamtlichen dazu, sich aktiv in den Prozess einzubringen.
Foto / Quelle: Till Kupitz / Erzbistum Paderborn

Generalvikar Dornseifer ermutigte alle Ehrenamtlichen, sich auf die kommende Zeit aktiv einzulassen: Erst einmal sei es wichtig, sich mit dem Prozess vertraut zu machen und andere mitzunehmen. Alle Informationen, Hintergründe und Materialien seien über die Webseite www.bistumsprozess.de abrufbar. Wenn es dann darum gehe, die neuen Seelsorgeräume mit Leben zu füllen, werde das Ehrenamt eine entscheidende Rolle spielen. Generalvikar Bredeck erinnerte daran, dass das Erzbistum bereits Erfahrung mit tiefgreifenden Entwicklungs- und Fusionsprozessen habe. Diese Kompetenz könne nun genutzt werden.

Zukunft der Kirche vor Ort und Gremienwahlen

Die erste Frage aus dem Livestream kam von einer engagierten Gruppe, die mit großer Motivation lebendige Gottesdienste an ihrem Ort gestaltet und nun fürchtet, dass dies bald nicht mehr möglich sein könnte. Erzbischof Bentz reagierte deutlich: Lebendigkeit müsse immer gestärkt werden. Kriterium bei Überlegungen zu den neuen Seelsorgeräumen müsse sein, „wo das Leben pulst“, wo Kirche nah bei den Menschen ist. Und wenn in einer Kirche lebendige Gottesdienste gefeiert werden, müsse man das unterstützen.

Auch die anstehenden Kirchenvorstands- und Gremienwahlen waren Thema: Müssten die neugewählten Kirchenvorstände nun ihre Gemeinde „abwickeln“? Ganz im Gegenteil, so die Botschaft aller auf dem Podium: Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, um Verantwortung zu übernehmen. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, fragte Erzbischof Bentz. Generalvikar Bredeck sprach von einer großen Gestaltungschance für die Gremien: Sie könnten ihre Rolle in den neuen Seelsorgeräumen selbst ausbuchstabieren. Generalvikar Dornseifer betonte, dass es auf Ebene der Seelsorgeräume künftig zwar weniger Kirchenvorstände brauche. Genauso wichtig seien aber die „Kümmerer vor Ort“, also diejenigen, die Verantwortung für ihren Kirchort übernähmen.

Unterstützung von Ehrenamt und Fachkräftemangel

Auf die Frage, wie Ehrenamtliche künftig unterstützt würden, verwies Erzbischof Dr. Bentz darauf, dass das Erzbistum in Ehrenamtsförderinnen und -förderer investieren wolle, die die Pastoralteams ergänzen. Das Erzbistum plane mit multiprofessionellen Teams und damit auch mit Mitarbeitenden, die nicht „pastoral“ seien. Neue Mitarbeitende zu gewinnen sei angesichts des Fachkräftemangels nicht einfach. Dennoch hoffe er, dass neue Formen kirchlichen Arbeitens auch neue Menschen ansprechen. Zugleich sagte er, dass es nicht darum gehe, in großen Zahlen zu denken. Die Kirche werde kleiner, konzentrierter, und die Schaffung von multiprofessionellen Teams könne nicht bedeuten, dass alles wieder so werde wie früher.

Ester van Bebber verwies darauf, dass man nicht alle Mitarbeitenden für multiprofessionellen Teams neu gewinnen müsse, sondern dass es Möglichkeiten gebe, vorhandenes Personal zu vernetzen. Als Beispiel nannte sie Altenpflegekräfte, die sich in der Seelsorge weiterbilden ließen.

Auch Generalvikar Dr. Michael Bredeck (links) und Caritas-Direktorin Esther van Bebber beantworteten Fragen der Engagierten.
Foto / Quelle: Till Kupitz / Erzbistum Paderborn

Eine Frage aus dem Stream betraf die Sorge, dass der ländliche Raum in der neuen Struktur „abgehängt“ werden könnte. Erzbischof Dr. Bentz gab zu bedenken, dass der ländliche Raum tatsächlich unter Druck stehe, weil zum Beispiel Infrastruktur in städtische Gebiete abwandere. Umso wichtiger sei dort die Kirche als Identitätsmarker. Was gelingen müsse, sei die Akzeptanz von Ehrenamtlichen als Gesicht der Kirche vor Ort. Der Erzbischof verwies darauf, dass dies außerhalb von Kirche schon möglich sei, was Ämter wie ein Ortsvorsteher oder Schützenoberst deutlich zeigten.

Auf die Frage, ob die Verbände in den neuen Strukturen mitbedacht würden, sagte Generalvikar Bredeck, dass Verbände fest zu den neuen Seelsorgeräumen zählten. Schon jetzt seien sie für ihre Mitglieder die eigentliche Gemeinde. Bredeck betonte auch, dass auch die von den Verbänden gefeierten Gottesdienste Teil der gottesdienstlichen Vielfalt seien.

Immobilienstrategie und Transformation der Verwaltung

Ob angesichts der großen Veränderungen die laufenden Immobilienprozesse noch sinnvoll seien? Ja, bekräftigte Generalvikar Dornseifer. Gerade die Pastoralen Räume, die bereits Strategien entwickelt haben, seien nun gut vorbereitet. Das gleiche gelte für pastorale Entwicklungsprozesse, die in manchen Pastoralen Räume liefen.

Zum Thema „Verwaltungstransformation“ nahm er vor allem die Kirchenvorstände in den Blick. „Dort sitzt geballte Kompetenz“, sagte er. „Und unser Ziel ist es, ihren Einsatz durch Verwaltungskompetenz möglich zu machen, damit Engagement mit Freude möglich ist.“ Das bedeute etwa, dass künftig ein Anruf bei der neuen Verwaltungsstruktur des Erzbistums reichen solle, um schnell und kompetent Unterstützung zu bekommen.

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