
Der „Schwarze Tod“ in Leiberg
Gedenkorte sind Stätten gegen das Vergessen im Erzbistum Paderborn. Sie erinnern an schwere Zeiten, die die Menschen durchleben mussten. Der Pestfriedhof Leiberg bei Bad Wünnenberg ist ein solcher Ort.
Die Pest war eine der schwersten Pandemien des Mittelalters. Der „Schwarze Tod“ begann 1347 und suchte dann in lokalen Ausbrüchen bis ins 18. Jahrhundert verschiedene Gebiete Europas auf. Seuchen und Erkrankungen konnten sich damals schnell verbreiten, da die hygienischen Zustände schlecht waren. Heute ist bekannt, dass es sich bei der Pest um eine bakterielle Infektionskrankheit handelt, die vor allem durch Nagetiere auf Flöhe übertragen wurde, und durch Flohbisse dann auf den Menschen überging. Entdeckt wurde der Pesterreger erst 1894 vom Schweizer Arzt Alexandre Yersin.
Auch Westfalen blieb nicht verschont. Das frühmittelalterliche Dorf „Andepen“ im heutigen Leiberg bei Bad Wünnenberg wurde fast komplett von der Pest ausgelöscht. Als wären das Leid und die Hungersnot, die der Dreißigjährige Krieg mit sich zog, nicht genug, brachte ein infizierter Mönch aus dem Raum Warburg die Pest mit nach Leiberg. Im „Eisernen Buch“ auf dem Pestfriedhof kann die Überlieferung der Tragödie nachgelesen werden. Interessierte können in dem Buch tatsächlich blättern.
Fast das gesamte Dorf verstarb in wenigen Wochen. 400 Pesttote wurden im Jahr 1635 zu ihrer letzten Ruhestätte in den Leiberger Wald gebracht. Nur sieben Menschen aus dem Dorf sollen überlebt haben. Auf dem Friedhof in Wünnenberg konnte und wollte man die vielen Verstorbenen nicht aufnehmen, denn die Angst vor einer Ansteckung war groß. Deshalb wurden die Toten etwa drei Kilometer weit vom Ort begraben, in der Nähe der ehemaligen Siedlung Fornholte, die bereits 250 Jahre zuvor von der Pest heimgesucht worden war und nie wieder aufgebaut wurde. Auf dem Hügel, auf dem sich heute ein großes Holzkreuz befindet, soll eine christliche Kapelle gestanden haben, daher eignete sich das Land als Friedhof für die Pesttoten.
Der Schreiner Lubbert Schumaker soll die vielen Holzsärge im nahezu menschenleeren Tal für die verstorbenen Dorfbewohner gezimmert haben. Später stiftete er auch das sandsteinerne Pestkreuz auf dem Friedhof, welches an das Schicksal von Leiberg erinnert. Eine Pfingstprozession führt jährlich vom Ort zum Pestfriedhof nach Fornholte. Die Gedenkstätte soll die Lebenden mahnen und sie an „die Vergänglichkeit unseres irdischen Lebens“ erinnern.
Zur Sache
Der Pestfriedhof Leiberg befindet sich im Leiberger Wald und ist am besten im Rahmen einer Wanderung zu erkunden. Die entsprechenden Routen findet man unter: www.bad-wuennenberg.de – der „Fünf-Bäche-Weg“ führt über den Friedhof und zu weiteren Sehenswürdigkeiten in der Umgebung.