
Der Sieger steht fest
Jury kürt Siegerentwurf des geplanten Denk- und Mahnmals zum sexuellen Missbrauch am Paderborner Dom.
Acht Künstlerinnen und Künstler beteiligten sich am Wettbewerb zum geplanten Denk- und Mahnmal im Bereich des Paderborner Domes, das den sexuellen und geistlichen Missbrauch in der Kirche thematisiert. Eine Jury aus Vertretern des Erzbistums Paderborn, des Metropolitankapitels, der Betroffenenvertretung im Erzbistum sowie interner und externer Expertinnen und Experten sichteten die eingereichten Entwürfe und kürten am Dienstag, 25. März 2025, den Siegerentwurf: Die Wahl fiel auf den Entwurf von Christoph Brech aus München. Der für die Umsetzung empfohlene Künstlerentwurf wird gemeinsam mit allen weiteren Beiträgen der Öffentlichkeit in der Zeit vom 4. April bis 18. Mai 2025 im Foyer des Erzbischöflichen Diözesanmuseum präsentiert. Der Eintritt in die Foyer-Ausstellung ist frei.
Der begrenzte Wettbewerb stellte die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler vor eine besondere Herausforderung: Sie sollten mit ihrem Entwurf zum zukünftigen Denk- und Mahnmal im Bereich des Paderborner Domes deutlich machen, dass die Kirche das Versagen von Klerikern und Laien in Bezug auf den sexuellen oder geistlichen Missbrauch Schutzbefohlener, Kinder und Abhängiger, sieht, anerkennt, bereut und alle möglichen Maßnahmen ergreifen möchte, damit dies nicht weiter geschieht. Das forderten das Erzbistum Paderborn, das Paderborner Metropolitankapitel sowie die Betroffenenvertretung im Erzbistum gemeinsam im Auslobungstext. Mit dem Kunstwerk soll das Leid aller Betroffenen sichtbar einen Platz im Bereich des Domes und damit in der Kirche von Paderborn erhalten.
Jury entscheidet
Die Jury-Mitglieder trafen sich Mitte März mit den am Wettbewerb teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern, die ihre eingereichten Entwürfe im Gespräch erläutern konnten. Im zweiten Treffen wählten die Jury-Mitglieder jetzt den Siegerentwurf aus, der zur Umsetzung kommen soll. Mitglieder der Jury sind Generalvikar Dr. Michael Bredeck als Vertreter des Erzbistums Paderborn, Dompropst Monsignore Joachim Göbel und Domkapitular Dr. Thomas Witt als Vertreter des Metropolitankapitels, Reinhold Harnisch und Michael Heltner vom Vorstand der Betroffenenvertretung im Erzbistum Paderborn, die beiden internen Experten Dr. Holger Kempkens als aktueller und Professor Dr. Christoph Stiegemann als früherer Direktor des Erzbischöflichen Diözesanmuseums sowie als externe Experten Professorin Dr. Maren Ziese von der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen und Dr. Herbert Fendrich, dem ehemaligen Bischöflichen Beauftragten für Kirche und Kunst im Bistum Essen. Mit beratender Stimme nahmen an der Jury-Sitzung teil Diözesanbaumeisterin Carmen Matery-Meding (Bereich Bauen des Erzbischöflichen Generalvikariats Paderborn), Burkhardt Stutenz vom Vorstand der Betroffenenvertretung Paderborn sowie Thomas Günther von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Paderborn.

Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler
Das Erzbistum Paderborn und das Metropolitankapitel hatten gemeinsam mit der Betroffenenvertretung acht Künstlerinnen und Künstler zum begrenzten Wettbewerb eingeladen. Ihren Entwurf legten vor Matthias Braun aus Würzburg, Christoph Brech aus München, Pater Abraham Fischer OSB aus Meschede, Thomas Jessen aus Eslohe, Nina Koch aus Bielefeld, Herman Reichold aus Paderborn, Will Rumi aus Essen sowie Annette Voltmann aus Rietberg.
„Wir freuen uns sehr über die große Vielfalt der eingereichten Entwürfe“, unterstreicht Generalvikar Dr. Michael Bredeck. Sie reichen von figürlichen bis hin zu interaktiven Installationen oder den ganzen Raum umfassenden Gestaltungen. Neben Skulpturen wurden Beiträge vorgestellt, die malerisch mit dem Medium Glas oder plastisch mit Metall arbeiten. „Alle Entwürfe zeugen von einer vertieften künstlerischen Auseinandersetzung mit den in einer Arbeitsgruppe entwickelten und im Auslobungstext formulierten Themenfeldern und einem sensiblen Umgang mit der gestellten Aufgabe.“
„Die Entscheidung für einen Entwurf war angesichts der Fülle an qualitätsvollen Einreichungen nicht einfach. Letztlich fiel sie aber von allen Jurymitgliedern getragen für den Entwurf von Christoph Brech aus München. Wir freuen uns, mit diesem Entwurf nun in die Umsetzung zu gehen“, erklärt Generalvikar Dr. Bredeck stellvertretend für die Mitglieder der Jury.
„Die Jurymitglieder haben sich des sensiblen Themas mit großer Verantwortung gewidmet und konstruktive Diskussionen zur Findung einer gemeinsamen Entscheidung geführt“, erläutert Reinhold Harnisch als Vorsitzender der Betroffenenvertretung im Erzbistum. „Wir sind zuversichtlich, dass das gefundene Ergebnis dem Wunsch, ein sichtbares Zeichen gegen Verdrängung und Vertuschung und zur Ermutigung für die Betroffenen zu setzen, gerecht wird. Insbesondere die Zukunftsorientierung des Entwurfs, die Option, zur Erhellung des großen Dunkelfeldes weiterer bisher nicht bekannter Betroffener beizutragen sowie die Interaktionsmöglichkeiten dieses Entwurfes hat uns als Betroffene sehr stark angesprochen.“
„Atrium“ und „Brigidenkapelle“ als möglicher Standort des Denk- und Mahnmals
Als möglichen Standort für das Denk- und Mahnmal zur sexualisierten Gewalt benannten Metropolitankapitel und Betroffenenvertretung das „Atrium“ mit der „Brigidenkapelle“ an der Nordseite des Chores des Paderborner Domes. Das Atrium mit der angrenzenden Brigidenkapelle sei ein sehr wertiger Teil des Domes und seiner Geschichte, hier sei die Schwelle vom Profanen zum Sakralen baulich manifestiert.

Präsentation im Erzbischöflichen Diözesanmuseum
Eine Präsentation im Foyer des Erzbischöflichen Diözesanmuseums Paderborn wird vom 4. April bis 18. Mai 2025 sowohl den Siegerentwurf als auch alle anderen eingereichten Entwürfe vorstellen. Für den Besuch im Foyer wird kein Eintritt erhoben. Die Foyer-Präsentation kann zu den Öffnungszeiten des Erzbischöflichen Diözesanmuseums besucht werden: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr.
Die Entwürfe der Künstlerinnen und Künstler mit deren kurzen Erläuterungen werden zudem auf einer Homepage präsentiert, die auch über die Laufzeit der Ausstellung hinaus die Entwürfe zugänglich macht.
In Verbindung mit der Präsentation sind zwei Gesprächsabende zum Thema Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Erzbistum Paderborn in Planung. Die Termine werden noch mitgeteilt.