
„Die Gemeinschaft ist das Herz der Kirche“
Jahresstatistik 2024: Generalvikar Dr. Michael Bredeck und Generalvikar Thomas Dornseifer rufen zu Realismus und Hoffnung auf.
Am Donnerstag, 27. März, wurde bundesweit die kirchliche Statistik für 2024 veröffentlicht: Im Erzbistum Paderborn sind im vergangenen Jahr 17.184 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Generalvikar Dr. Michael Bredeck und Generalvikar Thomas Dornseifer rufen angesichts dieser Entwicklung bei allem dringenden Realismus auch zur Hoffnung auf. Die Kirche verzeichne weiter einen „schmerzhaften Rückgang“. Darin könne aber auch eine Chance liegen, sind die beiden Generalvikare überzeugt: „Wenn wir gewohnte Sicherheiten loslassen, gewinnen wir Freiheit für neue Wege der Glaubensweitergabe. Auf diese Weise wird die Frohe Botschaft Menschen auch in Zukunft erreichen und berühren.“
Der Blick auf die kirchliche Statistik für 2024 bleibt gleichwohl zunächst ernüchternd: Die Zahl der Kirchenaustritte im Erzbistum Paderborn ist zwar im zweiten Jahr nacheinander leicht rückläufig (Vorjahr: 21.667). Doch liegt die Gesamtzahl der Katholikinnen und Katholiken im Erzbistum mit 1.292.435 Menschen erstmals unter der Marke von 1,3 Millionen. „Diese Entwicklung bleibt für uns als Kirche nicht nur in dieser abstrakten Summe erschütternd“, unterstreicht Bredeck. „Die Kirche ist die Gemeinschaft all derer, die mit ihrer Taufberufung das Leben der Kirche gestalten. Hinter jedem einzelnen Austritt steht somit ein Mensch, der unserer Kirche zuvor sein Gesicht gegeben hat und nun fehlt.“

Die Gründe für einen Kirchenaustritt sind individuell und somit vielfältig. Der frühere Umgang der katholischen Kirche mit sexualisierter Gewalt sei nach wie vor für viele ein Grund, die Kirche zu verlassen, macht Thomas Dornseifer deutlich: „Wir haben als Kirche Vertrauen verloren, bei vielen Gläubigen, aber insbesondere auch bei Menschen, die sexualisierte Gewalt erlitten haben. Die Aufarbeitung bleibt eine besondere Verantwortung und behält weiter oberste Priorität.“
Wie schon in den Jahren zuvor zeichne sich zudem weiter ab, „dass Menschen in der kirchlichen Botschaft keine Anknüpfungspunkte mehr für ihr persönliches Leben sehen“, führt Generalvikar Dornseifer weiter aus. „Wir müssen die Kirche wieder als eine Heimat erlebbar machen, deren Herz die Gemeinschaft ist, in die jede und jeder Getaufte sich mit seinen Fähigkeiten einbringen kann“, betont Generalvikar Dornseifer und ergänzt: „Die Frohe Botschaft bietet grundlegende Antworten auf existenzielle Fragen, die Menschen in ihrem Leben bewegen.“ Das Evangelium sei jedoch keine Botschaft, die mit dem moralischen Zeigefinger verkündet werden dürfe, ergänzt Dr. Bredeck: „Menschen wollen mit ihren Anliegen und Bedürfnissen in ihrem Alltag ernst genommen werden. Wir müssen als Kirche neu lernen, aufmerksam zuzuhören.“
Die Weitergabe des Glaubens zu sichern, sei keine neue Herausforderung. „Wir sind als Kirche eingebettet in eine lange Tradition, in der Christinnen und Christen in der Nachfolge Jesu gelebt haben. Der Grund unserer Hoffnung war, ist und bleibt Jesus. Diesen Grund als Lebens-Fundament anzubieten, bleibt unsere Aufgabe – gerade dann, wenn Kirche und Glaube kritisch angefragt werden“, fasst Generalvikar Dr. Michael Bredeck zusammen.
Hintergrund
Mit Datum vom 31. Dezember 2024 waren 1.292.435 Menschen auf dem Gebiet des Erzbistums Paderborn Mitglied der Katholischen Kirche – 34.354 katholische Christinnen und Christen weniger als 2023 (1.326.789 Mitglieder). Im Jahr 2024 sind 17.184 Menschen im Erzbistum aus der katholischen Kirche ausgetreten. Damit ist die Zahl der Kirchenaustritte zwar im zweiten Jahr nacheinander leicht rückläufig, markiert aber noch immer den dritthöchsten Wert in der Austrittsstatistik im Zeitraum seit 2004. Neben den Kirchenaustritten sind unter anderem die demografische Entwicklung sowie Wanderungsbewegungen innerhalb der Bevölkerung wichtige Einflussfaktoren bei den Mitgliederzahlen. Im Jahr 2024 wurden im Erzbistum Paderborn durch die Taufe 6.712 Menschen in die Katholische Kirche aufgenommen, im Vorjahr waren es 7.590. Leicht angestiegen im Vergleich zum Vorjahr ist erneut die Zahl der Gottesdienstteilnehmenden, die 2024 im Erzbistum Paderborn bei durchschnittlich 67.769 Menschen in den Sonntagsgottesdiensten lag (2023: 65.359).