Die Liboriwoche ist wie ein einziger Tag
Wenn Libori startet, beginnen für Domküster Artjom Dreier die arbeitsintensivsten neun Tage im gesamten Kirchenjahr. Seine Arbeit und die seiner beiden Küsterkollegen spielt sich hinter den Kulissen ab und wird oftmals nicht wahrgenommen, doch ihnen ist es zu verdanken, dass die kirchlichen Feierlichkeiten reibungslos ablaufen können.
In der Regel sind es die Küster, die als Erste vor einem Gottesdienst die Kirche betreten. Ihre Aufgaben sind umfangreicher, als viele denken mögen, die Vor- und Nachbereitung der Gottesdienste ist nur eine von vielen täglich anstehenden Aufgaben, und eine Woche mit einem freien Wochenende ist eher die Seltenheit, insbesondere wenn mit Libori die
„Für uns Küster ist Libori etwas ganz Besonderes, und es gibt in dieser Zeit immer etwas zu tun. Die Menschen freuen sich auf die kirchlichen Feierlichkeiten, und wir leisten unseren Teil, um diese so schön zu gestalten wie eben möglich“, sagt Artjom Dreier (33). Dazu gehöre dann auch, dass das „Festtagsbesteck“ hervorgeholt und aufpoliert werde. Auch wenn er in dieser hektischen Woche nur sehr selten durchschnaufen könne, so sei die Liboriwoche für ihn dennoch die schönste Woche im ganzen Jahr. „Menschen kommen zusammen, um den heiligen Liborius zu feiern, und sie kommen zusammen, um miteinander eine gute Zeit zu erleben. Zu Libori erlebe ich eine große Familie, eine, auf die ich mich schon lange im Vorfeld freue“, beschreibt Dreier seine Vorfreude auf dieses für ihn so „besondere Fest“.
Und jeder, der sich dieser Familie angehörig fühlt, weiß, wie hoch die Erwartungen an diese Woche sind. Alles muss perfekt sein, alles muss noch ein bisschen mehr glänzen als sonst. „Ich mag diese Herausforderung und freue mich darauf“, sagt Artjom Dreier. Im Gespräch mit ihm merkt man ihm seine Routine an. Das anstehende Liborifest ist bereits sein 14. Fest als Küster. An sein erstes erinnert er sich noch ganz genau: „Alles war neu, und es gab so viel zu lernen. Und es hat lange gedauert, bis ich wusste, wo jedes einzelne Teil, angefangen von den Kerzen über den Weihrauch, die Gewänder bis hin zu den Kelchen, seinen Platz hat. Gut ein Jahr habe es gedauert, bis er sich in seinem Job eine Routine erarbeitet habe. Und auch jetzt lerne er immer noch dazu: „Manchmal passieren Dinge, auf die man sich nicht einstellen kann. Ich erinnere mich, als in einem Jahr die gesamte Mikrofonanlage ausgefallen ist. Dann heißt es, schnell zu reagieren und vor allem zu improvisieren. Aber eben auch das macht dieses Fest aus“, sagt Dreier.
Eine Besonderheit an Libori ist natürlich auch, dass ganze Heerscharen von Bischöfen und Priestern im Chorraum vertreten sind. Bis zu vierzig Gewänder müssen vorbereitet werden, und unter der Woche folgen Gottesdienste und Gebetsstunden im Stundentakt aufeinander. „Zwischen den einzelnen Gottesdiensten und Gebetsstunden ist oft nicht viel Zeit, und parallel kleiden sich die Zelebranten aus, die gerade Messe gefeiert haben, und wir helfen den Zelebranten, die den nächsten Gottesdienst feiern, ihre Kleidung anzulegen“, beschreibt Artjom Dreier die manchmal lebhaften Vorgänge in der Sakristei. In der Liboriwoche sei so viel los, dass sie ihm manchmal wie ein einziger Tag erscheine.
// Patrick Kleibold