Ein Fest für die ganze Familie - Interview mit Erzbischof Bentz
Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz spricht im Interview mit dem Bonifatiuswerk über die Erstkommunion.
Inwiefern war die Erstkommunion für Sie und für Ihren weiteren Lebensweg ein wegweisendes Erlebnis?
Ich erinnere mich, dass die Erstkommunion eine ganz aufregende Zeit war. Wir haben meine Kommunion bei uns zu Hause gefeiert, und vorher gab es ganz viel Aufregung um die Vorbereitungen. Es drehte sich alles um mich, aber es war anders als die Geburtstage und Namenstage. Ich war sehr aufgeregt, und ich spürte in all dem, dass es um etwas Besonderes ging. Meine Eltern haben im Gespräch immer wieder gesagt: „Das ist das Fest, wo du Jesus als Freund ganz besonders erleben darfst.“ Und ein weiterer Satz aus der Erinnerung, der bis heute in verschiedenen Momenten wieder aufkommt: „Kommunion heißt Gemeinschaft mit Gott und untereinander.“ Ein einfacher Merksatz, den ich damals gelernt habe und der es bis heute auf den Punkt bringt. Es ist also ein persönliches Fest, was mit mir als Erstkommunionkind und meiner Beziehung zu Jesus zu tun hat.
Was macht für Sie eine gute Erstkommunionvorbereitung aus?
Ich finde es wichtig, dass in einer Erstkommunionvorbereitung über Gott, Jesus und über biblische Erzählungen so gesprochen wird, dass ein Kind später nichts von dem revidieren muss, was es gehört hat. Das bedeutet, dass wir die Entwicklung des Kindes im Blick haben sollten, damit der kindliche Glaube zu einem jugendlichen und dann erwachsenen Glauben heranwachsen kann. Wenn man in der Vorbereitung zur Erstkommunion eine Verbindung zur Lebenswelt der Kinder herstellt und Gott zur Sprache bringt, dann können Kinder gute Erfahrungen im Glauben machen. Ich bin fest davon überzeugt, dass Kinder ein Gespür für das Geheimnisvolle haben, für das, was sich nicht in Worte fassen lässt. Daran anzuknüpfen und eine Brücke zu bauen, halte ich für sehr wesentlich. Da gibt es seit Jahren sehr, sehr gute Materialien und Herangehensweisen vom Bonifatiuswerk.
Wie kann die Zeit der Erstkommunionvorbereitung als Chance genutzt werden, dass Familien wieder über den Glauben ins Gespräch kommen und gemeinsam im Glauben wachsen?
Ich sehe es als große Chance, dass es in dieser Zeit der Vorbereitung nicht nur um das Kind selber geht, sondern auch um die ganze Familie. Schon damals bei meiner eigenen Kommunion war es für uns als Familie selbstverständlich, dass wir beim Abendbrot über den Glauben und über Gott gesprochen haben. Das ist heute sicher nur noch selten so. Ich glaube, dass sich die ganze Familie auf den Weg machen sollte, um ihre Kinder in der Vorbereitung auf die Kommunion zu unterstützen. Ebenso sind es die Katechetinnen und Katecheten, die wiederum die Familien darin unterstützen sollten, dass sie mit ihrem Kind einen gemeinsamen Weg gehen können. Das, was die Kinder selbst zuhause erzählen, löst bei den Eltern etwas aus und andersherum. Es geht also nicht darum, nur eine Katechese für die Kinder oder für die Eltern zu machen, sondern die ganze Familie im Blick zu haben. Wir sollten im Blick behalten, wie wir Eltern darin unterstützen können, sprachfähig gegenüber ihren Kindern über Gott und Glauben zu werden.
Wir haben Ihre Eltern Sie auf dem Weg zur Erstkommunion begleitet?
Bei uns fügte sich die Erstkommunionvorbereitung gut in den religiösen Alltag unserer Familie ein. Ich habe diese intensive Erinnerung, dass wir abends unsere festen Rituale hatten. Es war so, dass wir vor dem Schlafengehen der Reihe nach ins Bad gingen, uns wuschen und danach kamen wir zusammen und beteten. Unsere Eltern fragten uns zuerst: „Was wollt ihr dem lieben Gott heute Abend sagen?“ Das konnten wir aussprechen und hatten dann unser festes Gebet. Auch während der Kommunionvorbereitung veränderte sich daran nicht viel, weil es zu unserem Familienalltag dazu gehörte. Für mich war die Erfahrung des Kommunionkurses damals viel intensiver als zum Beispiel die im Religionsunterricht.
Wie kann die Bindung der Kinder zur Kirche über die Erstkommunion hinaus nachhaltig gefestigt werden?
Dreh- und Angelpunkt einer nachhaltigen Jugendpastoral ist das Anknüpfen an die Biografie und an das konkrete Lebensalter der Kinder und dann der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Herausforderung ist, den Glauben mit den Veränderungen eines jungen Lebens mitwachsen zu lassen. Nach der Kommunion bis zur Firmung kommen viele Lebensumbrüche, zum Beispiel die Pubertät, ein Schulwechsel oder manchmal auch ein geografischer Wechsel, weil die Familie umzieht. Die Glaubensfindung muss in diesen Jahren flexibel sein. Im Leben der Kinder und Jugendlichen muss es Momente geben, an denen wir anschließen können, damit der Glaube gedeihen und die Form des Miteinanders, auch in der Kirche, an Bedeutung gewinnen kann. In einem wachsenden Alter können und müssen das natürlich ganz andere Formen sein als bei so jungen Kindern. Darauf müssen wir achten.
Welchen Impuls geben Sie den Erstkommunionkindern mit auf den Weg?
Liebe Kinder, löchert eure Eltern, eure Katechetinnen und Katecheten, euren Pfarrer und die Gemeindereferentin mit Fragen, Fragen, Fragen. Ihr seid kleine Philosophen und habt die Fähigkeit im Blick auf Gott, viel zu fragen und auf die Freundschaft mit Jesus Antworten zu fordern. Seid neugierig, damit ihr erfahren könnt, wie fantastisch diese Freundschaft mit Jesus sein kann.