
Eine Inspiration
Vor 100 Jahren starb die Publizistin, Politikerin und Frauenrechtlerin Hedwig Dransfeld. Zwei neue Gedenkorte in Werl erinnern an sie.
Heute würde man sie wahrscheinlich schlicht eine Aktivistin nennen, was einer Persönlichkeit wie Hedwig Dransfeld wohl nicht gerecht wird. Sie stammte aus gehobenen Kreisen, wurde Waise, verarmte, kämpfte sich nach oben, unterrichtete als Lehrerin, wurde Publizistin, Schriftstellerin und Politikerin. „Sie verlangte viel von sich“ – darin waren sich die Rednerinnen und Redner bei der Enthüllung zweier Gedenktafeln in Dransfelds langjähriger Heimatstadt Werl einig. Diese sogenannten Frauenorte sind Informationstafeln, eine steht vor ihrem Ehrengrab, die andere vor ihrer einstigen Wirkunsgstätte vor Ort, dem Ursulinenkloster.
Auch heute sei Dransfeld eine Inspiration für junge Mädchen und Frauen. „Sie zeigte, dass Veränderungen möglich sind“, betonte etwa Werls Bürgermeister Torben Höbrink. Dem schloss sich Murielle Guéguen, Vorsitzende des FrauenRates NRW, an. „Sie war so vielseitig und so engagiert. Sie zeigte Frauen, was möglich ist.“ Zudem sei sie als Politikerin eine Kämpferin für den Frieden gewesen. Solche Frauen „waren nicht nur damals sehr notwenig“, so Murielle Guéguen weiter.
Dabei, auch das wurde klar, war die im heutigen Dortmunder Stadtteil Hacheney geborene Hedwig Dransfeld zeitlebens von Krankheit und zahlreichen Operationen gebeutelt gewesen. Wichtig sei deshalb das Kloster, betonte Konrad Beckmann, Leiter des heutigen Ursulinengymnasiums.
Spirituelle Heimat
Damit meint er nicht nur den Ausbau der Schule, den Dransfeld als Nicht-Ordensschwester vorantrieb. „Das Kloster war ihre spirituelle und familiäre Heimat.“ Sie hatte ein sicheres Fundament, „und das war ihr Glaube“, ergänzte Andrea Frölich, die die Realschule der Ursulinen leitet. „Bei uns lebt ihr Erbe weiter.“ Denn noch immer werde für die Bildung gekämpft – aus einem guten Grund: „Bildung ist der Schlüssel für Selbstbestimmung“, betonte Frölich. Ohne sie könne keine Frau eine aktive Rolle in der Gesellschaft übernehmen.
Zum Abschluss zitierte Stadtführer Tobias Gebhardt aus einer neuen Biografie, die die Werlerin Barbara Schmidt geschrieben hat. Das Buch ist im Paderborner Bonifatius-Verlag erschienen.