2023 wurde das Triumph­kreuz in der Kirche St. Pankratius in Ahlen-Vorhelm, an dem auch Heinrich Schweppenstedde ­beteiligt war, restauriert.
Foto / Quelle: Rolf-Jürgen Spieker

Eine solidarische Gemeinschaft von Künstlern

Brigitte Spieker und Rolf-Jürgen Spieker haben ihre Buchreihe über „Vergessene Künstler“ der Wiedenbrücker Schule abgeschlossen.

Dortmund/Rheda-Wiedenbrück

Der zehnte Band beschäftigt sich mit dem Altarbauer Heinrich Schweppenstedde, der elfte, an dem auch die Kunsthistorikerin Christiane Hoffmann beteiligt ist, zieht eine Bilanz.

Nicht ohne Stolz halten Brigitte und Rolf-Jürgen Spieker die letzten beiden Bände ihrer Reihe über vergessene Künstler in den Händen. 2016 erschien das erste Buch, die Bände zehn und elf schließen die Reihe ab. „Es ist jetzt gut so“, sagt Brigitte Spieker, die für die Recherchen und Texte zuständig ist. „Meine Frau und ich haben immer wieder etwas gefunden, was uns interessierte“, ergänzt Rolf-Jürgen Spieker, der die Fotos und die Gestaltung der Bücher beitrug.

Seit 2002 engagierten sich die beiden bei der ehemaligen Dokumentarstelle für Dortmunder Kirchengeschichte. Glasmalereien und Goldschmieden faszinierten die Autorin damals als Themen. Und immer wieder stieß sie auf diese Stadt: Wiedenbrück. Die Dortmunder forschten, vor acht Jahren erschien dann ihr erstes Buch über den ursprünglich aus Gelsenkirchen stammenden Maler Günther Reul und seine Familie. „Wir zeigen die Vernetzung der Wiedenbrücker Schule in unserem letzten Buch. Mehr als 80 Namen sind vermerkt.“ Dazu haben die Autoren zahlreiche Porträtfotos zusammengetragen.

Auch wenn die einzelnen Namen dieser Künstlerszene heute kaum noch bekannt sind – Wiedenbrück strahlt noch heute als Zentrum sakraler Kunst. Für Brigitte Spieker liegt das vor allem an dem großen Zusammenhalt unter den Kunstschaffenden. Wenn ein Altarbauer einen Auftrag bekam – häufig kam der in den Anfangsjahren von den Franziskanern vor Ort –, suchte er Bildhauer und Maler aus seinem Umfeld aus. Das hatte dann im Laufe der Jahrzehnte zur Folge, dass sich immer wieder Lehrlinge und Gesellen in der Kleinstadt Wiedenbrück, die in den 1930er-Jahren rund 5 000 Einwohner hatte, niederließen. Zudem hatten die Künstler oft viele Kinder, die in ihre Fußstapfen traten.

Der Marienaltar in der Kirche St. Peter und Paul Bad Driburg ist ein typisches Beispiel für die Zusammenarbeit des Altarbauers Heinrich Schweppenstedde mit dem Bildhauer Anton Mormann und dem Maler Georg Goldkuhle. Schweppenstedde ist der zehnte Band der Reihe über vergessene Künstler gewidmet.
Foto / Quelle: Rolf-Jürgen Spieker

„Selbst als im Zweiten Weltkrieg die Aufträge weniger wurden, wurden viele Handwerker beschäftigt.“ Die Arbeit wurde auf mehr Menschen verteilt, als es notwendig gewesen wäre – niemand sollte leiden. Darin sieht die Autorin auch den Erfolg der Wiedenbrücker. Sie lieferten schlichtweg – zuverlässig und in hoher Qualität.

Diese Auftragsarbeiten hatten allerdings den Nachteil, dass die Menschen dahinter überwiegend unbekannt blieben. Für Brigitte Spieker sind deshalb alte Zeitungsartikel eine wichtige Quelle. „Die Namen waren in den Redaktionen bekannt und es wurde zeitnah berichtet, wenn etwa ein neuer Altar enthüllt wurde.“ Dann waren auf den Pressefotos die Beteiligten zu sehen und auch ihre Namen.

Im Laufe der Jahre ist das Dortmunder Paar viel herumgekommen. Aachen, Lausitz, Thüringen, Hamburg – „vor Ort entdeckt man viel mehr. Es ist eine sehr spannende Sache etwas zu entdecken, was vorher noch nicht bekannt war“, beschreibt Brigitte Spieker ihre Motivation. Dass ihre Bücher vor allem ein überschaubares Fachpublikum finden, stört die beiden nicht. „Es ist etwas, was von uns bleibt.“

Dieses Foto, das einen Einblick in die Arbeit im Atelier Mormann gibt, entstand um das Jahr 1900. Anton Mormann ist links im Hintergrund zu sehen.
Foto / Quelle: Rolf-Jürgen Spieker

// Wolfgang Maas

Info

Die Bände der Reihe „Vergessene Künstler“ von Brigitte und Rolf-Jürgen Spieker sind in den Verlagen Beluga Publik CR-Consult, Rasch Verlag Bramsche sowie Fromm + Rasch Osnabrück erschienen. Sie kosten zwischen 12,90 und 24,90 Euro. Erhältlich sind sie unter anderem in der Bonifatius-Buchhandlung am Propsteihof in Dortmund.

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