„Eklatante Falschdarstellung“
Die Diözesan-Arbeitsgemeinschaft der Behindertenhilfe und Psychiatrie kritisiert die – aus ihrer Sicht – Diffamierung von Werkstätten für behinderte Menschen.
Eine „immer wieder verzerrte und falsche Darstellung von Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) im öffentlich-rechtlichen Rundfunk“ kritisieren Träger von Behindertenhilfe. „Es ist schon eklatant, dass Werkstätten, die vor allem der Rehabilitation von Menschen mit Behinderung dienen, immer wieder als billige Produktionsstätten diffamiert werden“, kritisiert Heinz-Georg Eirund, Vorsitzender der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft der Behindertenhilfe und Psychiatrie im Erzbistum Paderborn. „Man sollte meinen, dass etwa das ZDF-Magazin Royale genug Möglichkeiten hat, die Ergebnisse ihrer Recherche im korrekten Kontext darzustellen.“
In Werkstätten für behinderte Menschen gebe es Zeiten für Therapien und Bildungsangebote, die darauf abzielen, Menschen für den allgemeinen Arbeitsmarkt fit zu machen. Die Beschäftigten arbeiten entsprechend ihrem Leistungsniveau jeweils in der Zeit, in der sie in der Lage sind, Leistung zu erbringen. „Werkstätten bieten auch einen Sozialraum“, betont Ines Lammert vom Diözesan-Caritasverband, dem die Diözesan-Arbeitsgemeinschaft mit 155 Einrichtungen und Trägern angegliedert ist.
Von diesen werden mehr als 9.000 Menschen mit Behinderungen beraten, betreut, gebildet und gefördert. Allerdings sind die Werkstätten auf vielfältige Aufträge von Firmen angewiesen, um Menschen mit Behinderung sinnvolle und vielfältige Arbeiten anbieten zu können. Zudem muss das Entgelt, das zusätzlich zu anderen Sozialleistungen an die Beschäftigten ausgezahlt wird, von der Werkstatt erwirtschaftet werden. Eine angestrebte und dringend notwendige Entgeltreform des Bundesgesetzgebers wurde von den Werkstätten unterstützt und soll auch in die neue Legislaturperiode eingebracht werden.
Sprung in den Arbeitsmarkt
Zu Recht kritisiert werde allerdings, dass nur ein kleiner Teil von Beschäftigten in Werkstätten den Sprung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt schaffe, sagt Ines Lammert. Das liege daran, dass der deutsche Arbeitsmarkt tatsächlich nicht genug Stellen für Menschen mit Einschränkungen anbiete – wie etwa auch das ZDF-Magazin Royale nicht. „Die Werkstätten unterstützen Arbeitgeber gerne dabei, geeignete Plätze zu finden und auch den Übergang von der Werkstatt in das Unternehmen zu gestalten. Dafür sind sie Experten“, so Ines Lammert.
Eine verzerrte Darstellung gebe es auch immer wieder in Bezug auf die Menschen mit Behinderung, die in Werkstätten tätig sind, kritisiert Heinz-Georg Eirund. Menschen mit rein körperlichen Einschränkungen gehören demnach nicht zur primären Zielgruppe. Werkstätten und andere Einrichtungen der Behindertenhilfe konzentrieren sich vielmehr auf Menschen mit kognitiven und psychischen Handicaps, von denen viele allerdings auch körperliche Einschränkungen haben. „Mehr Differenzierung in der medialen Darstellung tut dringend Not“, mahnt Heinz-Georg Eirund.
Hintergrund
Anlass für die Stellungnahme ist die Darstellung der Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) in der ZDF-Sendung Magazin Royale vom 13. Dezember. Sozialrechtliche Grundlage für die WfbM als Einrichtung zur Eingliederung bzw. Integration von Menschen mit Behinderung in das Arbeitsleben in Deutschland („Berufliche Rehabilitation“) ist das Neunte Sozialgesetzbuch (SGB IX).