Der Märtyrer und Heilige Óscar Romero – hier auf einem Wandbild in seinem ehemaligen Wohnhaus – ist am 24. März 1980 am Altar erschossen worden.
Foto / Quelle: Adveniat/Matthias Hoch

„El Salvador braucht einen neuen Óscar Romero!“

Adveniat zum 45. Todestag des Heiligen.

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„El Salvador braucht einen neuen Óscar Romero!“ Das sagt der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat Pater Martin Maier anlässlich des 45. Todestages des Märtyrers und angesichts der verstörend-martialischen Bilder von 240 venezolanischen Migranten, die unter unmenschlichen Bedingungen aus den USA in das salvadorianische Mega-Gefängnis Cecot geflogen wurden – trotz der Anordnung eines US-Bundesrichters, die Flugzeuge zurückzuholen. „Präsident Nayib Bukele führt El Salvador in eine Diktatur“, so Pater Maier. „Und damit ausgerechnet das mittelamerikanische Land, in dem Óscar Arnulfo Romero gegen die damalige Militärdiktatur mit friedlichen Mitteln aufgestanden ist.“ Seinen Einsatz hat der 2018 von Papst Franziskus Heiliggesprochene mit dem Leben bezahlt, als er am 24. März 1980 von einem Mitglied der Todesschwadronen im Auftrag der Militärjunta am Altar erschossen wurde.

Für den Adveniat-Hauptgeschäftsführer sind die Parallelen zwischen den 1980er-Jahren und heute erschreckend: „Damals wurde die Militärdiktatur in El Salvador von den USA mit dem Hinweis auf eine angebliche Gefahr der Machtübernahme durch die Kommunisten unterstützt. Und heute hofiert die Trump-Administration einen Autokraten, der sich anbietet, das angebliche Migrationsproblem zu lösen, indem er sein Land zum Gefängnis-Außenposten der USA macht.“ Was die medial vorgeführten und bloßgestellten Menschen erwartet, sei kein Geheimnis. Denn von Menschenrechtsorganisationen und der Kirche des Landes sei hinreichend klar dokumentiert, dass Bukele bei seinem Kampf gegen die Jugendbanden, die für die Gewalt und eine der höchsten Mordraten verantwortlich gewesen sind, keineswegs nur Mitglieder der Maras ohne jedes Verfahren weggesperrt habe. Den Vorwand dafür liefert ihm der Ausnahmezustand, mit dem er nun schon drei Jahre regiert. „Unter den mehr als 80.000 verhafteten jungen Männern sind auch tausende Unschuldige“, so Pater Maier. Die Haftbedingungen sind menschenunwürdig. Die Gefangenen litten Hunger, würden medizinisch nicht ausreichend versorgt und Folter sei an der Tagesordnung.

Pater Matin Maier ist Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat.
Foto / Quelle: Adveniat/Martin Steffen

Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützt die Kirche und Menschenrechtsorganisationen in El Salvador dabei, die Gefangenen und ihre Angehörigen mit Lebensmittel- und Hygienepakten zu versorgen sowie durch Anwälte zu betreuen und vor Gericht zu vertreten. „Die Kirche gehört auch heute wieder zu den wenigen Instanzen, die an der Seite der Armen, der Ausgegrenzten und der Weggesperrten steht und für sie Partei ergreift“, erklärt der Adveniat-Hauptgeschäftsführer. Damit lebe die Kirche ihren christlichen Auftrag in der Nachfolge eines Óscar Romeros, der für Pater Martin Maier der Grund dafür war, vor 36 Jahren nach El Salvador zu gehen. „Auf der einen Seite habe ich ihn bewundert, weil er den Weg Jesu bis zur letzten Konsequenz gegangen ist, und auf der anderen Seite war ich entsetzt, dass ein Bischof während der Heiligen Messe ermordet wurde“, so der heutige Adveniat-Hauptgeschäftsführer. 1989 studierte er in El Salvador Theologie und musste miterleben, wie sechs Jesuiten sowie die Haushälterin und ihre Tochter ermordet wurden. Mehr als 70.000 Todesopfer hat der Bürgerkrieg bis 1992 in El Salvador gefordert. Für Pater Maier steht fest: „Wir brauchen heute dringender denn je einen neuen Óscar Romero, der gemeinsam mit den Menschen aufsteht – für Gerechtigkeit, für Menschenrechte, für Demokratie.“

In den Gefängnissen in El Salvador – hier das Penal de Zacatecoluca – sitzen auch tausende Unschuldige unter menschenunwürdigen Bedingungen ein.
Foto / Quelle: Adveniat/Stephan Neumann

Hintergrund

Adveniat, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland, steht für kirchliches Engagement an den Rändern der Gesellschaft und an der Seite der Armen. Getragen wird diese Arbeit von vielen Spenderinnen und Spendern – vor allem auch in der alljährlichen Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember. Adveniat finanziert sich zu 95 Prozent aus Spenden. Die Hilfe wirkt: Im vergangenen Jahr konnten 1.200 Projekte mit rund 31 Millionen Euro gefördert werden, die genau dort ansetzen, wo die Hilfe am meisten benötigt wird: an der Basis, direkt bei den Menschen vor Ort.

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