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12.04.2025
Christoph Brech aus München stellt seinen Entwurf „Memory“ vor, der realisiert werden wird.
Foto / Quelle: Wolfgang Maas

Erinnern, nicht beenden

Ein Mahnmal wird in der Brigidenkapelle im Paderborner Dom an die Opfer von sexuellem und geistlichem Missbrauch erinnern. Jetzt steht fest, welcher Entwurf umgesetzt wird.

von Wolfgang Maas
Paderborn

Memory“ – der Arbeitstitel zeigt bereits, welches Konzept Christoph Brech aus München mit seinem Entwurf eines Mahnmals verfolgt. Gedächtnis, Erinnerung, aber auch Andenken – so übersetzt der Künstler den Begriff. „Das Wort erinnert auch an das gleich­namige Kartenspiel“, so Brech und das werden die Betrachterinnen und Betrachter zukünftig in der Brigiden­kapelle so empfinden.

Im Zentrum des Mahnmals, das derzeit nur als Holzentwurf existiert, steht ein großer Tisch. In ihn werden 25 qua­dratische Wechselrahmen, die jeweils 39 mal 39 Zentimeter groß sind, eingearbeitet. Diese kann man umdrehen und sieht Motive, die von Missbrauchs­opfern stammen. Allerdings werde das Umdrehen nicht so leicht von der Hand gehen, es bleibt ein Widerstand. Doch darin sieht der Künstler kein Pro­blem. „Wer die Kapelle betritt, will sich mit dem Thema beschäftigen.“ Dabei spiele es keine Rolle, ob man einen oder mehrere der Wechselrahmen umdreht.

Im Laufe der Jahre sollen die Motive immer wieder ausgetauscht werden. Denn das Erinnern sei ein Prozess, der mit dem Mahnmal nicht ende. Das betonten Generalvikar Msgr. Dr. Michael Bredeck und Dom­propst Msgr. Joachim Göbel bei der Präsentation der insgesamt acht Entwürfe immer wieder.

Foto / Quelle: Wolfgang Maas

Reinhold Harnisch als Vorsitzender der Betroffenenvertretung im Erzbistum hofft, dass durch das Kunstwerk weitere Opfer den Mut finden, ihre Gefühle auszudrücken. Er war auch an dem Wettbewerb beteiligt, in dem von einer Jury Künstlerinnen und Künstler angesprochen wurden. „Sie waren belastet von dem, was sie erfuhren“, so Harnisch. Denn hinter jedem Entwurf stehen intensive Gespräche mit Opfern. Der Künstler Will Rumi aus Essen betonte deshalb: „Leid ist schwer darzustellen.“ In seinem Entwurf ist die Unschuld als Gestalt ohne Gesicht dargestellt, denn sie sei „für alle gleich“. Nina Koch hat einen anderen Ansatz und gestaltete Modelle von Bronze­figuren, die mitten in der Kapelle platziert werden sollen und Opfer sowie Täter symbolisieren.

Die erste Phase sei nun abgeschlossen, der Entwurf von der Jury ausgewählt. Wann das fertige Mahnmal dann enthüllt wird, das stehe noch nicht fest, wie Dom­propst Göbel betonte. Ebenso könne der Entwurf noch abgeändert werden, denn auch der Denkmalschutz müsse berücksichtigt werden. Fest steht aber: Es wird im Paderborner Dom ein deutlich sichtbares und erlebbares Mahnmal für die Opfer von sexuellem und geistlichem Missbrauch geben.

Zur Sache

Die acht eingereichten Entwürfe sind noch bis zum 18. Mai im Foyer des Diözesanmuseums zu sehen. Der Ort ist bewusst gewählt, da Interessierte so keinen Eintritt bezahlen müssen. Dort liegt zudem ein Flyer aus, der über das Thema Missbrauch informieren soll.

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