4 Min.
06.01.2025
Die Leitung der Deutschen Provinz der Kongregation der Schwestern der Christlichen Liebe setzt auf das gemeinsame Entwickeln von Visionen, Perspektiven und Wegen beim Provinzkapitel. V.l.n.r.: Schwester Ines Schmiegel, Schwester Cäcilia Struck, Provinzoberin Schwester Angelika Blochwitz, Schwester Renate Rautenbach, Schwester Maria Veronika Pasel.
Foto / Quelle: Thomas Throenle / Erzbistum Paderborn

Erprobungsraum für Synodalität

Auftrag der Mallinckrodt-Schwestern: Christliche Liebe in die Welt tragen / Schwestern der Christlichen Liebe praktizieren bei Provinzkapitel in Paderborn Synodalität.

Paderborn

Vom 1. bis 6. Januar versammelt sich die Kongregation der Schwestern der Christlichen Liebe zum „Provinzkapitel“ in ihrem Mutterhaus in Paderborn. Dies birgt eine ganz besondere Erfahrung für die sogenannten Mallinckrodt-Schwestern: „Das Provinzkapitel ist für uns als Ordensgemeinschaft eine Erfahrung praktizierter und gelebter Synodalität“, erklärt Schwester Clara Schmiegel SCC. Im alle sechs Jahre stattfindenden Provinzkapitel beraten und beschließen Ordensfrauen, die zuvor von allen Schwestern als Delegierte gewählt werden. Hinzu kommen die Schwestern in Leitungsfunktionen, die durch ihr Amt ins Kapitel gehören. Inhaltlich wird beim Provinzkapitel 2025 nach einem Weg in die Zukunft Ausschau gehalten: Die Schwestern der Christlichen Liebe werden immer älter und zahlenmäßig weniger, es kann nicht alles aufrechterhalten werden, was bisher geleistet wurde. Und dennoch bleibt der von der Gründerin Mutter Pauline von Mallinckrodt übernommene Auftrag: die Christliche Liebe in die Welt tragen.

Das Provinzkapitel der Schwestern der Christlichen Liebe in Deutschland findet nur alle sechs Jahre statt. Die Versammlung der Schwestern ist die höchste Entscheidungsinstanz der deutschen Provinz, alle Schwestern sind beteiligt. Die synodalen Beteiligungs- und Entscheidungsformen in der Kongregation der Schwestern der Christlichen Liebe gehen tiefer: Im Vorfeld des Kapitels können die Schwestern der Kongregation Vorschläge und Anträge einreichen. Seit einigen Jahren besteht für alle Schwestern zudem die Möglichkeit, am sogenannten „offenen Kapitel“ teilzunehmen: Alle Schwestern können bei den Beratungen im „offenen Kapitel“ präsent sein und sie können mitsprechen – so kann ein breites Meinungsbild eingeholt werden. Alles wird besprochen und während des Kapitels durch „Trend-Abstimmungen“ auf einen möglichen Konsens hin überprüft. „Dadurch sind die durch Wahl delegierten Schwestern in den eigentlichen Abstimmungsprozessen sicher, dass die Entscheidungen mitgetragen werden“, unterstreicht Schwester Clara Schmiegel, die selbst Kraft ihres Amtes als Ausbildungsleiterin am Provinzkapitel teilnimmt und mitarbeitet.

Daumen hoch für „Synodalität“: Eine Unterstützung und ein Plus-Punkt für einen hoffnungsvollen Weg in die Zukunft der Kongregation der Schwestern der Christlichen Liebe ist auch die geübte und gelebte Synodalität, die die Ordensfrauen beim Provinzkapitel beweisen: Aufeinander hören, gemeinsam entscheiden.
Foto / Quelle: Thomas Throenle / Erzbistum Paderborn

Zum ersten Mal werden beim aktuellen Provinzkapitel neben den Kongregationsmitgliedern zudem Laien dabei sein und beteiligt: „Es sind Menschen, die sich der Kongregation sehr verbunden fühlen und uns in vielen Bereichen unterstützen“, erläutert Schwester Clara. Die Beratungen im Provinzkapitel sind wichtig, denn angesichts der Veränderungen in der Kongregation – immer ältere und weniger Schwestern – berührt alle die Frage: „Was ist heute und hier unser Auftrag?“. „Eine Antwort auf diese in die Zukunft weisende Frage ist nicht leicht, aber ich bin gewiss, dass wir gemeinsam Visionen, Perspektiven und Wege finden werden“, unterstreicht Provinzoberin Schwester Angelika Blochwitz SCC. Was die Provinzoberin zuversichtlich macht? Ausschau zu halten nach Neuem, Wandel und Veränderung wurde der Kongregation quasi von der Gründerin, der seligen Mutter Pauline von Mallinckrodt, in die DNA der Kongregation eingeschrieben: Was mit der Fürsorge für blinde Kinder begann, erweiterte und veränderte sich in den letzten Jahrzehnten hin zum Engagement in Bildung und Seelsorge. Die 175 Jahre des Bestehens der Kongregation der Schwestern der Christlichen Liebe sind eine Zeit der Veränderung und des Wandels.

Bereits bei der Feier des 175-jährigen Bestehens der Kongregation im August 2024 hatte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz betont: „Das Gründungs-Charisma der Kongregation der Schwestern der Christlichen Liebe hat auch nach 175 Jahren nichts an Dynamik und Anspruch verloren. Es will in je neuen Zusammenhängen neu gelebt werden.“ Der Paderborner Erzbischof hatte beim Jubiläum dazu aufgerufen, dem von Mutter Pauline gesetzten Ur-Impuls und dem Gründungs-Charisma der Mallinckrodt-Schwestern „Nur die Liebe zählt“ zu trauen: „In den Nöten der sich verändernden Zeiten hat die ‚Liebe‘ angetrieben, zu handeln und konkrete Not zu lindern. Die Liebe und ihre kreative Kraft hat die Schwestern zu allen Zeiten immer neu entdecken lassen, ‚was Not tut‘.“ Es komme darauf an, aus der ursprünglichen Kraft des Anfangs zu leben und darauf zu vertrauen, dass das „Ursprungs-Charisma“ seine Kraft nicht verliert. Erzbischof Dr. Bentz erklärte zum Jubiläum, dass sich dabei allerdings die Art und Weise verändern könne, wie das „Ursprungs-Charisma“ gelebt und vergegenwärtigt wird.

Eine Unterstützung und ein Plus-Punkt für einen hoffnungsvollen Weg in die Zukunft der Kongregation der Schwestern der Christlichen Liebe dürfte auch die geübte und gelebte Synodalität sein, die die Ordensfrauen beim Provinzkapitel beweisen: Aufeinander hören, gemeinsam entscheiden.

Zur Person: Pauline von Mallinckrodt

Am 3. Juni 1817 in Minden geboren ist Pauline von Mallinckrodt Gründerin der Kongregation der Schwestern der Christlichen Liebe. Sie starb am 30. April 1881 in Paderborn. 1985 wurde sie von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Die Kongregation der Schwestern der Christlichen Liebe wurde 1849 von der seligen Pauline von Mallinckrodt gegründet, zunächst mit dem Ziel, für blinde Kinder zu sorgen. Der Orden wuchs schnell und übernahm Aufgaben im Bildungsbereich, gründete und führte Kindergärten und Schulen. Ein weiterer Schwerpunkt war und ist die Exerzitienarbeit. Später kam das Engagement in der Krankenpflege hinzu. Noch im 19. Jahrhundert expandierte der Orden nach Süd- und Nordamerika. Heute gibt es Schwestern der Christlichen Liebe in Europa, Amerika und Asien. Mittlerweile stehen vor allem seelsorgliche und erzieherische Aufgaben im Vordergrund. Das weltweite Generalat des Ordens hat seinen Sitz im Mutterhaus in Paderborn, ebenso das Provizialat. Der Kongregation gehören aktuell weltweit 300 Schwestern an, davon 77 in Deutschland.

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen