Frieden gibt es nur durch Dialog
Frieden im Heiligen Land liegt nach Einschätzung des Paderborner Erzbischofs Udo Bentz derzeit „in weiter Ferne“.
Frieden im Heiligen Land liegt nach Einschätzung des Paderborner Erzbischofs Udo Bentz derzeit „in weiter Ferne“. Denn ein Ende der militärischen Gewalt bedeute noch lange keinen Frieden, erklärte er zum Abschluss eines mehrtägigen Besuchs in Jerusalem. Frieden könne „nicht von oben aufgezwungen werden, sondern nur im gemeinsamen Dialog und im gegenseitigen Verständnis entstehen“.
Gerade seine Treffen mit jungen Menschen hätten ihn sehr bewegt, so der Vorsitzende der Arbeitsgruppe der katholischen Deutschen Bischofskonferenz für den Nahen und Mittleren Osten. „Ich nehme die drängende Sehnsucht der Menschen nach Frieden, Stabilität und Sicherheit mit nach Hause. Klar ist: Die Gewalt muss auf allen Seiten ein Ende finden“, hieß es in einer Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn vom Sonntag.
Bentz führte in Jerusalem Gespräche mit Kirchenvertretern wie dem Lateinischen Patriarchen Erzbischof Pierbattista Pizzaballa und dem Vatikanvertreter in Israel und dem Heiligen Land, Erzbischof Adolfo Tito Yllana. Sie hätten gezeigt, dass Frieden nur durch ein gleichberechtigtes Miteinander von Israelis und Palästinensern, Juden, Christen und Muslimen entstehen könne. Ihr Auftrag sei, „Anwalt der Würde aller Menschen zu sein – und nicht politischer Akteur“.
Mit dem Deutschen Botschafter in Israel, Steffen Seibert, tauschte sich Bentz demnach über die Frage aus, inwieweit man der radikalislamischen Hamas, die nicht nur eine Organisation, sondern auch eine Ideologie darstelle, den Nährboden entziehen könne. Bei einem Besuch der internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem legte der Erzbischof einen Kranz für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus nieder.
Misstrauen sei vielfach in Hass umgeschlagen.
Der 7. Oktober und der folgende Gaza-Krieg hätten viele Menschen traumatisiert, so das Fazit des seit vier Wochen amtierenden Paderborner Erzbischofs. Misstrauen sei vielfach in Hass umgeschlagen. Neben die Sorge um die Geiseln und die Vermissten trete auch die humanitäre Situation der Menschen im Gazastreifen. „Das ist erschütternd, und immer wieder wird auch in diesem Konflikt die Frage nach der Verhältnismäßigkeit als ein wichtiges völkerrechtliches Kriterium in Kriegssituationen gestellt“, so der vormalige Mainzer Weihbischof. Zudem hätten im Schatten des Gaza-Krieges im Westjordanland völkerrechtswidrige Siedlungsaktivitäten und Siedlergewalt zugenommen.
Bentz hatte bei seiner Reise die Deutsche Bischofskonferenz bei den 50-Jahr-Feiern des „Theologischen Studienjahrs Jerusalem“ vertreten, bei dem bislang rund 1.200 katholische und evangelische Theologiestudierende aus dem deutschen Sprachraum ein zweisemestriges Spezialstudium in Ökumene, Bibelkunde, interreligiösem Dialog und Nahost-Zeitgeschichte absolvierten. „Dass junge Menschen die eigene Komfortzone verlassen und Brückenbauer über ethnische, kulturelle und religiöse Grenzen hinweg sind, ist ein starkes Zeichen“, so der Erzbischof.
Auch wenn die Zahl der Theologiestudenten sinke, müsse das Studienjahr an diesem einzigartigen Wissenschaftsstandort fortgesetzt und sein außerordentliches Profil weiter geschärft werden, hatte Bentz zuvor in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) gesagt. Die Dormitio-Abtei auf dem Zionsberg, wo das Studienjahr seinen Ort hat, „bietet nicht nur einen besonderen geistlichen Ort, sondern schon jetzt begegnen hier einander Vertreter von Kirchen, der internationalen Völkergemeinschaft und der Wissenschaft“.