Um den Alltag der Menschen vor zwei- oder dreitausend Jahren möglichst lebensnah nachvollziehen zu können, ist alles so echt und detailliert wie möglich angelegt und nachgebaut.
Foto / Quelle: Bibeldorf

Für einen Tag wie zu Zeiten Jesu leben

Das „Buch der Bücher“ fasziniert die Menschen seit Jahrhunderten. Die Welt der Antike, die darin geschildert wird, kann man in Rietberg entdecken und selbst erleben.

Rietberg

Es war eine Entscheidung, die sich im Nachhinein als ideal erwiesen hat: Als die evangelische Kirchengemeinde in Rietberg vor über 20 Jahren das brachliegende Gelände eines ehemaligen Klärwerkes kaufte, um dort etwas Besonderes zu realisieren, mag bei manchem angesichts der Idee die Skepsis überwogen haben. Doch die Zweifler wurden eines Besseren belehrt: Heute ist das Bibeldorf mit seinem Freilichtmuseum ein päda­gogischer Lernort, der Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen das Alltagsleben zur Zeit der Bibel nahebringt und jährlich über 30 000 Besucher anzieht.

Gleichzeitig ist das Rietberger Projekt ein Beispiel dafür, was aus einer guten Idee gepaart mit großem Engagement erwachsen kann und weiter wächst: Jahr für Jahr wird das rund 35 000 Quadratmeter große Gelände ausgebaut – mit ungeheurem ehrenamtlichen Einsatz. Laut Eva Fricke vom Leitungsteam dürften so im Laufe der Jahre mehr als 500 000 Stunden zusammengekommen sein.

Wer das Dorf betritt, fühlt sich sofort um mehr als 2 000 Jahre zurückversetzt und kann für einen Tag oder ein paar Stunden ein Leben führen, wie es die Zeitgenossen Jesu getan haben. Viel Wert wird dabei auf Authentizität gelegt: Egal, ob beim Brotbacken oder bei den Gebäuden von der Zollstation über ein Römerhaus bis zur Synagoge. Um den Alltag der Menschen vor zwei- oder dreitausend Jahren möglichst lebensnah nachvollziehen zu können, ist alles so echt und detailliert wie möglich angelegt und nachgebaut. So sind die Zelte im Nomadenlager aus Ziegenhaar gewebt oder in der Landwirtschaft werden Geräte verwendet, die schon Moses, Abraham und ihre Zeitgenossen kannten und bei der Feldarbeit benutzten: Olivenpresse, Einscharpflug und Dreschschlitten. In der Zimmerei oder der Seilerei ­erleben die Besucher, wie anstrengend, aber auch befriedigend es ist, etwas wirklich in Handarbeit zu fertigen.

Das Bibeldorf entstand vor gut 20 Jahren. Es ist deutschlandweit einmalig.
Foto / Quelle: Bibeldorf

Ein umfangreiches pädagogisches Programm wendet sich speziell an Schulklassen. Wohl selten dürfte ein außerschulischer Lernort so viel Begeisterung wecken wie dieser, wenn Schülerinnen und Schüler in antike Gewänder und in eine ganz andere Rolle schlüpfen. Das Rietberger „Museum zur Welt und Umwelt der Bibel“ ist aber auch ein beliebter Treffpunkt für die evangelische Gemeinde und viele Gruppen darüber hinaus. In der großen Basilika auf dem Gelände können zum Beispiel Gottesdienste gefeiert werden. Zum normalen Programm kommen im Laufe des Jahres zahlreiche Angebote wie „Lebendige Museumstage“, ein Passionsspiel oder die orientalische Weihnacht.

Infobox 

Das Bibeldorf an der Jerusalemer Straße 2 in Rietberg ist in diesem Jahr vom 21. ­April bis zum 6. Oktober geöffnet, und zwar immer mittwochs bis sonntags von 14.00 bis 18.00 Uhr; Tel.: 0 52 44/97 49 74, E-Mail: info@­bibeldorf.de, Internet: www.bibeldorf.de

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