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08.08.2024
Viel Platz in der Rollstuhl-Loge des Dortmunder Stadions für Bahri (hinten) und Amin.
Foto / Quelle: Malteser

Fußballfans auf Achse

Bahri Özyörük aus Gütersloh ist Malteser durch und durch. Und er springt auch in seiner Freizeit ein.

Gütersloh/Dortmund

Was macht ein Malteser Fahrdienstmitarbeiter in seiner Freizeit? Ausspannen? Falsch. Bahri Özyörük fährt ehrenamtlich mit Amin von Gütersloh zum EM-Spiel Türkei gegen Portugal von Gütersloh nach Dortmund.

Amin ist auf Grund einer fortschreitenden und lebensverkürzenden Muskelerkrankung auf den Rollstuhl angewiesen. Und ein Riesen-Fußballfan. Fahrer Özyörük, den auf eigenen Wunsch alle Bahri nennen, und Amin kennen sich schon lange. Bis zu Amins Schulabschluss im Sommer 2023 fuhr Bahri ihn regelmäßig mit dem Malteser Fahrdiensttransporter zum Unterricht und anschließend wieder zurück nach Hause.

Amin hat einen super Ausblick auf das Spielfeld.
Foto / Quelle: Malteser

Aber auch im vergangenen Jahr, während Amin eine Online-Ausbildung von zuhause aus begann, riss der Kontakt zu seinem ehemaligen Fahrer nicht ab. So war es für Amins Mutter selbstverständlich, dass Bahri und seine Frau zu Amins 18. Geburtstag eingeladen wurden. Ein schönes Fest. Das beste Geschenk: Auf Grund einer Absage eines anderen Rollstuhlfahrers rückte Amin nach und durfte zum EM-Spiel Türkei gegen Portugal nach Dortmund kommen. Spontan sagte Bahri als Fahrer zu und organisierte mit Unterstützung der Malteser Dienststelle OWL das passende Fahrzeug. Gegen Mittag am 22. Juni ging es für die beiden los nach Dortmund. Am Austragungsort war für Zuschauer mit Rollstuhl alles perfekt vorbereitet: freie Durchfahrt zum stadionnahen Parkplatz, nette Ordner und aufmerksame Volunteers, die die beiden zu ihren Zuschauerplätzen brachten.

Einzigartiges Erlebnis

Die Aufregung und Freude waren riesig. Amin hatte mit Hilfe seiner Familie ein Schild gebastelt, mit dem er die Aufmerksamkeit seines Fußballidols Christiano Ronaldo auf sich ziehen wollte. Fahrer Bahri dagegen drückte vor allem für sein Heimatland Türkei fest die Daumen. Am Ende stand es 3 : 0 für Portugal. Zwar gab es für Amin kein Ronaldo-Trikot und Bahri musste die türkische Niederlage verdauen, aber beide waren sich einig: „Das war ein einzigartiges Erlebnis, das wir sicher nicht so schnell vergessen werden! Die Atmosphäre im Stadion zu spüren und ein Teil davon zu sein war super.“ Voller Eindrücke und Emotionen ging es wieder zurück nach Gütersloh. Erst gegen 24 Uhr war der lange Tag für beide zu Ende.

Auch in Zukunft wird Bahri mit der Familie von Amin nicht nur privat, sondern auch beruflich in Kontakt bleiben. Amins kleiner Bruder Karim ist ebenfalls an Muskeldystrophie erkrankt und auch seit kurzem auf den Rollstuhl angewiesen. Im Sommer wechselt Karim auf die weiterführende Schule. Der Malteser Fahrdienst wird ihn – wie zuvor seinen Bruder – hin und zurück bringen. Am Steuer: natürlich Bahri. Irgendwie sind sie alle ziemlich beste Freunde.

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