Gedenkort aller Konfessionen
Friedhöfe sind Zeitzeugen der Geschichte. Ein solcher Ort ist der Friedhof Lübbecke, auf dem Angehörige aller Konfessionen beigesetzt werden.
Bei den Bestattungen in den verschiedenen Religionen gibt es viele unterschiedliche Rituale und Gebräuche, sich von den Verstorbenen zu verabschieden. Alle Kulturkreise und Religionsgemeinschaften haben ihre eigenen Vorstellungen vom Leben nach dem Tod und binden diese in ihre jeweilige Bestattungskultur ein. Dies zeigt sich auch an den Symbolen, die sich aus unterschiedlicher Perspektive auf Tod und Auferstehung beziehen.
Der kommunale Lübbecker Friedhof, auf dem seit 1839 bestattet wird, verbindet alle Religionen miteinander. Er ist nicht nur ein Spiegel dafür, wie sich im Laufe der Zeit die Friedhofskultur gewandelt hat, er bietet zugleich einen Überblick darüber, wie unterschiedliche Konfessionen und Weltanschauungen ihrer Toten gedenken.
Lindenallee als Schmuckstück des Friedhofs
Gerade in unserer heutigen Zeit, in der oftmals Menschen gegeneinander aufgewiegelt werden und Hetze gegen Religionsgruppen salonfähig zu werden scheint, ist es gut zu wissen, dass es Orte gibt, die uns zeigen: Ein friedvoller Umgang miteinander und eine gemeinsame Gedenkkultur sind möglich. In Lübbecke finden wir alle Bestattungsformen vom repräsentativen Familiengrab bis zum Urnengrab unter einem Baum und ebenso von der muslimischen Tradition geprägte Grabstellen. Als Schmuckstück des Friedhofes gilt die im Jahr 1896 gestaltete Lindenallee, die sich heute als Brunnengalerie mit ihren alten Bäumen in der Mitte von Nord nach Süd erstreckt.
Die erste Erwähnung eines Friedhofes in Lübbecke geht auf das Jahr 1305 zurück. Änderungen des Preußischen Landrechts im Jahr 1799 ließen Beisetzungen innerhalb des Stadtkerns nicht mehr zu. Zudem war die noch verfügbare Fläche nicht mehr ausreichend für die Anlage weiterer Gräber. Mit dem Anwachsen der Bevölkerung im 18. Jahrhundert ergab sich der Bedarf eines neuen Friedhofes, der 1839 angelegt wurde. Im Zuge einer Erweiterung wurde auch ein jüdischer Friedhofsteil angegliedert. Ursprünglich besaß die jüdische Gemeinde einen Friedhofsplatz in der Feldmark in der Nähe der Rahdener Straße, der wiederholt angepasst und erweitert werden musste. Der letzte Zukauf zwischen den beiden Weltkriegen erfolgte im Jahr 1926. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es wiederholt zu Zukäufen. Der letzte Friedhofsteil wurde am 18. November 1998 eingeweiht.
Seit 1950 wird die städtische Friedhofskapelle, nach dem Entwurf des Lübbecker Architekten Bünemann, genutzt. Sie steht, wie auch der Friedhof selbst, allen Konfessionen und Weltanschauungen gleichermaßen zur Verfügung. Sie bietet rund 200 Trauernden Platz.
Info
Der Friedhof grenzt im Norden auf rund 150 Metern an die Gehlenbecker Straße. An ihrem Westende im Bereich der Gärtnerei befindet sich ein kleiner Besucherparkplatz. Eingänge liegen im Norden an der Gehlenbecker Straße, im Osten an „Am Friedhof“ und im Südwesten von einem Fußweg. Seit 1990 ist der Friedhof denkmalgeschützt und führt die Denkmalnummer 70.